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Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim

Titel: Zeit des Verrats: Finnland-Krimi: Finnland-Krim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Vermutung nach würde er bald zu der Einsicht gelangen, dass niemand zu Schaden gekommen war; der Angriff war abgewehrt worden oder man war ihm ausgewichen. Nun galt es, nach vorn zu schauen. Die Kontakte und die Dankesschuld konnten nützlich sein.
    »Na gut. Aber vielleicht können wir auch in Zukunft vertrauensvoll miteinander reden.« Varis sah abwechselnd Oberst Telepnew und mich an.
    »Natürlich, natürlich, Freunden helfe ich immer«, versicherte Telepnew. »Und Viktor auch.«
    Ich helfe Freunden, schmeckte ich den Gedanken ab.
    »Wie geht es Wronskij?«, fragte ich.
    Telepnew wandte mir das Gesicht zu. Sein Lächeln reichte nur bis zu den Backenknochen.
    »Er ist in Sicherheit«, sagte er vieldeutig. Ich wusste, dass weitere Fragen fruchtlos waren.
    Ich öffnete die längliche Schatulle aus dunklem Holz. Der Orden lag auf dunkelrotem Stoff. Ein fünfzackiger Stern, überraschend klein. Das Metall glänzte in sattem, dunklem Gelb. Das Band war rot, weiß und blau gestreift.
    Telepnew hatte mich überrascht. Er hatte mit feierlicher Miene verkündet, jetzt sei der richtige Moment für eine kleine Feier, hatte dann korrigierend hinzugefügt, die Auszeichnung sei allerdings nicht klein. Der Chauffeur hatte seine Aktentasche geöffnet, und Telepnew hatte ihr eine mit einem Band verschlossene Urkundenmappe und die Ordensschatulle entnommen.
    »Russland dankt.« Oberst Konstantin Telepnew, seines Zeichens zweiter Gesandtschaftssekretär, schlug die Hackenseiner italienischen Schuhe zusammen und überreichte mir die Mappe und die Schatulle. Wir umarmten uns und tauschten Wangenküsse. Über die Schulter des Obersten sah ich, dass auch Korhonen ehrfurchtsvoll ernst war und seine spöttische Ader vergaß. Varis sah mich an, wie eine alte Mutter ihren verkaterten Sohn ansieht, tadelnd und verzeihend zugleich.
    Am oberen Rand der Urkunde stand handschriftlich, in dekorativen Buchstaben: Viktor Nikolajewitsch Gornostajew . Die gedruckten Zeilen darunter bestätigten, dass mir der Orden Nummer 969 eines Helden der Russischen Föderation verliehen worden war.
    Die Unterschrift war präzise und leserlich. Fedor Ladygin, General. Zuunterst folgte das runde Symbol des militärischen Aufklärungsdienstes GRU, eine schwarze Fledermaus auf blauem Grund, und die Auflösung der Abkürzung: Glawnoje Razwedywatelnoje Uprawlenje .
    Ich holte eine Flasche Standard Platinum und ein Tablett mit einigen kleinen Gläsern aus dem Aktenschrank und goss den Wodka ein.
    » Nasdarowje . Zum Wohl.«
    Telepnew, Korhonen und selbst Varis erwiderten den Trinkspruch. Wir stießen an. Der Wodka biss in der Speiseröhre wie ein junger Hund, der einem im Vorbeilaufen nach den Waden schnappt.
    Telepnew brachte den nächsten Toast aus: »Um ein altes Gedicht zu zitieren: ›oh du kräftiger, guter Recke, oh du ruhmreicher, heiligrussischer Held‹.«
    »Amen«, sagte Korhonen.
    Ich goss nach, wir tranken.
    Ich dachte bei mir, dass auch Varis gar nicht so übel war.
    »Viktor ist ein Kraftpaket. Und wir beide, Kaisa und ich,sind auch nicht schlecht«, prahlte Korhonen beinahe gerührt. »Als kleiner Polizist hat man selten Gelegenheit, einen internationalen Attentatsplan zu vereiteln.«
    »Scheiß-Korhonen!«, rief Varis aufgebracht.
    Ich befahl den Jungs, zu schweigen.
    Jetzt war ich an der Reihe, zu verbieten und zu kommandieren. Immerhin war ich der Hausherr.
    Ich wusste, dass der Heldenorden die höchste Auszeichnung in Russland war und dass er nur an russische Staatsbürger verliehen wurde.
    Oberst Telepnew lächelte huldvoll. Auch er wusste es.

38
    Manchmal wünschte ich mir, ich wäre Raucher. Meine Warterei hätte unverfänglicher gewirkt, wenn ich mir eine Zigarette angesteckt und in aller Ruhe gepafft hätte. Ich stand auf dem Parkplatz hinter der Neste-Tankstelle in Tohmajärvi, an die Motorhaube des Citroën gelehnt, und fand mich zu auffällig: Worauf wartet der Kerl eigentlich?
    Die Kassiererin, die zusammengepresste Pappkartons zum Container brachte, warf mir allerdings nur einen kurzen Blick zu. Ich sah auf die Uhr. Ich war zu früh dran, einige Minuten vor dem Zeitpunkt, den ich mit dem Skiläufer vereinbart hatte.
    Mein Handy vibrierte. Gleich da , teilte der Skiläufer mit. Kurz darauf kurvte ein modischer City-Jeep auf den Parkplatz, kam einen Meter vor mir und der Stoßstange meines Wagens nickend zum Stehen.
    Der Skiläufer stieg aus, ließ den Motor aber laufen. Er trug eine weite, wadenlange Hose, ein enges T-Shirt und eine

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