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Zeit der Träume

Zeit der Träume

Titel: Zeit der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das alles auszusprechen, und jetzt war sie ruhiger. »Sie hatten solche Angst. Es waren doch nur junge Mädchen, die in einer friedlichen, perfekten Welt mit ihrem Welpen spielten. Und binnen einer Sekunde war das aus ihnen gerissen worden, was sie zu Sterblichen machte. Es tat ihnen weh, und ich konnte nichts tun.«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Dana nach einer Weile. »Ich versuche, logisch zu denken. Das Gemälde hat dich vom ersten Augenblick an fasziniert, und wir wissen, dass die Legende keltischen Ursprungs ist. Wir sehen genauso aus wie die Mädchen auf dem Bild, deshalb identifizieren wir uns mit ihnen.«
    »Woher sollte ich Gälisch können? Wie kann ich ihre Namen wissen?«
    Dana starrte stirnrunzelnd in ihren Kaffee. »Das kann ich auch nicht erklären.«
    »Ich sage euch noch etwas. Wer immer diese Seelen gefangen hält, ist dunkel und mächtig, und vor allem ist er gierig. Er wird nicht wollen, dass wir gewinnen.«
    »Der Kasten und die Schlüssel«, unterbrach Zoe sie. »Du hast sie doch gesehen. Du weißt, wie sie aussehen.«
    »Der Kasten ist ganz einfach und sehr schön. Bleigefasstes Glas, ein gewölbter Deckel, vorne drei Schlösser. Die Schlüssel sehen wie das Logo auf den Einladungen aus und wie das Emblem auf der Fahne, die am Haus hängt. Sie sind klein, ungefähr sechs Zentimeter lang.«
    »Es ergibt nach wie vor keinen Sinn«, warf Dana ein. »Wenn sie die Schlüssel hätten, warum sollten sie sie verstecken? Warum geben sie sie dann nicht einfach den richtigen Personen und basta?«
    »Ich weiß nicht.« Malory rieb sich die Augen. »Es muss einen Grund dafür geben.«
    »Du sagtest, du kanntest die Namen des Paares unter den Bäumen«, erinnerte Dana sie.
    »Rowena und Pitte.« Malory ließ die Hände sinken. »Rowena und Pitte«, wiederholte sie. »Sie konnten es auch nicht aufhalten, es geschah alles viel zu schnell und gewaltsam.«
    Sie holte tief Luft. »Und wisst ihr was? Ich glaube es. Es ist mir egal, wie verrückt es klingt, aber ich glaube alles. Es ist tatsächlich passiert. Ich bin durch den Vorhang der Träume in dieses Gemälde gezogen worden und sah zu, wie es passierte. Ich muss diesen Schlüssel finden. Egal, was es kostet, ich muss ihn finden.«
    Nach der morgendlichen Redaktionssitzung, in der es außer Donuts auch eine wütende Reporterin gegeben hatte, die sauer war, weil sie ihren Artikel über die Herbstmode kürzen musste, floh Flynn in sein Büro.
    Da er weniger als fünfzig Mitarbeiter hatte, einschließlich der eifrigen Sechzehnjährigen, die Geld dafür bekam, dass sie eine wöchentliche Kolumne aus Sicht der Teenager schrieb, war es schon unangenehm, wenn ein Reporter sauer war.
    Er schaute seine Nachrichten durch, gab einen Artikel über das Nachtleben im Valley ein, genehmigte ein paar Fotos für die morgige Ausgabe und überprüfte die Anzeigenrechnungen.
    Gelegentlich schrillte ein Telefon, und obwohl seine Tür zu war, hörte er gedämpft die Tastaturen klappern. Der Polizeifunk auf seinem Aktenschrank piepste und summte, der Fernseher, der zwischen Büchern im Regal stand, lief ohne Ton.
    Das Fenster stand offen. Er hörte das leise Rauschen des morgendlichen Verkehrs und gelegentlich das Dröhnen der Bässe, wenn das Radio in einem Auto zu laut lief.
    Ab und zu knallte eine Tür oder eine Schublade aus dem Zimmer nebenan. Rhoda, seine Gesellschafts-/Mode-/ Klatschreporterin, tobte ihren Unmut aus.
    Er brauchte nicht durch die Glasscheibe zu spähen, um sie sich vorzustellen. Ihre nussbraunen Augen schossen Pfeile auf ihn. Ihre lackschwarzen Haare türmten sich fest zementiert auf ihrem winzigen Kopf, und ihre knallrot angemalten Lippen kräuselten sich verächtlich.
    Sie arbeitete, wie über die Hälfte der anderen Reporter auch, schon seit seiner Kindheit für das Blatt. Und viele von ihnen, das wusste er, sahen The Dispatch nach wie vor als Zeitung seiner Mutter an.
    Oder vielleicht sogar seines Großvaters.
    Manchmal war es ihm zuwider, manchmal verzweifelte er daran, und manchmal amüsierte es ihn einfach nur.
    Er wusste nicht genau, was er im Moment empfand, aber auf jeden Fall jagte Rhoda ihm Angst ein. Am besten dachte er gar nicht darüber nach, sondern feilte weiter an seinem Artikel über die Ratssitzung, an der er gestern Abend teilgenommen hatte. Auf der Tagesordnung hatten die geplante Ampel an Market und Spruce, eine Budgetdebatte und die Ausbesserung der Bürgersteige an der Main Street gestanden. Außerdem hatte es

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