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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lamont
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oder verfolgt, und trat dann ein.
    »Es gab gestern noch einen Toten«, sagte er. »Vielleicht wollen Sie, dass wir den Vertrag zerreißen? Ich scheine Todesfälle momentan anzuziehen wie ein Magnet.«
    »Unsinn.« Duval musterte ihn etwas unbehaglich. »Sie meinen das doch nicht ernst.«
    Betty-Ann Marlowe tauchte wieder im gemeinschaftlichen Wohnzimmer auf. Sie nickte Zamorra zu. »Hallo, Professor! Wieder auf der Suche nach einer Schreibmaschine?«
    »Diesmal nicht. Ich suche eine Fahrerin.« Er hob die Hand. »So kann ich natürlich nicht fahren«, sagte er. »Zumindest die nächsten Tage nicht. Ich bin mit dem Taxi hier. Und wie Sie …«
    » … aus Ihrem Terminkalender ersehe, müssen Sie heute nach Boston an die Harvard. Ich habe das schon vorbereitet. Wir nehmen einen Flieger, das geht schneller. Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber Ihr Telefonanschluss ist gestört.«
    »Flugzeug?«
    »Natürlich. Wir sparen annähernd zweieinhalb Stunden. In Boston nehmen wir einen Mietwagen. Ich habe das bereits arrangiert. Natürlich würde ich viel lieber Ihren Cadillac fahren, aber wir wären viereinhalb bis fünf Stunden unterwegs. Da müssten wir eigentlich jetzt schon unterwegs sein.«
    »Sie sind sehr entscheidungsfreudig«, stellte Zamorra überrascht fest.
    »Sie haben mich als Sekretärin engagiert, und so etwas gehört zu meinen Pflichten. Warten Sie einen Moment, ich ziehe mir nur eben etwas anderes an.«
    Zamorra nickte. Duval verschwand in Richtung Bad. Auch Betty-Ann Marlowe hatte sich wieder zurückgezogen. Von der dritten Mitbewohnerin war nichts zu sehen.
    Duval tauchte wieder auf und wirbelte an ihm vorbei. »Eben noch Betty-Ann sagen, dass sie …« In der Tür zu deren Zimmer blieb Duval abrupt stehen.
    Sie drehte sich langsam zu Zamorra um.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie.
    »Was?«
    »Betty-Ann …«
    Zamorra kam näher und sah an Duval vorbei in das Zimmer.
    Das Bett der jungen Frau war blutbesudelt. Und mitten in diesem Blut lag Betty-Ann Marlowe.
     
     
    »Warum?«, fragte Duval leise. Vorwurfsvoll sah sie Zamorra an. »Ich war doch nur ein paar Minuten im Bad …«
    »Sie glauben, ich hätte das getan?«, stieß Zamorra entsetzt hervor. »Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?«
    Duval schwieg. Sie schlich förmlich in Richtung Telefon.
    »Moment«, sagte Zamorra. »Welchen Grund sollte ich haben, Ihre Zimmergenossin zu ermorden?«
    »Es war niemand sonst hier«, sagte Duval leise.
    »Als ich in meiner Wohnung attackiert wurde, unmittelbar nach Ihrer Verabschiedung«, und er hob wieder die bandagierte Hand, »war ich auch allein. Aber ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und genau dieses Gefühl hatte ich auch vorhin, als ich Ihre Wohnung betrat. Verdammt, jetzt will ich wissen, was los ist. Haben Sie ein Stück Kreide?«
    »Ich? Wieso? Was …«
    »Ja oder nein?«
    »Betty-Ann hat in ihrem Krimskrams Schneiderkreide«, sagte Nicole. »Sie näht sich einen Teil ihrer Klamotten selbst, weil sie Geld sparen will. April dagegen …«
    »Bitte, geben Sie mir die Kreide. Die ist zwar nicht ideal, aber vielleicht funktioniert es damit ja.«
    »Was?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Die Kreide, bitte!«, verlangte er statt einer Antwort.
    Duval wühlte in Betty-Anns Nähkorb und kam sich dabei wie eine Leichenfledderin vor. »Chef, wir müssen die Polizei informieren«, drängte sie. »Gut, dass April nicht hier ist. Wenn es sie erwischt hätte – ich glaube, ich würde mich aufhängen.«
    »Sie mögen sie mehr als Miss Marlowe?« Zamorra nahm die Kreide entgegen.
    »Betty-Ann ist … war«, korrigierte sie sich, »etwas zurückgezogen. April ist einfach flippig. Sie sollten sie kennenlernen. Sie haben mir von Ihrem Woodstock-Erlebnis erzählt. Ich glaube, April wäre der Typ, zu den Musikern auf die Bühne zu springen und mitzumachen. Sie hat immer irgendwelche verrückte Ideen.«
    Zamorra schloss die Tür zum Zimmer der Toten und versuchte mit der Schneiderkreide etwas auf das Türblatt zu malen. Das klappte nicht so richtig. Auf Stoff rieb die Kreide ab, für die glatte Tür war sie zu hart. »Irgendwas anderes«, sagte Zamorra. »Lippenstift?«
    »Das gibt doch eine furchtbare Sauerei, den wieder von der Tür zu wischen.«
    »Muss ja nicht der kussfeste sein.«
    Duval fahndete nach ihrer Handtasche und holte einen Stift heraus.
    Zamorra zeichnete ein verschlungenes Symbol neben den Türgriff, zog einen erstaunlich exakten Kreis und fügte zwei griechische Buchstaben hinzu. Dann

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