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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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schlimm ist es nicht, Commissario. Aber wenn Sie meinen … warum reden wir eigentlich nicht mit diesem Rieti?»
    «Weil ich um acht mit Dottor Salvia zum Essen verabredet bin. Er will mir die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung … ach, was rede ich! Ich habe Hunger, und das ist mir im Augenblick wichtiger als dieser arrogante Banker.»
    «Bravo, Commissario!», grinste Tommasini und verkniff sich die Bemerkung über Reiche, die ihm schon auf der Zunge lag. Stattdessen lockerte er die Schnürsenkel seines rechten Schuhs und lehnte sich erleichtert im Beifahrersitz zurück, während der Commissario den Wagen Richtung Siena steuerte.

Kommissar Baumann schlief, als Laura kurz vor sechs auf Zehenspitzen an sein Bett schlich. Die Schwellungen in seinem Gesicht hatten sich noch dunkler verfärbt, und er lag so still, dass Laura sich zu ihm hinabbeugte, um sicher zu sein, dass er atmete. Ein paar Minuten blieb sie bei ihm stehen, schaute auf seine unverletzte Hand. Eine schöne Hand. Schlank, kräftig. Laura kam das Wort wohlgeformt in den Sinn.
    Ich hab ihn richtig gern, dachte sie. Nicht so sehr, dass ich eine Affäre mit ihm anfangen würde, aber er ist mehr als nur ein Kollege. Ich bin gern mit ihm zusammen. Er fehlt mir jetzt schon.
    Leise ging sie zur Tür, an der sie sich noch einmal nach ihm umschaute. Er rührte sich nicht. Erst jetzt fiel Laura auf, dass auf dem Schränkchen neben seinem Bett ein Glas mit einer roten Rose stand. Wer ihm die wohl mitgebracht hatte? Eine neue Freundin? Peter Baumann hatte ständig neue Freundinnen. Sicher schien das aber nie zu sein, denn Laura hatte noch keine zu Gesicht bekommen.
    Vielleicht hatte Claudia die Rose mitgebracht. Aber das war eher unwahrscheinlich, denn Claudia war kein Typ, der mit symbolischen Blumen leichtfertig umging.
    Irgendwie beruhigte es Laura, dass neben Peter Baumanns Bett eine rote Rose stand. Immerhin eine rote Rose. Als Angelo Guerrini angeschossen worden war, stand die halbe Belegschaft der Questura von Siena vor seinem Krankenzimmer. Das sind die feinen Unterschiede zwischen Deutschland und Italien, dachte Laura und machte sich auf den Heimweg.
    Auf halber Strecke fiel ihr ein, dass Sofia diesen Abend bei Vater und Bruder verbringen wollte, deshalb beschloss sie, ins Präsidium zu fahren. Dort konnte sie besser nachdenken als zu Hause, manchmal jedenfalls. Außerdem bestand die Gefahr, dass sie sich in ihrer leeren Wohnung einsam fühlen würde.
    Es war noch so hell, als wäre Nachmittag, der Verkehr schleppte sich dahin, die Gehsteige quollen über von Menschen. Mit Beginn der Sommerzeit schienen die Tage kein Ende nehmen zu wollen.
    Ungeduldig trommelte Laura mit zwei Fingern auf das Steuerrad. Sie hatte keine Ahnung, wo sie bei dieser vertrackten Geschichte ansetzen sollte. Kriminaloberrat Becker hatte deutlich signalisiert, dass er mit der Sache nichts zu tun haben wollte, der Kollege Kilian ebenfalls.
    Angelo Guerrini hatte noch immer nicht angerufen. Diese Erkenntnis traf Laura so plötzlich, dass sie bremste, obwohl sich die Wagenkolonne vor ihr gerade in Bewegung gesetzt hatte. Hinter ihr ertönte wildes Hupen, und sie hätte am liebsten alle unanständigen deutschen und italienischen Handzeichen durch das Wagenfenster gemacht – vom Stinkefinger bis zum Gehörnten, eins nach dem anderen.
    Aber es brachte ja nichts. Manchmal kam ihr die Stadt vor wie ein übervölkerter Rattenkäfig, in dem jeder den anderen wegbeißt. Heute war so ein Rattenkäfigabend.
    Als sie endlich in den Hof des Polizeipräsidiums einbog, seufzte sie vor Erleichterung, und nachdem sie den Motor ausgeschaltet hatte, blieb sie noch ein paar Minuten lang sitzen und versuchte halbherzig eine Meditationsübung. Es ging nicht. In ihrem Kopf schwirrte ein Fliegenschwarm. Es gelang ihr nicht einmal ansatzweise, sich auf ihren Atem zu konzentrieren. Fetzenkopf, das war die richtige Bezeichnung für ihren augenblicklichen geistigen Zustand. Fetzenköpfe hatte ihr erster Dezernatschef seine Mitarbeiter genannt, wenn sie sinnlos herumermittelten.
    «Fetzenkopf an einem Rattenkäfigabend», sagte sie laut und stieg aus dem Wagen.
    Auf dem Weg in ihr Büro fragten sie einige Kollegen nach Peter Baumanns Zustand. Immerhin. Es schien sich herumzusprechen. Alle richteten Grüße an ihn aus.
    «Besucht ihn selbst. Das hilft ihm am meisten», antwortete sie allen.
    Dann knallte sie ihre Tür zu und schloss ab. Zwanzig nach sechs. Die untergehende Sonne beleuchtete die Türme

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