Zeit der Träume
wirklich verschwunden war. »Und ich kann dir versichern, wenn ich tatsächlich die Absicht hätte, dich in Schwierigkeiten zu bringen, klingt das nach einer wirksamen Abschreckung.«
»Wahrscheinlich werde ich eher diejenige sein, die dich in Schwierigkeiten bringt. Es ist gesetzwidrig, kriminell und bringt deinen Ruf als Verleger des Dispatch in Gefahr. Du musst es nicht tun.«
»Ich bin ja schon dabei. Nagelscheren sind diese kleinen, spitzen Dinger mit den gebogenen Schneiden, oder?«
»Ja, genau.«
Er atmete zischend aus. »Ja, das habe ich schon befürchtet. Wo fangen wir an?«
»Oben am besten. Dann können wir uns von dort herunterarbeiten. Und wenn der Schlüssel maßstabsgetreu dargestellt ist, ist er ungefähr zehn Zentimeter lang.«
»Kleiner Schlüssel.«
»Ja, ziemlich klein. Das eine Ende besteht aus einem einfachen Tropfen«, sie reichte ihm eine kleine Zeichnung, »und das andere Ende ist mit diesem dekorativen Muster versehen. Es ist ein keltisches Muster, eine Dreifachspirale, die man triskeles nennt. Zoe hat das Muster in einem von Danas Büchern gefunden.«
»Ihr drei seid ein gutes Team.«
»Ja, das finde ich auch. Der Schlüssel ist golden, wahrscheinlich aus massivem Gold. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ihn nicht erkennen, wenn wir ihn sehen.«
Sie warf einen Blick auf den Hauptausstellungsraum mit seinen Gewölbedecken und der großen Freifläche. Dort waren natürlich Bilder, Skulpturen und andere Kunstwerke. Schaukästen und Tische. Kommoden und Sekretäre mit zahllosen Fächern.
»Hier gibt es viele Möglichkeiten, um einen Schlüssel zu verstecken.«
»Warte nur, bis wir erst im Lager- und Versandbereich sind.«
Sie gingen zu den Büros. Malory verdrängte ihre Schuldgefühle, während sie Schubladen mit den persönlichen Gegenständen anderer durchwühlte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Feingefühl, sagte sie sich. Sie kroch um James’ Schreibtisch herum und durchsuchte ihn von unten.
»Glaubst du wirklich, dass Leute wie Rowena und Pitte oder welcher Gott auch immer für das Verstecken der Schlüssel zuständig ist, den Schlüssel unten an eine Schreibtischschublade kleben würde?«
Malory warf Flynn einen schmollenden Blick zu, während sie die Schublade wieder an ihren Platz schob. »Ich glaube nicht, dass wir es uns leisten können, irgendeine Möglichkeit zu übersehen.«
Sie sah so süß aus, dachte er, wie sie da auf dem Fußboden saß, die Haare zurückgebunden, mit ihrem Schmollmund. Er fragte sich, ob sie sich wohl auch schwarz gekleidet hätte, wenn es die Umstände erforderten. Es sähe ihr ähnlich.
»Da hast du Recht, aber ich glaube, wir kämen schneller vorwärts, wenn wir das ganze Team hierher holten.«
»Hier können doch nicht tausend Leute herumlaufen. Das wäre nicht richtig.« Erneut nagte das Schuldgefühl an ihr. »Es ist schon schlimm genug, dass du hier bist. Du darfst nichts, was du hier siehst, für eine Story verwenden.«
Er hockte sich neben sie und musterte sie kühl. »Denkst du das von mir?«
»Mir kommt es normal vor, dass der Gedanke mich gestreift hat.« Sie stand auf und nahm ein Bild von der Wand. »Schließlich bist du Journalist«, fuhr sie fort, während sie den Rahmen und die Rückwand untersuchte. »Ganz gleich, was herauskommt, es ist eine große Geschichte, und du wärst blöd, wenn du nicht darüber schreiben würdest. Ich bin James etwas schuldig, und ich möchte halt nicht, dass er hineingezogen wird.«
Sie hängte das Gemälde wieder auf und nahm sich ein anderes vor.
»Vielleicht solltest du eine Liste aufstellen, worüber ich deiner Meinung nach schreiben darf und worüber nicht.«
»Du brauchst nicht so empfindlich zu reagieren.«
»Oh, klar. Ich habe viel Zeit und Energie in die Sache gesteckt und nicht ein einziges Wort gedruckt. Stell nicht meine ethischen Grundsätze in Frage, Malory, nur weil du dir über deine eigenen nicht im Klaren bist. Und sag mir nie wieder, was ich schreiben kann und was nicht.«
»Ich meine ja nur.«
»Nein, so ist das nicht. Es geht darum, dass du jemandem, den du angeblich liebst, vertraust und ihn respektierst. Ich fange im nächsten Zimmer an. Ich glaube, getrennt können wir im Moment besser arbeiten.«
Wie war es ihr nur gelungen, das so gründlich zu verderben?, fragte sie sich. Sie hängte das letzte Bild von der Wand ab und zwang sich, sich zu konzentrieren.
Offenbar war Flynn überempfindlich. Sie hatte schließlich nur eine gewöhnliche Bitte
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