Zeit der Träume
sexistisch. Ich werde nicht... was für ein Ausverkauf?«
»Achte morgen auf die Anzeigen im Dispatch. Stimmt mit Malory etwas nicht?«
»Gute Frage. Sie hatte einen Traum, sie glaubt nur nicht, dass es ein Traum war.«
Dana erzählte ihm rasch, was Malory gesagt hatte, dann holte sie den getippten Bericht aus ihrer Tasche. »Ich mache mir Sorgen um sie, Flynn, und ich fange langsam auch an, mir Sorgen um mich zu machen, weil ich schon halb glaube, was sie erzählt.«
»Sei mal still.« Er las das Geschriebene zwei Mal durch, dann starrte er an die Decke. »Und wenn sie nun Recht hat?«
Aufgebracht sah seine Schwester ihn an. »Spielen wir jetzt Akte X oder was? Wir reden hier von Göttern und Zauberei und der Gefangennahme von Seelen.«
»Wir reden von Magie und von Möglichkeiten. Und Möglichkeiten sollte man immer erforschen. Wo ist sie jetzt?«
»Sie sagte, sie wolle zur Galerie, um wegen des Gemäldes zu recherchieren.«
»Gut.«
»Du hast sie nicht gesehen.«
»Nein, aber das hole ich gleich nach. Was ist mit dir? Hast du etwas ausgegraben?«
»Ich verfolge ein paar Spuren.«
»Okay, wir treffen uns heute Abend alle bei mir. Sag Zoe Bescheid, ich sage es Mal.« Als Dana ihn stirnrunzelnd anblickte, lächelte er nur. »Du hast mich eingeweiht, Süße. Jetzt bin ich dabei.«
»Ich bin dir etwas schuldig...«
»Oh, Schätzchen, jeder Tag, an dem ich etwas hinter dem Rücken des Flittchens machen kann, ist ein Festtag.«
Trotzdem blickte Tod vorsichtig nach rechts und nach links, als er die Tür zu Malorys früherem Büro öffnete, das jetzt Pamelas Reich war.
»O Gott, was hat sie mit meinem Zimmer gemacht?«
»Grässlich, nicht wahr?« Tod schüttelte sich. »Es sieht aus wie ausgekotzter Louis IV. So viel Vergoldetes habe ich seit der Beerdigung meiner jüdischen Großmutter nicht mehr gesehen.«
»Du hast gar keine jüdische Großmutter.«
»Ich spiele eben gern mit Worten. Es befriedigt mich nur zutiefst, dass sie sich in diesem Zimmer aufhalten muss, wenn sie hier ist.«
Der Raum war voll gestopft. Ein geschwungener Schreibtisch, Tische, Sessel, zwei Ottomanen mit Fransen standen sich gegenseitig im Weg auf einem Teppich in schreiendem Rot und Gold. Die Wände hingen voller Gemälde in protzigen Goldrahmen, und überall standen Statuen, verzierte Schüsseln und Kästchen, Gläser und Figuren herum.
Jedes Stück, stellte Malory fest, als sie sich an das üppige Dekor gewöhnt hatte, war ein kleiner Schatz, aber auf diesem engen Raum zusammengequetscht wirkte es wie Hinterhoftrödel.
»Wie kann sie hier überhaupt nachdenken, geschweige denn was schaffen?«
»Sie hat ihre Sklaven und Untergebenen - mich, Ernestine, Julia und Franco. Sie thront auf diesem Ungetüm und gibt Befehle. Du kannst froh sein, dass du entkommen bist, Mal.«
»Ja, das sollte ich wohl.« Aber es hatte sie doch Überwindung gekostet, hier zu sein und zu wissen, dass sie nicht mehr dazugehörte.
Sie wusste überhaupt nicht, wohin sie gehörte.
»Wo ist sie jetzt?«
»Zum Lunch im Club.« Tod blickte auf seine Armbanduhr. »Du hast zwei Stunden Zeit.«
»So viel werde ich nicht brauchen. Ich brauche die Kundenliste«, fügte sie hinzu, während sie an den Computer trat.
»Oh, willst du ihr die Kunden unter ihrer vom Schönheitschirurgen korrigierten Nase klauen?«
»Nein. Hübscher Gedanke, aber das habe ich nicht vor. Ich versuche, den Maler eines bestimmten Gemäldes festzustellen, und will schauen, wer bei uns in diesem Stil kauft - und dann brauche ich noch die Liste der Bilder mit mythologischen Motiven. Verdammt, sie hat das Passwort geändert.«
»Es ist meins.«
»Sie benutzt dein Passwort?«
»Nein, M-E-I-N-S.« Er strahlte Malory an. »Sie hat es sich aufgeschrieben, damit sie es nicht vergisst - zwei andere Passwörter hatte sie bereits vergessen. Ich kam gerade zufällig herein.«
»Ich liebe dich, Tod«, murmelte Malory und gab das Passwort ein.
»So sehr, dass du mir erzählst, wozu du das alles brauchst?«
»Sogar noch mehr, aber in diesem Fall sind mir die Hände gebunden. Ich muss zuerst mit ein paar Leuten darüber sprechen.« Sie arbeitete rasch und kopierte sich die ausführliche Kundenliste auf die Diskette, die sie mitgebracht hatte. »Aber ich schwöre dir, dass ich die Daten hier für nichts Illegales oder Unmoralisches verwenden werde.«
»Was eine Schande ist.«
Leise lachend öffnete sie ihre Tasche und ließ ihn einen Blick auf den Ausdruck werfen, den sie von dem digitalen
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