Zeit der Träume
in deiner Heimatstadt bleibst, heißt das, dass du dich dort wohl fühlst und starke Wurzeln und Bindungen entwickelt hast. Es könnte aber auch bedeuten, dass du einfach zu faul und zu träge bist, um deinen Arsch zu bewegen.«
»Mir gefällt es hier. Ich habe eine Weile gebraucht, um das zu merken, aber bis vor kurzem war ich ganz zufrieden mit dem Leben hier. Das hat sich allerdings seit Anfang des Monats leicht geändert.«
»Wegen der Schlüssel?«, fragte Brad. »Oder wegen Malory?«
»Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Die Schlüssel, das ist ein Abenteuer, oder? Sir Gawain und der Heilige Gral, Indiana Jones und die Jäger des verlorenen Schatzes.«
»Elmer Fudd und Bugs Bunny«, warf Jordan ein.
»Ja, das ist auch so was Ähnliches.« Jordan verstand einen immer, dachte Flynn. »Wenn wir die Schlüssel nicht finden, beeinträchtigt das unser Leben nicht wirklich.«
»Ein ganzes Jahr«, sagte Brad. »Das ist meiner Ansicht nach eine ziemlich harte Strafe.«
»Okay, ja.« Flynn steckte sich einen Kartoffelchip in den Mund. »Aber mir fällt es schwer, mir vorzustellen, dass Rowena oder Pitte die Frauen bestrafen werden.«
»Vielleicht müssen sie ja gar nicht die Drecksarbeit machen«, meinte Jordan. »Vielleicht sind sie sozusagen nur das Sprachrohr für Belohnung oder Strafe. Warum nehmen wir eigentlich an, dass sie eine Wahl haben?«
»Ich versuche ja nur, positiv zu denken«, murrte Flynn. »Und die Vorstellung, dass wir die Schlüssel finden und was dann passiert, ist unwiderstehlich.«
»Aber es ist ein Rätsel, und es ist schwer, sich aus einem Rätsel zu lösen.«
Flynn nickte Brad zu und rutschte unruhig auf seinem Stuhl. »Und es ist Magie im Spiel. Wir müssen akzeptieren, dass irgendein Zauber real ist, keine Illusion, sondern Wirklichkeit. Was soll das? Diesen Glauben an Magie geben wir doch normalerweise auf, wenn wir erwachsen sind. Doch mit dieser Geschichte ist alles wieder zurückgekehrt.«
»Siehst du es eher als ein Geschenk oder eine Belastung?«, fragte Jordan. »Es könnte nämlich beides sein.«
»Vielen Dank, Mr. Schlaukopf. Ja, das weiß ich auch. Wir nähern uns langsam dem Termin. Nur noch etwas über eine Woche. Wenn wir den Schlüssel nicht finden, bezahlen wir dafür, vielleicht auch nicht. Nur wissen werden wir es nie.«
»Du kannst doch die möglichen Konsequenzen des Versagens nicht schlicht übergehen«, bemerkte Brad.
»Ich möchte halt glauben, dass niemand das Leben von drei unschuldigen Frauen aufs Spiel setzt, nur weil sie es versucht und nicht geschafft haben.«
»Wenn du zu den Anfängen zurückgehst, dann ist das Leben von drei unschuldigen Frauen - Halbgöttinnen oder nicht - aufs Spiel gesetzt worden, nur weil sie existierten.« Jordan streute Salz über den Rest von Flynns Kartoffelchips. »Tut mir Leid, Kumpel.«
»Und hinzu kommt, dass die Frauen auf dem Porträt so aussehen wie die Frauen, die wir kennen.« Brad trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Dafür gibt es einen Grund, und aus diesem Grund wurden sie zur Zielscheibe.«
»Ich lasse nicht zu, dass Malory oder einer der beiden anderen etwas geschieht«, erwiderte Flynn.
Jordan ergriff sein Glas mit Eistee. »Wie fest ist das mit ihr?«
»Das ist eine andere Frage. Darüber habe ich mir noch so gut wie keine Gedanken gemacht.«
»Nun, dabei können wir dir ja ein bisschen helfen.« Jordan zwinkerte Brad zu. »Wozu hat man schließlich Freunde? Wie ist der Sex?«
»Warum interessiert dich das eigentlich stets am meisten?«, wollte Flynn wissen. »Das war bei dir schon von jeher so.«
»Weil ich ein Kerl bin. Und wenn du glaubst, für Frauen stehe Sex nicht so hoch oben auf der Liste, dann bist du ein beklagenswerter Narr.«
»Der Sex ist toll.« Flynn warf Jordan einen herausfordernden Blick zu. »Du kannst dir nur wünschen, solchen Sex mit einer schönen Frau zu haben. Aber das ist nicht das Einzige, was uns verbindet. Wir unterhalten uns auch, ob nun mit oder ohne Kleider.«
»Auch am Telefon?«, fragte Brad. »Länger als fünf Minuten?«
»Ja. Und?«
»Ich vervollständige nur die Liste. Hast du schon mal für sie gekocht? Nicht nur was aufgewärmt, sondern wirklich, am Herd.«
»Ich habe ihr eine Suppe gekocht, als...«
»Das zählt. Warst du schon mal mit ihr in einem Mädchenfilm?«
Stirnrunzelnd ergriff Flynn ein Dreieck des Sandwichs. »Ich weiß nicht, ob das als Mädchenfilm gilt.« Er legte das Stück Brot wieder hin. »Okay, ja. Einmal, aber es
Weitere Kostenlose Bücher