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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wieder, und seine Zähne glitzerten smaragdfarben in einem Zahnfleisch, das erst glomm und sich dann schwarz färbte.
    Hoppara und Ihando schienen stumm vor Schreck immer kleiner zu werden; Mara saß wie erstarrt da, als würde der Bann sie festhalten. Nur Kevin besaß, getrieben von seiner Liebe, noch genug Willenskraft, um zu handeln. Er machte einen Schritt zur Seite, griff hinter das schimmernde Fleisch, das jetzt in unsäglicher Qual wild um sich schlug, und packte Maras Unterarm. Mit einem lauten Schrei der Anstrengung hob und zog er sie hoch, außer Reichweite des kreischenden Soldaten. Dann warf er sich mit dem Körper vor sie.
    Lujan fand seine Reflexe wieder. Sein Schwert fuhr in einem vorzüglichen Streich herunter und brachte die quälenden Schreie zum Verstummen. Qualm stieg von der Leiche auf, während das grüne Leuchten noch kurz aufflackerte und dann verschwand. Die gewöhnliche Düsternis kehrte zurück, und nur die eine flackernde Flamme hielt die völlige Dunkelheit zurück.
    Der Lord der Bontura zitterte sichtlich und machte das Zeichen gegen das Böse. »Ein Magier will Euren Tod, Lady Mara. Dieses Ding hat Euch an der Stimme erkannt!«
    Kevin wischte die feuchten Hände an seinem Gewand ab, er hatte vergessen, daß die Robe bereits schmutzig war. Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Lord Bontura sah bei dem Widerspruch leicht gereizt auf, doch Mara stand ohne jede Spur von Beleidigung vom Boden auf. »Wieso?«
    Der Midkemier blickte sie mit seinen blauen Augen direkt an und entschied sich für einen förmlichen Ton. »Wenn eine Schwarze Robe Euren Tod gewünscht hätte, wäret Ihr jetzt tot, und keine noch so große Anstrengung hätte Euch retten können. Schon eine einzige dieser Lichtkugeln, die wir bei den Spielen gesehen haben, hätte der Sache hier sofort ein Ende gemacht. Doch diese langsame Schlange eignete sich ganz hervorragend als Warnung, um Euch richtig einzuschüchtern.«
    »Schlange?« fragte Mara. Dann begann sie zu begreifen, während sie die Arme um ihre Knie schlang. »Du meinst die Relli. Ja, vielleicht hast du recht.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, räumte Hoppara ein. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Auch geringere Magier und Priester können Magie beschwören, und anders als die Mitglieder der Versammlung lassen sie sich möglicherweise mit Bestechungsgeldern ködern.«
    »Wer?« Kevin bemühte sich, das leichte Beben in seiner Stimme zu unterdrücken. »Wer könnte die Mittel dazu haben?«
    Hoppara betrachtete den Toten, der einer magischen Beschwörung zum Opfer gefallen war und in einem schrecklichen, todesstarren Grinsen die Zähne bleckte. »Wenn ein Mann den Reichtum einer ganzen Nation den Hamoi Tong übergeben kann, um sich Attentäter zu kaufen, könnte er sich dann nicht auch dazu herablassen, Priester eines mächtigen Ordens zu bezahlen oder die Dienste eines abtrünnigen geringeren Magiers zu mieten?«
    »Verdächtigt Ihr den Lord der Minwanabi?« fragte Iliando, die dicken Hände immer noch in den Ärmeln verborgen.
    »Möglicherweise. Oder die Gruppe, die uns die schwarzen Soldaten schickte.« Hoppara stand auf, als würde es ihn nervös machen, weiter reglos dazusitzen. In der Rüstung, blutbeschmiert und abgespannt von all den Anstrengungen, sah er ganz wie Chipino aus. »Wir werden es vielleicht morgen erfahren, wenn wir überleben und in die Ratsversammlung zurückkehren können.«
    Niemand antwortete darauf.

Fünf
    Der Kriegsherr

    Es folgten vier weitere Angriffe.
    Die ganze Nacht sahen sich die Soldaten der Acoma und ihre Verbündeten den Angriffen der dunklen Krieger ohne Hausfarben ausgesetzt. Die Hamoi Tong tauchten nicht wieder auf, doch die Krieger in den schwarzen Rüstungen kamen in Wellen immer wieder.
    Beim letzten Angriff waren die Verteidiger gezwungen, sich in das kleine Schlafzimmer zurückzuziehen, in dem sich keine zweite Tür befand. In dem engen Raum dicht zusammengedrängt, schlugen sie die Feinde zurück, die vom Flur her kamen oder versuchten, durch das zerfetzte Fenster einzudringen. Kevin stellte sich die ganze Zeit schützend vor Mara und kämpfte wie ein Besessener. Nach dem dritten Angriff war praktisch niemand mehr ohne Verletzungen. Selbst der am stärksten der Tradition verhaftete Tsurani war zu müde, um den rothaarigen, großmäuligen Barbaren zweimal anzuschauen, der sich –Schwert und Schild noch in den Händen – nach dem letzten Kampf ausruhte. Seine Klinge

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