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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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diesmal, denn er war noch immer außer Atem. Laura blieb ihm auf den Fersen.
    «Und was ist mit der Verstärkung? Ich kann das wirklich nicht allein machen.»
    «Sie wissen genau, dass uns Hunderte von Beamten fehlen. Ich werde sehen, was ich tun kann. Wie geht es übrigens Baumann?»
    «Nicht besonders gut.»
    «Tut mir wirklich leid. Grüßen Sie ihn von mir.»
    Inzwischen hatten sie den Innenhof des Präsidiums erreicht, und Becker steuerte auf einen großen dunkelblauen BMW zu, während Laura neben ihrem angerosteten Mercedes stehen blieb. Er winkte mit erhobenem Arm, ohne sich zu ihr umzuwenden, und Laura suchte angestrengt nach einem passenden lateinischen Satz, doch leider fiel ihr keiner ein.

    Nur ein paar schwächliche Sonnenstrahlen drangen durch die schwarzen Äste der Kastanienbäume im Biergarten des Hofbräus. Die dicken klebrigen Knospen waren gerade erst aufgeplatzt, und die pelzigen Blattgespinste mit den flaumigen, winzigen Blütenkerzen wirkten ein bisschen wie frisch geschlüpfte Küken.
    Wenige Unbeirrbare saßen an den langen Tischen, als wären sie von den warmen Herbsttagen des vergangenen Jahres übriggeblieben. Angesichts der Maßkrüge voll kalten Bieres überlief Laura ein Frösteln.
    Nahe der Hauswand des alten Gasthofs fand sie schließlich einen windgeschützten Platz, trotzdem wickelte sie ihren Schal fester um sich. Sie bestellte Spinatpfannkuchen mit Parmesan und eine Kanne schwarzen Tee.
    «Geht’s schnell?», fragte sie die Kellnerin, eine Grauhaarige mit zerknittertem Gesicht und sehr großen Füßen.
    «So schnell’s halt geht», antwortete die und wischte mit ihrer Handfläche ein paar Brösel vom Tisch. Dann bewegte sie sich langsam Richtung Küche, ratschte aber noch mindestens eine Minute lang mit einem der einsamen Biertrinker, bevor sie im Haus verschwand. Der Biertrinker hatte einen Brotkorb vor sich stehen. Laura hielt ihre Hände flach vor sich und beobachtete interessiert das leichte Zittern. Total unterzuckert, dachte sie, gab sich einen Ruck, ging zu dem Mann hinüber und fragte, ob sie eine der Brezen nehmen dürfe.
    «Nehman’s den ganz’n Korb», brummte der. «San eh lätschat, die Brez’n. Wia Gummi san’s! Gibt ja nix G’scheids mehr heit. Ned amoi’s Bier is so guat wia früher! Grod, dass ma’s no dringa ko!»
    Laura murmelte einen Dank und betrachtete den Mann kurz von der Seite. Er sah wirklich aus, als hätte er den ganzen Winter über hier gesessen. Den Kragen seiner Lodenjoppe hatte er hochgeschlagen, sein Gesicht mit der großen rötlichen Nase war zerfurcht, und der graue Schnauzbart war sicher seit Monaten nicht mehr gestutzt worden. Der letzte Münchner Grantlhuber, dachte Laura und lächelte ihm zu, doch er starrte in seinen Maßkrug und würdigte sie keines Blickes.
    Trotz ihrer Mängel wirkte die Gummibreze auf Laura wie ein Lebenselixier, und als Rupert Kilian durch den Biergarten auf sie zukam, fühlte sie sich erheblich besser. Der Kriminalhauptkommissar hatte sich kaum verändert, war noch immer schlank, drahtig und braungebrannt. Seine Schritte knirschten auf dem feinen Kies, und er hob grüßend den Arm zu einem lauten «Salve». Gleich darauf schüttelte er kräftig Lauras Hand, und sie bemerkte, dass die Linien um seinen Mund tiefer geworden waren.
    «Gut schaust aus – also, worum geht’s?»
    In diesem Augenblick brachte die Kellnerin Lauras Tee und blieb abwartend neben Kilian stehen, ohne ihm eine Speisekarte anzubieten. Er bestellte ein Haferl Kaffee und zwei Portionen Apfelstrudel ohne Schlagrahm.
    «Sie, des is fei a Biergarten», sagte die Kellnerin.
    «Ja, i woass. Aber i mog koa Bier!»
    Sie starrte Kilian kurz an, schob ihren Unterkiefer nach vorn und kniff die Augen zusammen. Doch ehe ihr eine schlagfertige Antwort einfiel, lächelte der Kommissar sie an und fragte ruhig: «Krieg ich jetzt meine zwei Portionen Apfelstrudel oder nicht?»
    Sie schluckte, knetete ihre Schürze, nickte und verschwand, diesmal sehr schnell, im Haus.
    «Das wäre geschafft», grinste er. «Und jetzt zu dir, Laura.»

    Während sie Spinatpfannkuchen aß, blätterte Kilian im Aktenordner, den Laura ihm in die Hand gedrückt hatte. Zwischendurch schob er ein Stück Apfelstrudel in den Mund, trank einen Schluck Kaffee und tupfte sich die Lippen mit der weißen Papierserviette ab. Laura hatte ihn kurz in die Situation eingeweiht, er hatte ein bisschen unbehaglich das Gesicht verzogen und gemeint, dass er sich das fragliche Protokoll anschauen

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