Zeit der Träume
reichlich wütend.« Er warf dem seelenvoll schmachtenden Moe einen Blick zu. »Gute Arbeit, Kumpel.«
Nachdem sie heiß geduscht, sich umgezogen und eine medizinische Dosis Eiscreme zu sich genommen hatte, eilte Malory in die Bibliothek. Sie hatte mit den anderen gestern Abend keine festen Abmachungen getroffen, aber da sie als Erste an der Reihe war, war das wohl jetzt ihre Aufgabe.
Sie mussten sich zusammensetzen, um alles noch einmal durchzusprechen und einen Plan zu entwickeln. Malory hatte zwar keine allzu großen Hoffnungen, an die eine Million Dollar zu gelangen, aber sie wollte es zumindest versuchen. Außerdem hatte sie ihr Wort gegeben.
Malory konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal in der Bibliothek gewesen war. Aus irgendeinem Grund gab ihr das Gebäude das Gefühl, wieder Studentin zu sein, naiv, hoffnungsvoll und wissbegierig.
Der Lesesaal in der Bibliothek war nicht groß, und die meisten Tische waren unbesetzt. Ein älterer Mann saß da und las Zeitung, ein paar Leute wanderten an den Regalen entlang, und eine Frau mit einem Kleinkind stand am Empfangstisch.
Es war so still, dass das Klingeln des Telefons wie eine Sirene schrillte. Malory blickte in die Richtung des Geräuschs und entdeckte Dana, die am Empfangstisch saß, einen Telefonhörer am Ohr, während ihre Finger über die Tastatur eines Computers huschten.
Erfreut darüber, dass sie nicht das ganze Gebäude nach ihr absuchen musste, winkte Malory ihr zu. Dana nickte und beendete das Gespräch.
»Ich habe gehofft, dass du vorbeikommen würdest, aber so schnell hatte ich nicht mit dir gerechnet.«
»Ich habe jetzt viel Freizeit.«
»Oh.« Dana blickte sie voller Mitgefühl an. »Hat es dich schon erwischt?«
»Genau, ich bin gekündigt, gefeuert, entlassen, und dann habe ich mich auf dem Nachhauseweg auch noch auf den Hintern gesetzt, weil mich so ein Typ mit seinem Hund umgerannt hat. Alles in allem war es ein beschissener Tag, trotz des Zuwachses auf meinem Konto.«
»Ich muss sagen, ich konnte es erst kaum glauben! Die beiden in Warrior’s Peak sind wahrhaftig vertrauenswürdig.«
»Zu unserem Glück. Aber wir müssen uns das Geld erst noch verdienen. Ich bin als Erste dran, also muss ich wohl langsam mal anfangen. Irgendwo jedenfalls.«
»Ich bin dir bereits voraus. Jan? Kannst du bitte den Empfang übernehmen?« Dana stand auf und ergriff einen Stapel Bücher, die unter dem Tresen gelegen hatten. »Komm mit«, sagte sie zu Malory. »Da drüben am Fenster ist ein schöner Tisch, wo du gut arbeiten kannst.«
»An was arbeiten?«
»Recherche. Ich habe hier ein paar Bücher über keltische Mythologie, Götter und Göttinnen, Sagen und Legenden. Ich tippe auf Kelten, weil Rowena aus Wales ist und Pitte aus Irland.«
»Woher weißt du, dass er Ire ist?«
»Das weiß ich gar nicht, aber er klang irisch. Bis jetzt weiß ich so gut wie gar nichts über keltische Mythen. Vermutlich gilt das für dich und Zoe ebenfalls.«
»Ja, ich habe keine Ahnung.«
Dana legte die Bücher auf den Tisch. »Also müssen wir uns informieren. Ich habe in zwei Stunden Feierabend, dann kann ich dir helfen. Wenn du willst, kann ich Zoe anrufen.«
Malory beäugte den Bücherstapel. »Vielleicht wäre das eine gute Idee. Wo soll man denn da beginnen?«
»Nimm dir einfach irgendeins. Ich besorge dir einen Notizblock.«
Nach einer Stunde brauchte Malory auch noch ein Aspirin. Als Zoe auftauchte und sich neben sie setzte, nahm sie ihre Brille ab und rieb sich über die müden Augen. »Gut. Die Verstärkung ist da.« Sie schob Zoe ein Buch zu.
»Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Ich musste erst noch Besorgungen machen und habe Simon das Videospiel gekauft, das er sich gewünscht hat. Vermutlich hätte ich nicht so viel Geld dafür ausgeben sollen, aber er sollte mal einfach nur zum Spaß etwas haben. Ich hatte noch nie so viel Geld«, flüsterte sie. »Ich weiß ja, dass ich vorsichtig sein muss, aber wozu ist es gut, wenn man nicht einmal ein bisschen Freude damit haben kann?«
»Das brauchst du mir nicht zu erzählen. Und wenn du hier eine Weile in den Büchern gestöbert hast, dann weißt du, dass du es wahrhaftig verdient hast. Willkommen in der verrückten Welt der Kelten. Dana gibt dir bestimmt noch einen Notizblock.«
»Ich habe selber einen mitgebracht.« Zoe holte einen dicken Notizblock und eine Hand voll bereits gespitzter Bleistifte aus ihrer überdimensionalen Schultertasche. »Es ist ein bisschen so, als
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