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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Knast gesehen!»
    Mit gesenktem Kopf und gerunzelten Augenbrauen murmelte Fernando etwas Unverständliches vor sich hin. Plötzlich schaute er auf und suchte Angelos Blick. «Hat er das wirklich getan? Dich erpresst? Sein Vater hätte niemals so gehandelt! Die Jungen sind …»
    «Ach, mach dir doch nichts vor, papà! Der Alte hätte genauso gehandelt, wenn ich ihm in die Quere gekommen wäre!»
    Fernando knetete seine Hände.
    «Und jetzt sag nicht, dass es meine Schuld ist, wenn ich ihm in die Quere komme. Sag es ja nicht!»
    Fernando schüttelte den Kopf. «Hat er dich ein zweites Mal …?»
    «Nein, aber das kann noch kommen. Diesmal ist es ein Bankdirektor, der meint, mit solchen unsauberen Geschichten seinen Kopf retten zu können.» Wütend griff Angelo nach einem Keks und steckte ihn in den Mund, ohne ihn zuvor in Vinsanto zu tauchen.
    «No!»
    «Che, no?»
    «Du darfst diese biscotti nicht einfach in den Mund stopfen, wenn du wütend bist! Du schmeckst nichts, nur deine Wut. Nicht einmal eingetaucht hast du ihn, so wütend bist du!»
    Verblüfft sah Guerrini seinen Vater an und fing an zu lachen. «Sei incredibile, papà! Deine Art, von wichtigen Dingen abzulenken, ist unschlagbar.»
    «Ich habe mindestens drei Stunden gebraucht, um diese biscotti zu backen, da kann ich nicht zusehen, wie mein Sohn sie einfach zerkaut und wegschluckt, als würde er Mörtel fressen! Also, was ist mit diesem Bankdirektor?»
    «Er hat meine Versetzung nach Siena ausgegraben und deine Madonnengeschäfte samt Kontrollen der Finanzpolizei. Wenn er oder seine Anwälte es geschickt anfangen, sind wir alle beide geliefert.»
    «Dann sollten wir uns nicht streiten, sondern gemeinsam überlegen, was wir dagegen machen können! Penso io!»
    «Gar nichts können wir machen, penso io! Vielleicht hilft beten. Aber klein beigeben werde ich diesmal nicht! Ich wollte es, aber jetzt habe ich die Unterstützung des Questore, und deshalb mache ich weiter. Verstehst du?»
    «Warum willst du den Helden spielen, eh? Davon kannst du dir nichts kaufen. Im Krieg haben wir Helden gespielt, und die meisten haben es nicht überlebt.»
    «In diesem Land muss sich etwas ändern. Und am besten fangen wir bei uns an, bei dir und mir. Ich will, dass du deine Geschäfte mit Colalto beendest, sofort. Und vielleicht kannst du sogar über deinen Schatten springen und dich ein bisschen schuldig fühlen.»
    «Ma, Angelo! Sie laufen gut, die Geschäfte. Wenn ich sterbe, dann erbst du eine ganze Menge, das kann ich dir versprechen!»
    «Wenn du nicht damit aufhörst, dann verspreche ich dir eines: Ich werde das ganze Geld der Antimafia spenden, und es wird das letzte Mal sein, dass wir zusammen cappone in agrodolce essen! Hast du mich verstanden?»
    Tonino fing plötzlich an zu bellen, als spürte er den Ernst der Lage. Es war das brüchige, heisere Bellen eines alten Hundes, und es hatte etwas Anrührendes, wie das Zittern einer Hand, die ihre Kraft verloren hatte. Langsam streckte Fernando seinen Arm aus und legte die Hand auf Toninos Kopf. Sie zitterte nicht.
    «Schon gut, Alter», murmelte er. «Angelo hat ja recht, wenn er so wütend ist.» Dann richtete er sich geradezu würdevoll auf und räusperte sich. «Also, die letzte Lieferung von Madonnenreliefs ist vor einer Woche rausgegangen. Ich verspreche dir, dass es die letzte war.»
    «Santa Caterina! Vor einem Jahr hast du mir gesagt, dass du geschäftlich kaum noch etwas machst. Du hast es doch auch nicht nötig, oder?»
    «Nein, aber es macht Spaß.»
    «Was macht Spaß? Zu wenig Steuern zahlen und mit der Camorra arbeiten?»
    «Ich arbeite nicht mit der Camorra! Es macht Spaß, mit über achtzig noch was auf die Beine zu stellen, das meine ich. Warte nur, bis du so alt bist wie ich und keiner in der Questura dem ehrenwerten Commissario Guerrini eine Träne nachweint. Dann wärst du froh um ein paar Madonnen, die du in Amerika verkaufen kannst!»
    «Nein.»
    «Doch!»
    «Lassen wir das.»
    «Bene, lassen wir es.»
    «Versprichst du mir, dass du ganz aufhörst?»
    Der alte Guerrini seufzte tief, trank einen Schluck Vinsanto, verzog das Gesicht und hustete.
    «Also, was ist?»
    «Ich verspreche es dir. Aber keine Ahnung, wie ich das Colalto erklären soll.»
    «Sag ihm, dass du zu alt wirst für solche Geschäfte und es dich zu sehr anstrengt. Sag ihm, dass du krank bist.»
    «Und was sage ich der Keramikwerkstatt, der Brennerei? Da hängen Arbeitsplätze dran, Angelo!»
    «Gib ihnen die Adressen deiner

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