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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Katharina konnte nur noch stammeln.
    Genoveva fragte nicht lange, sondern half der zitternden Katharina, Konz Jehle in die Küche zu schleifen. Zu zweit zogen sie den schweren Mann durch den Hausflur. Jede hatte ihn unter einer Achsel gepackt, seine Füße schleiften über den Boden und machten Schlieren aus den Blutstropfen, die begannen, aus einem provisorischen Verband zu tropfen, der offenbar hastig um die Brust des Verletzten gewickelt worden war. Genoveva erkannte in den fleckigen Streifen Katharinas Unterrock.
    In der Küche holte Katharina schnell mehrere Decken, eine rollte sie zusammen und bettete den Kopf ihres Mannes darauf. Dann rannte sie in ihr Zimmer. Binnen Sekunden war sie mit frischem, weißem Linnen für den Verband und einer Hand voll getrockneter, gemahlener Schafgarbe zurück sowie mit einem Tiegel mit Salbe aus Schweinefett mit indischer Aloe, Salbei und Ringelblume versetzt.
    Genoveva hob Konz' Oberkörper, damit Katharina die blutigen Stofffetzen abwickeln konnte. Dann gab sie behutsam die Salbe und die Kräuter auf die Wunde und erneuerte den Verband. Der neue weiße Stoff färbte sich ebenfalls schnell rot. Katharina schüttelte den Kopf.
    »Es reicht nicht, der Messerstich ist zu tief. Ich muss nähen. Traust du es dir zu, mir zu helfen? Du wirst ihn festhalten müssen. Doch zuerst müssen wir Konz auf den Küchentisch legen.«
    Genoveva nickte. Sie sah, wie sehr die Hände von Katharina zitterten und wie sehr die junge Frau sich bemühte, sie unter Kontrolle zu bekommen. Liebevoll strich sie ihrem Mann über die Stirn, den Blick angstvoll auf sein wachsbleiches Gesicht gerichtet. Es dauerte eine Weile, bis die beiden Frauen es geschafft hatten, den schweren Mann auf den Küchentisch zu heben. Sie kämpften mit der Kraft der Verzweiflung. Der immer noch bewusstlose Konz stöhnte hin und wieder laut auf, doch er erwachte nicht. Schließlich hatten sie es geschafft.
    »Ich brauche eine Nadel und Zwirn, schnell. Und eine Kerze. Dann aus meinem Zimmer das kleine braune Fläschchen mit der Mischung aus Alkohol, Knoblauch-, Kamille- und Salbeisud. Beeil dich, er verliert zu viel Blut. Ich muss es irgendwie stoppen.« Sie presste beide Hände auf die Seite mit der Wunde.
    Wieder fragte die Rischacherin nicht lange. Als sie zurückkam, hatte Katharina den Verband schon wieder abgewickelt. Rot gefärbt von Blut lagen die Leinenstreifen achtlos hingeworfen auf dem Küchenboden. Katharina presste die Ränder der nun wieder offenen Wunde mit beiden Händen zusammen. Den Bereich rund um die Stichverletzung hatte sie bereits mit weißem Leinen abgedeckt.
    Dann fädelte sie den Zwirn in die Nadel und hielt das Metall über die Kerzenflamme. Ehe sie zu nähen begann, wischte sie die Wundränder und einige Zentimeter darum herum noch mit der Flüssigkeit aus dem Fläschchen ab, die sie auf einen weiteren Leinenstreifen gegossen hatte.
    Danach begann sie konzentriert, Stich um Stich die Wundränder zusammenzuziehen. Zehnmal fuhr die Nadel durch das Fleisch. Zehnmal zuckte der bewusstlose Mann auf dem Küchentisch. Dann war die Naht geschlossen.
    Behutsam strich Katharina die Wunde ein zweites Mal mit der Heilsalbe ein und streute die Kräuter darauf, in die sie noch Bellwurz gemischt hatte, um die Schmerzen zu lindern. Dann verband sie die Verletzung erneut. Diesmal drang kaum noch Blut durch das weiße Leinen. Mit tiefer Erleichterung im Blick wandte sich Katharina zu Genoveva. »Der Jungfrau Maria sei Dank. Es ist geschafft. Wenn sich die Wunde jetzt nicht entzündet und Konz nicht zu viel Blut verloren hat, dann wird er durchkommen.« Auf ihrer Stirn glitzerten die Schweißtropfen, ihre Hände, die beim Nähen so ruhig gewesen waren, zitterten plötzlich unkontrolliert. Katharina nahm ihre eine Hand mit der anderen, um sie irgendwie zur Ruhe zu bekommen. Genoveva sah, dass die junge Frau kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    Doch Katharina konnte sich noch nicht ausruhen. Vorsichtig hob sie den Kopf ihres Mannes und faltete mehrere Decken zusammen, sodass er ein kleines Kissen hatte. Mit einem Leintuch deckte sie ihn zu. Darüber kam die frisch gewaschene, gewebte Baumwolldecke, die die praktische Genoveva ebenfalls mit in die Küche gebracht hatte. Dann schüttete sie einige Tropfen einer klaren Flüssigkeit aus einem kleinen Fläschchen in einen Becher und füllte ihn mit Wein auf. »Mohnsaft«, sagte sie sanft. »Er wird Schmerzen haben, wenn er erwacht. Das lindert sie.«
    Erst jetzt, nachdem sie getan

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