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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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und … ich will ihn wiederhaben.«
    Sie legte eine Hand über die Augen, und ihr Körper verkrampfte sich, während die Schluchzer, die sie zu unterdrücken versuchte, in ihr implodierten. Lindsey streckte einen Arm über den Tisch aus und griff nach Alisons anderer Hand, hielt sie fest in ihrer, und ich legte den Arm um sie und presste meine Stirn gegen ihre Schläfe. Von uns allen war sie die Unkomplizierteste, die Aufrichtigste, und ich glaube, es tat uns allen weh, zu sehen, wie sehr sie litt. Mich überkam eine plötzliche, hitzige Wut auf Jack, der solchen Mist baute.
    Wir alle hatten Alison ursprünglich über Jack kennengelernt. Er hatte Probleme mit seinem Statistikkurs, der – aus Gründen, die nur den Ranghöchsten in der akademischen Hierarchie bekannt sind – zu den Pflichtveranstaltungen des Studiums zählte. Alison, die hinter Jack saß, war gut, wenn es um Zahlen ging, und bot sich an, ihm zu helfen. Es ist schon komisch, oder eigentlich eher tragisch, wie eine ganz gewöhnliche Tat wie zum Beispiel die, jemand anders Hilfe bei seiner Hausarbeit anzubieten, der unbeabsichtigte Auslöser eines fast ein Jahrzehnt andauernden stillen Leidens werden konnte. Alisons Peanuts-Geschichte.
    Mit dreißig hätte Alison eigentlich verheiratet sein sollen, zwei oder drei Kinder haben, ein hübsches Haus in Greenwich und das ganze Martha-Stewart-Paket. Das war es, was sie immer angepeilt hatte, ungeachtet ihres Interesses an der Rechtswissenschaft. Sie hatte drei Schwestern, zwei ältere und eine jüngere, die allesamt diesen Weg eingeschlagen waren, ohne je einen Blick zurückzuwerfen. Alison rebellierte nicht, indem sie Single blieb, gegen ihre reichen Eltern oder irgendeine antiquierte
Die-gute-Hausfrau
-Moral, die sich mit ihrem eigenen Verständnis von Unabhängigkeit nicht vereinbaren ließ. Sie wollte ein normales Leben ohne jede Einschränkung, erklärte die Gründung einer Familie zu ihrem vorrangigsten Ziel und freute sich darauf. Sie war selbst in einem idyllischen Zuhause mit liebevollen Eltern aufgewachsen, mit allenfalls geringfügigen Spannungen zwischen den vier Schwestern und allen Möglichkeiten und Privilegien, die man sich vorstellen konnte. Es war nur natürlich, dass sie selbst nach diesem Muster eine eigene Familie gründen wollte. Aber dann hatte sie sich eben in Jack verliebt, eine Komplikation, auf die sie gänzlich unvorbereitet war, und das war’s dann. Jack war das Pferd, dessentwegen ihr ein Königreich verloren ging.
    Es war für uns alle vom ersten Augenblick an so offensichtlich, wie verliebt Alison in Jack war, dass er wirklich ein völliger Idiothätte sein müssen, um es nicht zu bemerken, und Jack war kein Idiot. Und doch unternahm er während der gesamten Collegezeit und auch in den Jahren danach nie auch nur einen einzigen romantischen Vorstoß, schien nie den Gedanken zu hegen, dass sich aus seiner Freundschaft mit Alison Gold schürfen ließ. Ich weiß, wie frustrierend allein schon der Anblick für Lindsey, Chuck und mich war, daher kann ich mir nur vorstellen, wie schlimm es für Alison selbst gewesen sein muss. Lindsey war die Einzige, die mit Alison darüber reden durfte, die auf sie einreden konnte, die Sache abzuhaken und sich woanders nach Liebe umzusehen, aber ihr Einfluss war nie länger anhaltend erfolgreich. Lindseys Sitzungen mit Alison liefen bisweilen so hitzig ab, dass die beiden in Streit gerieten und danach tagelang kein Wort mehr miteinander wechselten. »Jeder andere Typ hier würde sich die Finger nach ihr ablecken!«, sagte Lindsey dann immer, wobei ihre Augen fassungslos hervortraten. »Die würden vor ihrer verdammten Tür Schlange stehen! Und stattdessen muss sie sich auf den einen Typen fixieren, der zu blöd ist, um zu merken, was er da hat! Wer ist sie eigentlich, eine verdammte Masochistin oder was?«
    Von Zeit zu Zeit verabredete sich Alison der Form halber zu einem Date, aber es dauerte nie sehr lange, bis die anderen Männer feststellten, dass sie mit jemandem konkurrierten, den sie niemals schlagen konnten. Lindsey, unabhängig und willensstark wie sie war, konnte es nicht ertragen, Alison in einem solch unterwürfigen Zustand zu sehen, und sie ließ kaum eine Gelegenheit aus, für ihre Überzeugung einzutreten. Diese in regelmäßigen Abständen ausgefochtenen Kämpfe trugen dazu bei, ein enges Band zwischen ihr und Alison zu knüpfen, auch wenn das für Lindseys Freundschaft mit Jack nicht unbedingt förderlich war. Wenn Alison schon

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