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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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Marssonde, zu der vier Monate nach dem Start die Funkverbindung abgebrochen war. Die Sonde konnte nie wieder geortet werden. Sie sei, so wurde vermutet, durch einen Meteoritenschwarm zerstört worden. Ich berührte ihre Antennen, sie lag vor mir wie ein Museumsstück.
Als ich meinem unsichtbaren Gesprächspartner den Zusammenhang erläutert hatte, antwortete er: »Es tut mir leid, euer Forschungsprogramm gestört zu haben. Nichts ist wichtiger, als Klarheit über sich selbst und seinen Standort zu gewinnen. Es ist mir wohl bekannt, daß ihr mit kleinen Instrumenten in den Raum springt. Nun, viel hätte dieser kleine Drachen nicht über den Mars aussagen können.«
Seine Geringschätzung der irdischen Wissenschaft erweckte meinen Patriotismus. »Der Start der Sonde liegt viele Jahre zurück«, ereiferte ich mich, »jeder fängt einmal klein an. Heute besitzen wir schon komfortable Raumschiffe, noch nicht so groß und auch noch nicht so intelligent ausgerüstet wie die ›Quil‹, aber der Mars wird schon erforscht, und eines Tages werden wir ihn betreten…«
»Ich verstehe«, kam es zurück. »›Dein Me soll wissen, die Menschen werden einst wie er zu den Sternen fliegen…‹ Und der Prophet verkündet: ›Wir werden dann nicht zusehen, wenn faschistoide Horden das Leben eines ganzen Planeten bedrohen…‹«
Meine Worte. Alles hatte er mit angehört und nichts von meiner dummen Anklage vergessen. Ich suchte nach einer Entschuldigung, doch er sprach schon weiter.
»Deine Gedanken zeugen manchmal von erstaunlicher Unkenntnis. Es ist unmöglich, die Entwicklung anderer bewohnter Planeten zu beeinflussen. Wir sind nicht der Weltenschöpfer, der das Universum durchstreift, um Lob oder Tadel auszusprechen, zu strafen oder zu belohnen. Wir sind wie ihr, das Produkt einer Materie, die vor uns bestand. Es ist allein eure Sache, mit den Widersprüchen eures Zusammenlebens fertig zu werden. Wir haben die Erde dreimal besucht. Das erste Mal in einem Stadium, das ihr ›Quartär‹ nennt. Damals beobachteten wir die ersten Spuren einer werdenden Intelligenz. Wir kamen wieder, als Aul geboren wurde. Die Intelligenz hatte bereits gelernt, wie man Staaten errichtet und wie man Kriege führt. Inzwischen habt ihr neue Fähigkeiten erworben, die Wissenschaft von den Urkräften der Natur ist in euer Leben getreten…
Auf unserm endlosen Flug durch zwei Galaxien sahen wir viele Planeten, auf denen sich vernunftbegabte Wesen entwickelten, der Homo sapiens universalis. Bei einigen konnten wir beobachten, daß sie die Probleme ihres Zusammenlebens nicht zu lösen vermochten. Sie vernichteten sich gegenseitig, zerstörten ihre Lebensbasis. In der Natur ist das ein unbedeutender Vorgang, denn sie zeugt hunderttausend Samenkörner, damit eines die Chance hat, fortzudauern. Sie schuf Myriaden Sonnen, um die, nach den Gesetzen des Zufalls, ungezählte, lebensträchtige Planeten kreisen. Doch nur dort, wo die Vernunft über den Instinkt siegt, wird sich das Leben unendlich weiterentwickeln.«
Unendlich? Wohin und wozu? Ich war mir nicht sicher, ob ich die Frage nur gedacht oder ausgesprochen hatte. Er machte plötzlich eine rätselhafte Bemerkung, mit der ich zunächst nichts anzufangen wußte. Me sagte: »Blicke zurück in die Vergangenheit, und du wirst dich erkennen und deine Zukunft ahnen…«
Erst viel später glaubte ich den Sinn seiner Worte verstanden zu haben.
Während der merkwürdigen Unterhaltung bewegte mich eine Frage, die ich lange nicht auszusprechen wagte: Wie sah der Mensch aus, der mit dieser abgeklärten Weisheit zu mir sprach? Was stimmte an Fritzchens Gerede über den Planeten Feha? Ermutigt durch seine freundliche Art, mit mir zu reden, sagte ich: »Ich habe eine Bitte. Dürfte ich jetzt wohl einige Fragen an dich richten?«
»Frage«, hallte es durch den Raum.
»Es fällt mir schwer, mit jemandem zu reden, den ich nicht sehen kann. Ich möchte wissen, ob du mir ähnlich bist, und ich möchte wissen, ob der Planet, von dem du stammst, der Erde gleicht. Verzeih meine Neugier…«
Nur ein Atemzug verging, als meine Aufmerksamkeit auf die mir gegenüberliegende Wand gelenkt wurde. Dort entstand plötzlich eine kleine, runde Öffnung. Gebannt starrte ich auf das Loch, darauf gefaßt, ihn jeden Augenblick herauskriechen zu sehen. Die Öffnung hatte einen Durchmesser von dreißig Zentimetern.
»Ich habe deine Frage erwartet, und ich verstehe auch deine Neugier«, drang seine Stimme wieder durch den Raum. »Tritt näher, blick

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