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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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liegt oft eine Eisschicht.
    Ich weiß, dass auch Mutter bald kommt, um von der Getreidesuppe zu essen, die Oma gekocht hat, und dass sie frisch gemolkene Milch mitbringt. Mutter ist Hauptbuchhalterin der Kolchose, und wir wohnen jetzt hier, in dem aus grauen Ziegeln gebauten Kolchosenheim. Wir haben noch kein Haus in der Stadt, aber ein Zimmer und eine eigene Küche und fließendes Wasser, und Vater ist mit seinem Regiment nach Norden abkommandiert. Im Herbst kommt er zwei Wochen auf Urlaub, und danach wird er vielleicht nach Sortavala versetzt. Fährt er dann mit dem Panzer zur Arbeit, überlege ich und merke, dass hier etwas schief ist und falsch, all die Menschen sind doch schon tot, außer Aleksej und mir.
    Ich wachte auf und begriff, dass die Melkmaschine der Kompressor des Naglers war und dass nicht meine Oma durch die Tür spähte, sondern Antti Kiuru.
    » Dobroe utro «, wünschte er mir einen guten Morgen. »Vom Wecken war keine Rede gewesen, aber ich habe mit den Jungs schon ein paar Stunden gearbeitet, und jetzt essen wir eine Kleinigkeit, also, wenn du frühstücken möchtest …«
    Ich stand auf, reckte mich, ging auf die Toilette und wusch mir das Gesicht. Am Kinn schoben sich Bartstoppeln ans Licht, doch ich schob die Rasur hinaus. In Petrozawodsk musste ich mein Äußeres ohnehin in Ordnung bringen.
    Früher hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn meine Männer früh aufstanden und arbeiteten, während ich noch eine Runde schlief und dann sauber gekleidet über die Baustelle stolzierte. Inzwischen war es mir egal. Die Männer erwarteten gar nicht, dass ich Mörtelsäcke schleppte.
    Ich aß mit den Männern, wünschte ihnen schöne Tage, packte meine wenigen Sachen und fuhr ab.
    Auf der finnischen Seite des Grenzübergangs schien immer noch alles voller Holz zu sein. Tausende Kubikmeter Fichtenstämme füllten ein provisorisches Lager, die Güterwagen waren bis an den Rand mit Birkenholz gefüllt, und ein Dutzend Holzlaster wartete auf die Zollabfertigung.
    Nachdem der Grenzschützer einen flüchtigen Blick auf meine Papiere geworfen hatte, fuhr ich über eine offene Fläche zu der neuen Kontrollstelle auf der russischen Seite. Sie war aus rotem Backstein gemauert. Die Träger der Schutzdächer waren aus dunkelgrauem Stahl. Schwalben witschten in ihre Nester hoch oben in den Dachstühlen. Die blau-weißen Windsäcke hingen schlaff herab und demonstrierten die Windstille des ungewöhnlich heißen Tages.
    Die Leutnantin fertigte die Wartenden ab, ohne sich zu hetzen. Sie war blond und schön, ein wenig zu stark geschminkt. Und sie hatte nichts unternommen, um ihremArbeitsplatz hinter der Glasscheibe, einem sauberen, kargen Verschlag, ein wenig Gemütlichkeit zu verleihen. Auf dem Tisch stand ein neuer Computer, alle Firmenaufkleber noch an ihrem Platz, die Tastatur makellos rein. Die Leutnantin gab meine Personaldaten ein, überprüfte unter einem Leuchtgerät die Echtheit meines Passes und griff dann zum traditionellen Stempel. Feierlich drückte sie ihn auf meine Papiere und schrieb anschließend Namen und Zahlen auf Listen aus gelblichem Papier.
    Früher hatte man sie gebraucht, all die Papiere und Bestätigungsvermerke. Oder zumindest lebte man in der Furcht, dass in den bumagas irgendeine Unterschrift fehlte oder der Stempelabdruck verwischt war. Diese Unruhe hatte mich lange begleitet. An der Kontrollstelle der Verkehrsmiliz oder im Hotelfoyer, wenn ein Mann in Lederjacke seinen Ausweis zückte und nach den Papieren fragte, hatte sie mich mit kalten Fingern im Nacken gepackt. Ich hatte mir befehlen müssen, meinen Namen in der finnischen Form anzugeben, Viktor Kärppä, nicht Gornostajew, und immer daran zu denken, dass ich mit einem finnischen Pass unterwegs war.
    Die Grenzschutzoffizierin wünschte mir in russisch gefärbtem Finnisch einen schönen Tag. Ich bedankte mich auf Russisch bei der Genossin Leutnant. Dafür, dass ich die Sterne auf ihren Epauletten erkannt hatte, belohnte sie mich mit einem strahlenden Lächeln.
    Draußen wartete eine finnische Reisegesellschaft neben ihrem Bus auf die Erlaubnis, die Grenzstation zu betreten. Die Leute wirkten wie Mitglieder einer Missionsgesellschaft oder eines wohltätigen Vereins, der gebrauchte Kleidung und Spielzeug für Karelien sammelt. Ich überlegte, ob sie sich überhaupt nicht darüber wunderten, dass ein Transporter nach dem anderen neue Pkw nach Russland brachte, während sie in ihrem alten Bus Gesangbücher und abgetragene

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