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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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aufgetaucht war. Einen Ellbogen lässig auf den Tresen gestützt, lächelte sie den Empfangschef an und bat ihn, sie im Zimmer anzurufen, sobald Signora Hardenberg zurückkomme. Sie müsse dringend etwas mit ihr besprechen.
    «Aber selbstverständlich, Signora! Haben Sie sonst noch Wünsche?» Auch er lächelte, nicht geschäftsmäßig oder in antrainierter Höflichkeit, sondern mit Wärme und einem Hauch jener dunklen Tiefe, aus der Erotik bestand. Laura sah einfach nur zu, nahm auch den etwas zu langen Blickkontakt zwischen den beiden wahr, als sich Susanne Ullmann halb abwandte, um zum Fahrstuhl zu gehen.
    «No, grazie. Das wäre alles», rief sie über die Schulter. «Ich werde mich noch etwas ausruhen.»
    Laura betrat den Aufzug dicht hinter ihr und lehnte sich gegenüber von Susanne Ullmann an die Wand. Die junge Frau streifte sie mit gleichgültigem Blick, schaute dann an ihr vorbei und verließ den Fahrstuhl im zweiten Stock. Wieder folgte ihr Laura, deren Zimmer ebenfalls auf der zweiten Etage lag. Susanne Ullmann drehte sich kurz nach ihr um, ehe sie ihre Zimmertür aufschloss und verschwand.
    Langsam ging Laura weiter, vorbei an einer Sitzgruppe unter großen Zimmerpalmen und einem jungen Mann, der dort in Tuttosport las, vor sich auf dem runden Glastisch eine leere Espressotasse. Er sah nicht auf, als Laura an ihm vorüberging, aber sie war sicher, dass er ihr nachschaute, weshalb sie sich blitzschnell umwandte. Ebenso blitzschnell senkte er den Kopf über seine Zeitung.
    Bulle, dachte Laura. Angelo hatte Wort gehalten. Vielleicht war er ebenfalls im Hotel, nur wenige Meter von ihr entfernt … vielleicht ahnte er, dass sie kommen würde, oder wusste bereits, dass sie da war. Vielleicht würde der unauffällige Zeitungsleser unter den Zimmerpalmen gleich nach seinem Handy greifen und Guerrini die Ankunft des Commissario tedesco melden. Laura spürte ein bekanntes Ziehen in der Magengegend, ging schneller, flüchtete sich in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Es war doch kein dummes Spiel. Dumme Spiele verursachten kein Ziehen im Magen.
    Sie stellte den Koffer auf die Ablage und ließ den Raum auf sich wirken – ein Traum in Rottönen mit goldenen Akzenten, venzianischem Lüster, Baldachin über dem breiten Bett und einem Badezimmer ganz in Weiß.
    Eine Nacht, dachte Laura. Mehr kann ich mir nicht leisten. Sie packte kaum etwas aus, duschte kurz und beschloss, sich als Lady zu verkleiden. Graue enge Bluse, schwarze taillierte Jacke, graue enge Hose und halbhohe schwarze Stiefeletten. Sie schminkte sich sorgfältiger als gewöhnlich und freute sich, dass ihr Haar lockig und weich fiel.
    Als sie sich kritisch in dem riesigen Badezimmerspiegel betrachtete, musste sie lachen. Im Grunde verhielt sie sich wie ihre Tochter Sofia. Auch sie hatte ihre schicksten Klamotten eingepackt, und zwar nicht, um Silvia Hardenberg oder den Empfangschef des Palladio zu beeindrucken. Aber so, wie sie jetzt aussah, fühlte sie sich halbwegs in der Lage, Guerrini gegenüberzutreten.
    Sie würde jetzt hinunter in die Eingangshalle gehen, sich in einen der weichen Riesensessel setzen, Cappuccino und Wasser bestellen, in den Zeitungen lesen, die für Gäste auslagen, auf Silvia Hardenberg warten und mit ihr reden, ehe Susanne Ullmann es tun konnte.

    Der Polizist in Zivil las noch immer in der Sportzeitung, als Laura zum zweiten Mal an ihm vorbeiging. Diesmal nahm sie nicht den Lift, sondern die Treppe. Nach ein paar Stufen kehrte sie um, und tatsächlich telefonierte er, mit gesenktem Kopf und halb hinter der Zeitung verborgen.
    So, dachte sie. Jetzt weiß Angelo, dass ich auf dem Weg nach unten bin. Aber vielleicht haben Kollegen aus Florenz die Überwachung übernommen, und er ist in Siena geblieben. Vielleicht hält der Kollege mich für eine verdächtige Person, weil ich mich für eine Freundin von Silvia Hardenberg ausgegeben habe. Vielleicht informiert der Empfangschef die Polizei über jeden neuen Gast, oder man hat unter dem Tresen eine Wanze angebracht. Es gab viele Möglichkeiten.
    Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock blieb sie stehen, atmete ein paarmal tief durch und nahm sich vor, nicht mehr an Angelo zu denken und keine weiteren Spekulationen über ihn oder seinen Aufenthaltsort anzustellen. Ab sofort würde sie sich auf den Fall Hardenberg konzentrieren. Basta!
    Das Foyer war fast leer, nur am Empfang stand ein älteres Ehepaar, das sehr englisch aussah. Die Umgebung erinnerte Laura an Filme, die vor

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