Zeit des Zorn
dir?«, fragt
Ben und kommt sich blöd vor.
»Na ja, okay«, sagt O.
»Das hier ist der Traum von jedem Faulpelz - ich werde praktisch unter
Waffengewalt gezwungen, den ganzen Tag im Zimmer abzuhängen und Mist im
Fernsehen zu gucken.«
»Wird nicht mehr lange
dauern.«
»Nein?«
»Nein.«
»Wie
geht's euch, Jungs?«
»Gut«,
sagt Chon.
»Ben,
dir auch?«
»Ja,
mir geht's gut«, sagt Ben.
Die
Session wird beendet.
Ja, Ben geht's gut.
»Ist dir der Hintergrund
aufgefallen?«, fragt Ben Chon. »Das war ein anderer Raum.«
Er
hat es sich schon ungefähr dreißig Mal angesehen.
»Und
hör mal ...«
Er
dreht die Lautstärke hoch. »Was ist das da im Hintergrund?“
»Stimmen.“
»Die
sprechen ...“
»Englisch.«
Danny Benoit ist Diakon der Church of the Lighter Day
Saints.
Und ein hochbezahlter
Soundtechniker, der ungefähr einmal im Monat in einer 66er Corvette, die er das
Piratenschiff nennt, über die 405 von zu Hause in Laguna Canyon rauf nach L. A. in die Aufnahmestudios rauscht.
»Einmal im Monat segel
ich nach L. A.«, sagt Danny, »belade die Lady mit fetter Beute und segel
zurück, bevor ich erwischt werde.«
Danny ist Gold.
Oder Platin.
DB kann aus einer
Durchschnittsstimme eine großartige und aus einer großartigen eine göttliche
machen.
»Die größten Namen in der
Plattenindustrie« wollen alle Danny am Mischpult haben.
Dicke sein mit ihm.
Mit ihm abhängen.
Er will bloß seinen Mix
machen, Kohle verdienen und heimfahren.
Und auf Ben &
Chonny's liefert Danny die beste Arbeit ab.
Sie haben ihm schon
Mischungen gegeben, die genau auf den »Künstler« abgestimmt waren, dem er
gerade um den Bart ging. Für Hip-Hop sativa,
indica für
R&B? Musst bloß Bescheid sagen, Mann, und B&C werden die Vertriebswege
straffen und direkt anliefern lassen.
Ben hört gerne Songs im
Radio, wenn er weiß, dass er dazu beitragen durfte.
»Die sollten eure Namen
auf die CDs schreiben«, meinte Danny mal. Einmal hätte er ihnen fast bei der
Grammy-Verleihung gedankt, hatte es sich aber zum Glück doch noch anders
überlegt.
Wäre cool gewesen, aber
eben auch, naja, uncool.
Sie fahren mit einer
Aufnahme von der Skype-Session zu ihm nach Hause. Danny sieht aus wie ein
typischer Hippie, der weiß, dass die Siebziger lange vorbei sind, sich davon
aber nicht beeindrucken lässt. T-Shirt, Jeans, Sandalen, Pferdeschwanz.
Mit leeren Händen macht
man keine freundschaftlichen Hausbesuche, deshalb bringen sie ihm eine Tüte
Mondlandung mit (»Manche behaupten, sie hat stattgefunden, andere sagen, sie
war inszeniert, wir sagen, das interessiert uns einen Scheiß«). Danny hat
makellose Kiffermanieren und lässt den Stoff rumgehen.
Nach Abschluss der
Formalitäten fragt Ben: »Kannst du das lauter machen?«
»Kann Kobe Bryant Dreier
werfen?«
Er lässt die Aufnahme
über seine Anlage laufen, fährt ein paar Regler hoch, legt ein paar Schalter
um, und eine Minute später hat man das Gefühl, sich mit O in
einem Raum aufzuhalten. Und die Englisch sprechenden Leute im Hintergrund?
»Radio«, sagt Danny.
»UKW.«
»Amerikanischer Sender?«
Danny hat ein sehr feines
Gehör. Er kennt seine Sender, weil er ständig hinterher ist rauszukriegen, wer
ihn um seine Tantiemen bescheißt. (Die Antwort lautet natürlich alle - so läuft
der Laden nun mal. Drogen, Film, Musik - alle beklauen sich gegenseitig). Er
kann der hohlen Luft lauschen und feststellen, von welchem Sender sie kommt.
»KROC«, sagt er, nachdem
er sich die Aufnahme ein paarmal angehört hat. »Aus L. A. Bunte Mischung aus
aktuellen Pop-Hits und Musik der Neunziger.«
»O hört sich so was an«,
sagt Chon.
»Kann man das in Mexiko
empfangen?«
»Kann man«, sagt Danny,
»aber nicht in dieser Klarheit. Das Signal ist eins a.«
Das ist es, denkt Ben.
Zurück zur Akte, zurück
zur Recherche.
O wird in Südkalifornien festgehalten, aber wo?
Sie müssen ganz schön
lange graben, dann stoßen sie drauf.
Dennis hat »einen
gewissen Verdacht« bezüglich einer Firma namens Gold Coast Realty, mit Sitz in
... warte ...
Laguna Beach, Kalifornien.
»Gold
Coast Realty«, sagt Ben. »Klingelt da was?«
»Hast
du das Haus hier nicht von GCR gekauft?«
»Doch.«
»Steve Ciprian.«
Steve Ciprian, Inhaber von
Gold Coast. Gründungsmitglied der Church of the Lighter Day Saints. Stiefvater Nummer sechs.
Steve lässt sich ohne
Weiteres aufspüren. Er ist an folgenden Orten anzutreffen:
(a) der Bar des Ritz-Carlton
(b) der Bar des
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