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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Tränen.

[170]  Sie (das erste Mal)
    Bei ihr war von Anfang an alles anders. Wir kannten uns gerade einen Monat, da bat ich sie schon, zu mir zu ziehen. Ich wollte sie nicht Schritt für Schritt kennenlernen, ich wünschte mir, dass wir uns gemeinsam in dieses Abenteuer hineinstürzten und uns im Stürzen näher kennenlernten. Hals über Kopf. Ich wollte eine Vertrautheit herstellen, noch bevor ich alles über sie wusste: eine Intimität, bevor wir uns kannten.
    Sie war einverstanden.
    Das war keine übereilte Entscheidung, und das war auch nicht der Grund, weshalb wir uns später wieder trennten. Sie klammerte nicht und hat mir stets meine Freiräume gelassen. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, sich zwischen mich und meine Arbeit zu stellen oder zwischen mich und meine Freunde. Sie wollte an meiner Seite sein, nicht »sich dazwischendrängeln«.
    Als wir uns zum ersten Mal begegneten, saß sie mir bei einem Abendessen gegenüber. Hübsch war sie, das muss ich zugeben, aber eigentlich überhaupt nicht mein Typ, im Gegenteil: blond und mit strahlend blauen Augen. Vielleicht machte sie deshalb zunächst gar keinen Eindruck auf mich. Bei Frauen stehe ich nämlich mehr auf den südländischen Typ, braune Haare, dunkle Augen. [171]  Der einzige Pluspunkt war der Pferdeschwanz: Ich mag Frauen, die ihre Haare zu einem Pferdeschwanz hochbinden. Doch nicht ihr Aussehen war entscheidend, sondern ihr Verhalten. Die Art, wie sie redete, und die Sicherheit, die sie dabei ausstrahlte. Sie provozierte gern, genau wie ich. Ich ging darauf ein, und bald flogen flotte Sprüche und Sticheleien hin und her, und wir amüsierten uns köstlich.
    Noch am selben Abend hatten wir Sex.
    Ich lud sie zu mir ein. Ich begehrte sie, wie ich es noch nie erlebt hatte.
    Zu Hause schloss ich die Tür auf, ohne die Augen von ihr zu lassen, und begann sie küssen, noch bevor ich die Tür mit dem Fuß zuschieben konnte. Es war, als wollte ich sie auffressen, verschlingen, mit Küssen aufessen. Ich löste den Pferdeschwanz und schob die Haare nach hinten, um den ganzen Hals zu küssen und zu beißen. Ich küsste die Schultern, die Lippen, das Gesicht. Es gefiel mir, dieses reine Gesicht ohne Schminke. Ich wollte sie auf der Stelle, im Stehen lieben, meine Lust verdrängte alles andere. Verdrängte die guten Manieren, verdrängte alle Fragen. Ich wollte nicht höflich sein, wohlerzogen, respektvoll. Ich wollte, dass sie sofort das Tier in mir kennenlernte. Und ich wollte ihre andere Seite sehen, die, die sie versteckt, von der sie vielleicht gelernt hat, sie nicht zu zeigen, um sich nicht von dummen, beschränkten Männern vorverurteilen zu lassen. Ich wollte, dass sie nur Frau war, und ich wollte sie sofort. Deshalb warf ich ihr keine bewundernden Blicke zu und sprach auch nicht mit vor Erregung bebender Stimme. Nein. [172]  Nicht mit ihr. An unserem Anfang gab es kein Zaudern, keinen Raum für Unsicherheiten, keine Nettigkeiten. Keine süßen Sätze, keine parfümierten Laken und weichen Betten, sondern kalte Wände und den Krach herunterfallender Dinge und Keuchen und krallende Fingernägel. Und keine Liebkosung. Das hob ich mir für später auf, für danach. Dann würde ich sie mit Hingabe streicheln, das würde der Nachtisch sein. In diesem Moment nur Fleisch und Salz und lodernde Flammen.
    Sie stand in der Diele an die Wand gelehnt, rutschte mit dem Rücken nach unten und presste sich an mich. Dann klammerte sie sich an meinen Schultern fest und zog sich wieder nach oben. Ich wiederholte mit den Händen, was meine Worte sagten. Ich berührte sie durch die Kleider hindurch, dann steckte ich eine Hand unter den Rock. Sie war feucht. Ich fuhr mir mit den Fingern über die Lippen, sie schmeckte gut. Ich wollte sie unterwerfen, wollte, dass sie die Kontrolle verliert. Ich flüsterte ihr ins Ohr, dass ich während des ganzen Essens Lust gehabt hätte, sie zu packen und auf dem Tisch zu ficken.
    Sie fragte nur: »Und warum hast du es nicht getan?«
    Sie wäre mir überallhin gefolgt, das spürte ich sofort. Es gibt Frauen, die bittet man besser um nichts, weil sie sowieso immer ablehnen. Ja sagen sie nur zu dem, der nicht fragt. Ich nahm ihre Hand und drehte sie mit dem Gesicht zur Wand. Dann hob ich den Rock und schob die Unterhose weg.
    »Sag, dass du es willst…«
    »Ja.«
    Beim ersten Mal habe ich sie so genommen. [173]  Hinterher sind wir im Bett gelandet und haben uns noch einmal geliebt. Langsam. Ich wollte, dass sie ausflippt. Ich

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