Zeit der Träume
gehört.«
»Das mag sein, aber ich lasse dich trotzdem den Film aussuchen.«
»Und wenn es ein Kunstfilm mit Untertiteln ist?«
»Dann werde ich stumm leiden.«
Malory verschränkte die Arme. »Du weißt ja sowieso, dass solche Filme hier im Multiplex nicht laufen, oder?«
»Die laufen nirgendwo. Komm, Moe, wir fahren mit dem Auto.«
Es hatte ihr gut getan, dachte Malory, das Rätsel und die Probleme einmal einen Abend lang beiseite zu lassen. Sie fühlte sich heute früh frischer und optimistischer. Und es war ein gutes Gefühl, sich zu einem komplizierten Mann hingezogen zu fühlen.
Er war wirklich kompliziert, dachte sie. Umso mehr, als er ursprünglich den Eindruck gemacht hatte, völlig simpel zu sein. Und dadurch wurde er zu einem weiteren Rätsel, das sie lösen musste.
Diesen Klick, von dem er gesprochen hatte, konnte sie genauso wenig leugnen. Warum sollte sie auch? Wenn es um Beziehungen ging, spielte sie keine Spielchen - nur vorsichtig war sie. Deshalb musste sie herausfinden, ob der Klick sexueller Natur war oder ob das mehr bedeutete.
Rätsel Nummer drei, dachte sie, als sie sich an ihren Schreibtisch setzte, um mit ihrer Recherche fortzufahren.
Schon der erste Telefonanruf, den sie tätigte, verblüffte sie, und gleich nachdem sie aufgelegt hatte, durchwühlte sie ihre alten Lehrbücher aus dem College über Kunstgeschichte.
Die Tür zum Haus der Vanes stand weit offen. Mehrere kräftig gebaute Männer schleppten Möbelstücke und Kartons hinein und hinaus. Flynn bekam schon vom Zusehen Rückenschmerzen.
Er erinnerte sich an das Wochenende vor vielen Jahren, als er und Jordan in ihre erste eigene Wohnung gezogen waren. Mit Brads Hilfe hatten sie ein gebrauchtes Sofa, das so viel wog wie eine Honda, drei Stockwerke hinaufgewuchtet.
Das waren noch Zeiten, dachte Flynn. Gott sei Dank waren sie vorüber.
Moe sprang hinter ihm aus dem Auto und rannte unverzüglich ins Haus hinein. Es gab einen Knall, dann fluchte jemand, und Flynn konnte nur beten, dass es nicht eine der kostbaren Antiquitäten der Vanes erwischt hatte. Hastig lief er Moe hinterher.
»Jesus Christus! Nennst du das einen Welpen?«
»Vor einem Jahr noch war er einer.« Flynn musterte seinen ältesten Freund, der zurzeit von seinem Hund heftig begrüßt und abgeschleckt wurde. Und sein Herz sang vor Freude.
»Tut mir Leid wegen - war das eine Lampe?«
Brad warf einen flüchtigen Blick auf das zerbrochene Porzellan auf dem Fußboden in der Eingangshalle. »Ja, gerade eben noch. Schon gut, alter Junge, sitz.«
»Lauf nach draußen, Moe. Jag das Kaninchen.«
Moe kläffte ohrenbetäubend und stürmte zur Tür hinaus.
»Was für ein Kaninchen?«
»Das aus seinen Träumen. Hey.« Flynn trat vorsichtig über die Scherben auf seinen Freund zu und umarmte ihn. »Du siehst gut aus. Für einen Anzugtypen.«
»Wer ist ein Anzugtyp?«
In seinen verwaschenen Jeans und dem Jeanshemd sah er wirklich nicht danach aus, sondern wirkte groß, schlank und fit. Vanes goldener Junge, der Familienprinz, der mit einem Bautrupp genauso gut zurechtkam wie mit einer Vorstandssitzung. Vielleicht sogar noch besser.
»Als ich mich gestern Abend hier in der Gegend rumgetrieben habe, war noch alles leer. Wann bist du angekommen?«
»Mitten in der Nacht. Lass uns mal aus dem Weg gehen«, schlug Brad vor, als die Möbelpacker weitere Lasten anschleppten. Sie flüchteten in die Küche.
Das Haus war möbliert geblieben, damit Führungskräfte oder Gäste des Unternehmens sich dort aufhalten konnten. Früher einmal war es das Heim der Vanes im Valley gewesen, und Flynn hatte sich dort genauso gut ausgekannt wie in seinem eigenen Zuhause.
Seit den Tagen, in denen er dort um Plätzchen gebettelt hatte, war die Küche renoviert worden, aber der Blick aus den Fenstern und von der dahinter liegenden Terrasse war derselbe. Wald und Wasser und dahinter die Hügel.
Ein Teil seiner Kindheit, mit seine besten Jahre, hingen mit diesem Haus zusammen. Und sie waren verbunden mit dem Mann, dem es jetzt gehörte.
Brad schenkte Kaffee ein und trat mit Flynn auf die Terrasse.
»Wie fühlt es sich an, wieder zu Hause zu sein?«, fragte Flynn.
»Ich weiß es noch nicht. Momentan auf jeden Fall komisch.« Er lehnte sich ans Geländer und blickte zu den Hügeln.
Alles schien wie früher. Doch nichts war mehr wie früher.
Flynn sah Brad an, dass er sich wohl in seiner Haut fühlte. Er hatte nun etwas Großstädtisches an sich, was ihn auf irgendeine Weise männlicher
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