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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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brummte nachdenklich vor sich hin.
    »Wir möchten trotzdem helfen und sicherstellen, dass Wronskij das Land ohne Schwierigkeiten verlassen kann. Natürlich hätten wir die Sache selbst erledigen können, aber es ist besser, wenn wir nicht offen involviert sind. Wir haben einige Papiere und sonstiges Zubehör mitgebracht. Zur Unterstützung«, erklärte Telepnew und nickte seinem Fahrer zu.
    Als Chauffeur fungierte diesmal ein blonder junger Mann in dunkler Hose, aber ohne Jackett, mit aufgerollten Hemdsärmeln. Er reichte mir einen beutelförmigen braunen Umschlag. Am Arm hatte er eine kleine, saubere Tätowierung, die, wenn mich meine Augen nicht täuschten, Putin darstellte. Mit Rücksicht auf die Haut des jungen Mannes hoffte ich, dass es in Russland nicht allzu bald zu radikalen Neueinschätzungen der zeitgeschichtlichen Ereignisse kam.
    Ich leerte den Umschlag auf die Werkbank. Ein französischer Pass, mit Wronskijs Konterfei, aber auf den Namen René Dessel. Eine Kreditkarte auf denselben Namen. Eine Brille mit breitem Gestell, die Gläser vermutlich Stärke null. Quittungen aus Finnland. Einige Visitenkarten von Helsinkier Firmen. Notizzettel, in irgendeiner Brief- oder Jackentasche zerknittert. Ein Handy.
    »Darauf sind französische Nummern gespeichert«, sagte Telepnew.
    Ich brachte es über mich, nicht zu witzeln, die Ziffern als solche seien arabisch. Stattdessen dankte ich dem Oberst fürseine sorgfältige Arbeit. Ich sagte, ich hätte mich auch schon selbst darauf eingestellt, Wronskij mit einer neuen Identität auszustatten, aber diese Papiere seien besser.
    »Spricht er Französisch?«, fragte ich.
    »Ja.« Telepnews Mundwinkel hoben sich um etwa drei Millimeter. Das angedeutete Lächeln besagte, ihr wisst nicht alles voneinander, aber wir wissen es. Telepnew verabschiedete sich mit einer kleinen, ruckartigen Verbeugung.
    »Du gehst zum Schalter einer Fluggesellschaft und kaufst ein Ticket für irgendein Ziel in Europa. Meinethalben mit Rückflug, aber du kommst nicht zurück. Du kannst fliegen, wohin du willst, auf keinen Fall aber gegen sechs Uhr nach Schweden. Und um fünf treffen wir uns neben dem Schlipsladen«, instruierte ich Wronskij noch einmal.
    Er nickte. »Und die Waffe?«, erkundigte er sich beinahe fordernd. Beim ersten Mal hatte seine Bitte gleichzeitig bedingungslos und flehentlich geklungen.
    Ich versicherte ihm, darum würde ich mich als Nächstes kümmern. Wronskij drückte die Tür des Wagens zu und ging durch die automatisch aufgleitenden Türen ins Flughafengebäude. Er sah aus wie ein Berufsreisender, ein moderner europäischer Handelsvertreter oder Beamter, der immer einen korrekten Anzug trägt und sein kleines Gepäck mit an Bord nimmt.
    Ich fuhr aus der Kurzzeitparkbucht vor der Abflughalle, drehte eine Runde, bis ich erneut an die Einfahrt zum Flughafen gelangte, und wählte das Parkhaus P3. Dort parkte ich den Wagen auf einem der für Hertz reservierten Stellplätze und ging in die Nähe der Glasröhre, in der sich die Rolltreppe befand. Vadim Tschernow erwartete mich bereits, klopfte bedeutungsvoll auf sein Handgelenk.
    »Du bist pünktlich, gut. Ich darf die Zigarettenpause nicht zu lange ausdehnen«, sagte er.
    »Du bist doch Nichtraucher.«
    »Ja. Aber der Vorarbeiter weiß das nicht mehr oder denkt nicht darüber nach. Der passt nur auf, wie viele Minuten ich Pause mache«, erklärte Tschernow leicht verbittert.
    In der Arbeitskleidung der Putzfirma glich er einem traurigen Clown. Er war fast sechzig, hatte an der Moskauer Universität Marxismus-Leninismus studiert, auf der reinsten theoretischen Ebene. Weder in Russland noch in Finnland war dieses Expertenwissen gefragt.
    »So ist es im Kapitalismus«, seufzte Tschernow, als habe er meine Gedanken gelesen.
    Ich gab ihm die kleine, in Stoff gewickelte FN-Pistole und wiederholte noch einmal, wo er sie verstecken sollte. Dann bot ich ihm fünfhundert Euro an, doch Tschernow sagte, ich solle ihn später bezahlen.
    »Wenn ich erwischt werde, ist es besser, keine solchen Summen in der Tasche zu haben«, erklärte er.
    »Du vertraust mir.«
    »Ja.«
    »Denk dran, dass du mich jederzeit um Hilfe bitten kannst.«
    Tschernow überlegte kurz. »Vielleicht könntest du mir tatsächlich helfen. Ich bin beim Autokauf übers Ohr gehauen worden. Wenn du mir einen kleinen Preisnachlass aushandeln würdest. Eine angemessene Summe, ich will niemanden berauben.«
    Ich meinte, es werde mir sicher gelingen, einen Vergleichsvorschlag zu

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