Zeit der Träume
silbern und blitzen in der Sonne, wo das dichte grüne Laub und die rosafarbenen Blüten der Bäume keinen Schatten spenden. Blumen schwimmen auf Teichen oder tanzen in üppigen Beeten.
Drei Frauen, eigentlich Mädchen, sitzen um den fröhlich plätschernden Brunnen. Ihr Lachen habe ich gehört. Eine hält eine kleine Harfe auf dem Schoß, und die andere eine Feder. Sie lachen über den zappelnden Welpen, den die Dritte in den Armen hält.
Sie sind so reizend. Ihre rührende Unschuld passt perfekt zu dem Garten, in dem sie diesen sonnigen Nachmittag verbringen. Dann sehe ich das Schwert an der Hüfte des einen Mädchens.
Unschuldig vielleicht, aber auch stark. Macht liegt in der Luft, ich kann sie spüren.
Und immer noch habe ich keine Angst.
Sie rufen den Welpen Caddack und setzen ihn zu Boden, damit er um den Brunnen laufen kann. Sein aufgeregtes Bellen klingt wie kleine Glöckchen. Ich sehe, wie ein Mädchen den Arm um die Taille des anderen legt, und die Dritte lehnt ihren Kopf an die Schulter der Zweiten. Sie werden zu einer Einheit, wie eine Triade. Ein Ganzes aus drei Teilen. Sie plaudern über ihren neuen Welpen und lachen, als er sich übermütig im Blumenbeet wälzt.
Ich höre sie Namen sagen, die ich kenne, irgendwie kenne, und sehe dorthin, wo sie hinsehen. Im Schatten der Bäume, deren mit glänzenden Früchten beladene Äste anmutig herunterhängen, steht ein Liebespaar, in einer leidenschaftlichen Umarmung versunken.
Er ist groß und dunkel, und er strahlt eine Kraft aus, die sicher schrecklich sein kann, wenn sie losgelassen wird. Sie ist wunderschön und sehr schlank. Aber auch um sie ist mehr.
Sie lieben sich sehr, ich kann es spüren. Ich kann ihr Verlangen, ihre Hitze in mir spüren, sie pocht wie eine Wunde.
Ist Liebe so schmerzlich?
Die Mädchen seufzen deswegen. Und sie wünschen sich und hoffen, dass auch sie eines Tages so lieben werden - Verlangen und Romantik, Furcht und Freude zu einem verzehrenden Ganzen verwoben. Auch sie möchten die Lippen des Geliebten, seine Berührung, spüren.
Eines Tages.
Wir alle sind in dieser innigen Umarmung gefangen, absorbiert in unserem Neid und unseren Träumen. Der Himmel verdunkelt sich. Die Farben werden blasser. Jetzt spüre ich den Wind. Kalt weht er herein. Sein Rauschen dröhnt in meinen Ohren. Blüten werden von den Ästen gerissen, wie bunte Kugeln segeln Blütenblätter durch die Luft.
Jetzt habe ich Angst. Jetzt fürchte ich mich, noch bevor ich den geschmeidigen schwarzen Leib der Schlange über die Silberfliesen gleiten sehe, noch bevor die schwarze Gestalt aus den Bäumen hervortritt, den Glaskasten hoch erhoben in den Händen.
Worte erschallen, und obwohl ich mir die Ohren zuhalte, höre ich sie in meinem Kopf.
Merke dir die Zeit und die Stunde, in der ich meine furchtbare Macht ausübe. Die sterblichen Seelen der drei Töchter werden auf immer mein sein. Ihre Leiber liegen in ewigem Schlaf, ihre Seelen sind gefangen hinter diesem Glas. Der Zauber wirkt sicher und tief, bis dreierlei geschieht. Drei Schlüssel sind zu finden, die nur sterbliche Hände umdrehen können. Dreitausend Jahre könnt ihr lernen, jedoch ein Augenblick mehr und die Seelen müssen brennen.
Diese Prüfung beweist den Wert eines Sterblichen. Mit diesen Worten fasse ich sie und mit meiner Kunst binde ich sie. Ich versiegele diese Schlösser und schmiede diese Schlüssel und schleudere sie in die Hand des Schicksals.
Der Wind erstirbt, und die Luft wird ganz still. Dort, auf den sonnenüberfluteten Fliesen, liegen die drei Mädchen. Ihre Augen sind geschlossen, als ob sie schliefen, sie halten sich an den Händen. Drei Teile eines Ganzen.
Neben ihnen steht ein Glaskasten, die durchsichtigen Seiten mit Blei eingefasst, und mit drei goldenen Schlössern. Warme blaue Lichter tanzen darin und schlagen wie gefangene Vögel an die Glaswände.
Daneben liegen drei Schlüssel.
Ich weine, als ich sie sehe.
Malory fühlte sich immer noch zittrig, als sie Zoe die Tür öffnete. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ich musste erst noch Simon in die Schule bringen. Du hast so aufgeregt am Telefon geklungen, was ist...«
»Dana ist noch nicht da, und ich würde alles lieber nur einmal erzählen. Ich habe Kaffee gekocht.«
»Prima.« Zoe legte Malory die Hand auf die Schulter und drückte sie in einen Sessel. »Ich hole ihn. Du siehst aus, als wärest du noch nicht ganz bei dir. Geht es da lang in die Küche?«
»Ja.« Dankbar sank Malory in den Sessel
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