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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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verneinte und erwiderte: »Die Energiequellen befinden sich am Nord- und Südpol, in diesem Raum werden nur die Vorgänge im Sonnensystem kontrolliert. Hier wird auch der Sauerstoff aufgebaut, den wir zum Atmen benötigen.«
    »Wie, diese elektronischen Mechanismen benötigen Atemluft?« fragte ich verwundert.
Für Aul war alles selbstverständlich. So erschöpfte sich ihre Antwort in der lakonischen Bemerkung: »Sie nicht, aber Vater, du und ich.«
»Und der Dackel«, ergänzte ich. »Wo ist Waldi?«
»Vermutlich noch im Transporter. Sorg dich nicht, seine Hundenase wird unsere Spur finden. Ich habe Vater übrigens nichts von dem Dackel erzählt, es soll eine Überraschung für ihn sein.«
Ich blickte zurück, Waldi war nirgends zu sehen. Verlorengehen konnte er in diesem Mond nicht. Es setzte mich in Erstaunen, was Me alles unternommen hatte, um für das Wohlergehen des Alten zu sorgen. Wie immer er auch beschaffen sein mochte, einer barbarischen Intelligenz konnte er nicht angehören. Anderseits – was hatte er mit der Entführung der beiden bezweckt? Warum hatte er mich hierherbringen lassen? Waren wir Studienobjekte für ihn?
»Später werde ich dir alles erklären und die optische Beobachtungsstation zeigen«, sagte Aul, und etwas leiser: »Vater wird sich nachher bestimmt nach seinen Zeitgenossen erkundigen, er will es nicht so recht glauben, daß auf der Erde so viel Zeit verstrichen ist. Kennst du dich ein wenig in der Geschichte seines Heimatlandes aus?«
Ich mußte an die letzte Nacht auf Manik Maya denken. Hein hätte vermutlich mehr von den Babyloniern und deren Vorfahren zu sagen gewußt. »Ich werde ihm schon klarmachen, wie sich die Zeiten gewandelt haben«, versicherte ich.
Sie wollte noch etwas sagen, doch der Alte mischte sich ein, wollte wissen, worüber wir sprächen, berichtete Fritz. Aul sagte etwas, was ich nicht verstehen konnte. Über das Gesicht des Alten huschte ein Lächeln. Er legte seine Hand auf meine Schulter, und Fritzchen dolmetschte: »Mein Sohn, der Acker unseres Verstandes ist zu karg und zu steinig, um diese Welt erfassen zu können. Du möchtest ihr Wissen besitzen, nicht wahr?«
»Ich wäre sehr glücklich, wenn ich alles begreifen könnte«, antwortete ich.
Er nickte nachdenklich. »Bist du sicher, daß es dich glücklich machen würde? Was ist Glück? Ich habe meine Tochter nie begriffen. Glaubst du, daß sie mit dem Wissen, das ihr der Me eingetrichtert hat, glücklicher ist als ich? Ich werde dir gleich zeigen, worin ich das Glück sehe. Glaube mir, mein Sohn, die Befriedigung eines Triebes schafft noch nicht das Glück. Die Neugier, hinter die Dinge blicken zu wollen, bringt nur neue Unrast. Sie haben diese Welt hier errichtet – ein Spielzeug, eine winzige Nachahmung, kümmerlich, wenn du sie mit der unendlichen Schöpfung vergleichst. Laß dich später ans große Ausguckfenster führen und wäge ab. Hier sind wir im Mittelpunkt des Weltalls, uns ziert Bescheidenheit…«
Als Fritz diese im sakralen Ton gehaltene Rede übersetzt hatte, fügte er nach einer Pause hinzu: »Dem Vater ist ein Irrtum unterlaufen. Wir befinden uns hier nicht im Mittelpunkt des Weltalls. Dieser verläuft zur Zeit im Gebiet der VextaMaterie, nach den Berechnungen des mathematischen Hauptzentrums dreiundneunzig große Quarolen und vierundvierzig Quarinen von uns entfernt. Infolge der Ausdehnung der Materie unterliegt der Mittelpunkt jedoch einer dauernden Veränderung…«
Aul unterbrach Fritzchens gelehrte Ausführungen und rügte ihn. »Du sollst übersetzen und nicht kommentieren! Wann wirst du endlich begreifen, daß du Vater mit deiner Besserwisserei verletzt?« Und zu mir: »Vor einigen Jahren habe ich versucht, ihm Begriffe wie Höflichkeit und Bescheidenheit einzuprogrammieren – es war unmöglich. Gewiß, er hat recht, der Mittelpunkt des Alls befindet sich woanders. Aber wenn ich sage, wir bewegen uns jetzt im Spiralnebel der Jungfrau, dann verhält es sich so – hast du das begriffen, Fritz?«
»Nein«, antwortete der Kleine halsstarrig, »wir bewegen uns nicht im Spiralnebel der Jungfrau, sondern am Rande eines galaktischen Systems, welches die Erdlinge ›Milchstraße‹ nennen. Die große Halbachse zum Zentrum beträgt zwei kleine Quarolen und…«
Aul versetzte ihm einen Klaps auf den Glashelm. »Jetzt schweigst du, uns interessieren deine mathematischen Kenntnisse nicht. Erkläre uns, was Höflichkeit und Bescheidenheit bedeutet.«
In Fritzchen schnarrte etwas. Es hörte sich

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