Zeit der Träume
habe.«
»Kein Problem. Heute ist einer dieser Tage, wo ich mir überlege, welcher andere Beruf für mich in Frage käme. Vielleicht Holzfäller am Yukon oder Barkeeper in einem Hotel in den Tropen.«
»Ziemlich extravagante Vorstellungen.«
»Ja, aber beides kommt mir unterhaltsamer vor als das, was ich tue.«
Sie registrierte die leere Kaffeetasse, den halb vollen Aschenbecher neben dem Laptop, und diesen schäbigen Campingtisch in der unvorstellbar hässlichen Küche.
»Könnte es sein, dass die Umgebung nicht gerade zu Ihrer Kreativität beiträgt?«
»Wenn es gut läuft, kann man sogar in einem Abwasserkanal schreiben.«
»Das stimmt vermutlich, aber ich frage mich, ob Sie sich wohl in diesem… unglückseligen Zimmer niedergelassen haben, weil Sie auf mich aufpassen.«
»Das kommt drauf an.« Er lehnte sich zurück. »Wenn Sie das in Ordnung finden, dann ja. Sollte allerdings die Gefahr bestehen, dass Sie wütend werden, dann tut es mir Leid, dann weiß ich nicht, wovon Sie reden.«
Malory legte den Kopf schräg. »Und wenn ich sagen würde, dass ich jetzt gehen muss? Ich muss nämlich etwas überprüfen.«
Er lächelte sie an. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Es täte mir bestimmt gut, mal ein bisschen herauszukommen. Wohin gehen wir?«
»In die Galerie. Mir ist durch den Kopf gegangen, dass der Schlüssel wahrscheinlich eine Verbindung zu Kunst, Schönheit und den Gemälden hat, und da ist es am logischsten, in der Galerie zu suchen.«
»Oh, aha. Dann betreten Sie also während der Geschäftszeit keck so ein Geschäftshaus, und niemand hat was dagegen, wenn sie dort auf Schatzsuche gehen?«
»Na ja, wenn Sie es so formulieren wollen.« Sie setzte sich ihm gegenüber. »Halten Sie die ganze Geschichte nur für ein Hirngespinst?«
Jordan überlegte, wie oft er schon erlebt hatte, wie Tausende von Dollars auftauchten und blitzartig wieder verschwanden. »Nicht unbedingt.«
»Und wenn ich sagte, ich wüsste eine Möglichkeit, nach den Öffnungszeiten in die Galerie zu gelangen?«
Er betrachtete sie interessiert und bewundernd. »Sie sind wahrscheinlich für diese Aufgabe unter anderem ausgewählt worden, weil Sie eine flexible Frau sind, die gewillt ist, Risiken auf sich zu nehmen.«
»Die Beschreibung gefällt mir«, erwiderte sie feixend. »Ich weiß nicht, ob sie ständig auf mich zutrifft, aber zurzeit stimmt sie. Ich muss ein paar Anrufe machen. Und wissen Sie was, Jordan? Ich finde, es zeugt von Charakter und Loyalität, wenn ein Mann seinen Tag damit vergeudet, auf eine Fremde aufzupassen, nur weil ihn ein Freund darum bittet.«
Malory nahm die Schlüssel von Tod entgegen und umarmte ihn. »Ich schulde dir was.«
»Das finde ich auch, aber ich würde mich schon mit einer Erklärung zufrieden geben.«
»Sobald ich kann. Ich verspreche es dir.«
»Honigtöpfchen, das wird langsam alles ziemlich seltsam. Du wirst entlassen und hackst dich in Pamelas Dateien. Du lehnst es ab, dich wieder einstellen zu lassen - dazu noch mit einer beträchtlichen Gehaltserhöhung. Und jetzt schnüffelst du nach Ladenschluss in der Galerie herum.«
»Weißt du was?« Sie klimperte mit den Schlüsseln. »Das ist eigentlich nicht der wirklich seltsame Teil. Ich kann dir nur sagen, dass ich etwas Wichtiges tue und dass ich die besten Absichten habe. Ich werde der Galerie oder James und vor allem dir keinen Schaden zufügen.«
»Das hätte ich auch nie angenommen.«
»Ich bringe dir die Schlüssel heute Abend wieder zurück - oder spätestens gleich morgen früh.«
Tod blickte aus dem Fenster, wo Flynn auf dem Bürgersteig wartete. »Das hat doch nichts mit sexuellen Fetischen oder Fantasien zu tun?«
»Nein.«
»Wie schade. Ich gehe jetzt. Ich werde mir einen netten Martini genehmigen und nicht mehr daran denken.«
»Tu das.«
Er wandte sich zur Tür, stoppte jedoch noch einmal und schaute sie an. »Was immer du auch vorhast, Mal, sei bitte vorsichtig.«
»Ja. Ich verspreche es.«
Sie blickte Tod, der noch ein paar Worte mit Flynn wechselte, nach, bis er verschwunden war. Dann öffnete sie die Tür, winkte Flynn herein, verschloss sie wieder und gab den Sicherheitscode ein. »Was hat Tod zu dir gesagt?«
»Dass er mich, wenn ich dich in irgendwelche Schwierigkeiten bringe, an den Eiern aufhängt und mir diverse Körperteile mit einer Nagelschere abschneidet.«
»Aua. Gute Idee.«
»Darauf kannst du wetten.« Er spähte aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass Tod auch
Weitere Kostenlose Bücher