Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Freundin für mich, die mir den Anfang in Perugia erleichtert hat. Ich bin dankbar und fühle mich geehrt, dass ich sie kennenlernen und Zeit mit ihr verbringen durfte.«
    Danach wandte ich mich an Patrick, dessen Anwalt meine Sicht auf ihn blockierte.
»Patrick? Ich kann dich nicht sehen, aber ich möchte dir sagen, dass es mir leidtut. Es tut mir so leid, ich wollte dir kein Unrecht tun. Damals war ich sehr naiv und nicht annähernd mutig genug, um dem Druck standzuhalten, der auf mich ausgeübt wurde und mich letztendlich dazu getrieben hat. Es war nicht meine Absicht, dir Kummer zu bereiten. Du weißt, was es bedeutet, falschen Anschuldigungen ausgesetzt zu sein. Was du durchmachen musstest, hattest du nicht verdient. Ich hoffe, du wirst irgendwann deinen Frieden damit machen.«
    Als Nächstes appellierte ich an das Gericht.
»Niemals hätte ich erwartet, einmal hier zu stehen, verurteilt für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. In den letzten drei Jahren habe ich Ihre Sprache gelernt und die Mühlen der Justiz am eigenen Leib erfahren, aber dass mein Leben in Trümmern liegt, kann ich nicht akzeptieren. Ich weiß immer noch nicht, wie ich mit alldem umgehen soll, außer indem ich mir selbst treu bleibe, trotz dieser lähmenden Hilflosigkeit … Merediths Tod war ein furchtbarer Schock für mich. Gerade hatte ich in ihr eine neue Freundin gefunden, eine Bezugsperson hier in Perugia. Doch dann wurde sie ermordet. Durch ihren Tod fühlte ich mich ihr verbunden und erkannte schlagartig meine eigene Verletzlichkeit. Daher klammerte ich mich hauptsächlich an Raffaele, der mir Sicherheit und Trost bot, bei dem ich wohnen konnte und Liebe fand. Ich hatte Vertrauen in die Untersuchungsbehörden und wollte dazu beitragen, Meredith Gerechtigkeit zu verschaffen. Zu meinem Entsetzen jedoch wurde ich angeklagt und ins Gefängnis gesteckt. Es hat lange gedauert, bis ich diese Realität akzeptieren konnte, dass ich angeklagt und meine Person völlig falsch dargestellt wurde. Ich saß im Gefängnis, und überall war mein Foto. Über mein Privatleben wurden bösartige, hässliche Gerüchte verbreitet. So etwas zu erleben ist schier unerträglich. Ich habe jedoch nie die Hoffnung aufgegeben, dass sich letztendlich alles zum Guten wenden wird, dass dieser gewaltige Irrtum in Bezug auf meine Person erkannt wird und dass jeder Tag, den ich in einer Zelle verbringe, mich einen Schritt näher Richtung Freiheit bringt. Dies ist mein Trost in der Dunkelheit, der mich weiterleben lässt, ohne zu verzweifeln. Ich tue mein Bestes, um mein Leben mit Hilfe meiner Familie und meiner Freunde wie gewohnt weiterzuführen, und träume von der Zukunft. Ich wurde unschuldig verurteilt, und diese harte Realität, die ich nicht verdient habe, ist mir mehr denn je bewusst. Immer noch hoffe ich auf Gerechtigkeit und glaube an eine Zukunft. Was ich in diesen letzten drei Jahren erlebt habe, hat mich niedergedrückt und mir Angst gemacht. Doch wenn ich heute hier vor Ihnen stehe und Angst habe wie nie zuvor, liegt es nicht daran, dass ich die Wahrheit fürchte oder je fürchten könnte, sondern daran, dass ich schon einmal erfahren musste, dass die Gerechtigkeit nicht immer siegt. Die Wahrheit über mich und Raffaele wurde nicht erkannt, und wir bezahlen mit unserem Leben für ein Verbrechen, das wir nicht begangen haben. Er und ich verdienen es, frei zu sein, wie jeder der heute hier in diesem Gerichtssaal Anwesenden. Wir haben die drei Jahre, die wir schon absitzen mussten, nicht verdient, und ganz sicher verdienen wir nicht noch mehr Strafe. Ich bin unschuldig. Raffaele ist unschuldig. Wir haben Meredith nicht getötet. Bitte ziehen Sie aufrichtig in Erwägung, dass in Bezug auf uns ein großer Fehler gemacht wurde. Meredith und ihrer Familie wird keine Gerechtigkeit widerfahren, indem man uns unser Leben nimmt und uns für etwas bezahlen lässt, was wir nicht begangen haben. Ich bin nicht die Person, für die mich die Anklage hält, nicht im Geringsten. Angeblich bin ich ein gefährliches, diabolisches, eifersüchtiges, gleichgültiges und gewalttätiges Mädchen. Doch die Menschen, die mich wirklich kennen, können für mich bürgen. Meine Vergangenheit, meine wahre Vergangenheit – nicht die, von der in der Klatschpresse die Rede ist – beweist, was für ein Mensch ich bin und dass ich mir immer treu geblieben bin. Und wenn Ihnen das nicht reicht, dann möchte ich Sie einladen, sich mit den Menschen zu unterhalten, die seit drei Jahren