Zeit der Träume
ein lebhaftes Streitgespräch über die Installation von Parkuhren auf der Main gegeben, damit die Reparaturkosten hereingeholt werden konnten.
Flynn bemühte sich, ein wenig Energie auf das Thema zu verwenden, ohne dabei den Objektivitätskodex des Reporters zu verletzen.
The Dispatch war sicherlich nicht The Daily Planet, sinnierte er. Aber er war eben auch nicht Perry White. Niemand käme auf die Idee, ihn jemals Chief zu nennen. Auch ohne Rhodas gelegentliche Wutausbrüche war er sich nicht sicher, ob irgendjemand, einschließlich er selber, jemals wirklich glaubte, dass er die Zeitung leitete.
Seine Mutter warf einen sehr langen Schatten. Elizabeth Flynn Hennessy Steele. Selbst ihr Name warf einen langen Schatten.
Er liebte sie. Natürlich liebte er sie. Meistens mochte er sie sogar. Als Heranwachsender hatte er sich oft mit ihr gestritten, aber er hatte sie stets respektiert. Eine Frau, die ihr Leben und ihr Geschäft mit der gleichen Inbrunst führte und von allen anderen erwartete, dass sie es ihr gleichtaten, musste man einfach respektieren.
Und man musste ihr auch zugute halten, dass sie sich vom Geschäft zurückgezogen hatte, als es an der Zeit war. Auch wenn sie es ihrem widerstrebenden Sohn aufgedrängt hatte.
Mitsamt den missmutigen Reportern, dachte er mit einem genervten Blick auf Rhoda.
Sie feilt sich die Nägel, statt zu arbeiten, stellte er fest. Offensichtlich wollte sie ihn damit provozieren. Feil du nur, dachte er. Heute werde ich mich nicht mit dir anlegen, du blöde alte Schachtel.
Aber der Tag wird kommen.
Er war gerade damit beschäftigt, das Layout auf Seite eins zu entwerfen, als Dana hereinkam.
»Du klopfst nicht flüchtig an, steckst nicht vorsichtig den Kopf durch die Tür, sondern marschierst einfach herein.«
»Ich bin nicht marschiert. Ich muss mit dir reden, Flynn.« Sie warf sich in den Sessel und blickte sich um. »Wo ist Moe?«
»Er hat heute Gartentag.«
»Oh, ach so.«
»Und vielleicht könntest du ihm heute Nachmittag ein wenig Gesellschaft leisten. Und dabei könntest du eventuell was zum Abendessen kochen, damit ich mal zu einer warmen Mahlzeit komme.«
»Ja, klar, sonst noch was?«
»Hör mal, ich hatte einen harten Vormittag. Ich habe schlimme Kopfschmerzen, und ich muss dieses Layout fertig machen.«
Dana musterte ihn mit geschürzten Lippen. »Ärgert Rhoda dich wieder?«
»Sieh nicht hin«, fuhr Flynn sie an, bevor Dana sich umdrehen konnte. »Du ermutigst sie nur.«
»Flynn, warum schmeißt du sie eigentlich nicht raus? Du machst viel zu viel Aufhebens um sie.«
»Sie ist beim Dispatch, seit sie achtzehn ist. Das sind mehr Jahre, als du alt bist. Und ich schätze es zwar, wenn du hereinschneist, um mir zu sagen, wie ich meine Angestellten behandeln soll, aber lass mich jetzt bitte in Ruhe, damit ich weiterarbeiten kann.«
Dana streckte ihre endlos langen Beine aus. »Dieses Mal hat sie dich aber wirklich getroffen, was?«
»Halt den Mund«, knurrte er, dann riss er die Schreibtischschublade auf, um ein Fläschchen Aspirin herauszuholen.
»Du leistest gute Arbeit hier, Flynn.«
»Ja, ja«, murmelte er und nahm eine Flasche Wasser aus der anderen Schublade.
»Ach komm, ich meine es ernst. Du bist gut in deinem Job, genauso gut wie Liz war. Vielleicht in manchen Bereichen sogar besser, weil du viel zugänglicher bist. Außerdem kannst du besser schreiben als jeder andere von deinen Leuten.«
Er beäugte sie misstrauisch, während er seine Tablette nahm. »Warum erzählst du mir das?«
»Du siehst echt fertig aus.« Sie konnte es nicht ertragen, ihn so unglücklich zu sehen. Wütend, irritiert, verwirrt oder sauer war in Ordnung, aber ihr tat das Herz weh, wenn er wirklichen Kummer hatte. »Pleasant Valley braucht The Dispatch und The Dispatch braucht dich. Rhoda jedoch braucht er nicht. Und weil sie das weiß, ist sie ja so giftig.«
»Glaubst du?« Die Vorstellung tröstete ihn ein wenig.
»Darauf kannst du wetten. Geht es dir jetzt besser?«
»Ja.« Er verschloss die Wasserflasche und stellte sie wieder in den Schreibtisch. »Danke.«
»Meine zweite gute Tat für heute. Ich war gerade eine Stunde lang bei Malory. Danach bin ich zwanzig Minuten durch die Gegend gelaufen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich es dir erzählen sollte oder ob es unter uns Mädels bleiben sollte.«
»Wenn es etwas mit Frisuren, Monatszyklen oder dem bevorstehenden Ausverkauf in der Mall zu tun hat, behalt es lieber für dich.«
»Das ist unerhört
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