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Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Titel: Zeit, gehört zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Knox
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Rudy. Manchmal luden sie ihn zum Basketballspielen ein.
    Wir fünf standen eine Zeitlang herum, bis wir zusammen nach Hause gingen. Die Jungs luden uns in ihre Wohnung ein, doch Meredith und ich gingen zuerst nach oben, um unsere Taschen abzustellen. »Bist du so weit, dass wir runtergehen können?«, fragte ich.
    »Geh ruhig schon. Ich komme gleich nach«, erwiderte sie.
    Als ich die Tür zur unteren Wohnung aufmachte, saßen Giacomo, Marco, Stefano und Rudy laut lachend am Tisch. »Was ist so lustig?«, fragte ich.
    »Nichts«, erwiderten sie betreten.
    Ich verschwendete keine weiteren Gedanken daran, bis zwei Jahre später vor Gericht herauskam, dass Rudy kurz vor meinem Erscheinen die Jungs gefragt hatte, ob ich zu haben sei.
    Etwas später stieß auch Meredith dazu und setzte sich neben mich an den Tisch. Die Jungs reichten uns den Joint, den sie rauchten. Wir zogen beide daran, gaben ihn zurück und blieben noch eine Weile dort sitzen, während sie auf Italienisch herumalberten.
    Müde und ein bisschen bekifft, konnte ich ihrer Unterhaltung nicht folgen. Nach ein paar Minuten sagte ich zu Meredith: »Ich gehe rauf ins Bett.«
    An einem Tag Mitte Oktober, ungefähr drei Wochen nach meiner Ankunft, ging ich mit Meredith die Via Pinturicchio entlang, um einen neuen Lebensmittelladen auszuprobieren, der billiger als der Coop im Zentrum sein sollte, wo wir sonst immer einkauften. Damals wusste ich es nicht, aber der Laden war nur ein paar Häuser von Perugias Gerichtsgebäude entfernt.
    »Hast du schon Jungs kennengelernt, die du magst?«, fragte ich Merdith.
    »Giacomo«, antwortete sie leise, aber mit Nachdruck. Sie hatte unseren Nachbarn von unten schon einmal erwähnt. »Ich finde ihn süß und nett.«
    Ein paar Abende später luden die Jungs uns alle zu einem gemeinsamen Ausflug ins Red Zone ein, einen beliebten Klub am Stadtrand. Ich war gespannt. Das war normalerweise nicht meine Szene, aber ich hatte beschlossen, etwas anderes auszuprobieren, und war in zwei Tanzklubs in der Stadt gewesen, im Domus und im Blue Velvet . Zu meiner Überraschung hatte es mir gefallen.
    Laura und Filomena blieben zu Hause, aber Meredith lud ihre Freundin Amy ein, mitzukommen. Die Jungs brachten einen Freund aus Rom mit, Bobby, dem ich schon einmal begegnet war. Damals hatte ich dieses Fieberbläschen und war so gehemmt, dass ich mich einfach nur verstecken wollte. Bobby hatte bezaubernd auf Englisch gesagt: »Wieso stört dich das? Viele kriegen Fieberbläschen.«
    Das Red Zone nahm eine ganze Lagerhalle ein. Das war der größte, überspannteste Tanzklub, in dem ich je war. Die Schlange davor wand sich um das ganze Gebäude herum, und die Leute waren darin eingezwängt, als wäre der ganze Laden vakuumversiegelt. Man bekam kaum Luft. Grelle Lichter blitzten gleißend rot, grün, blau auf, und die tiefen Basstöne schienen durch den Zementboden direkt in meine Knochen zu dringen.
    Irgendwie gelang es uns, einen Tisch zu ergattern, und Stefano bestellte eine Runde süßer neonfarbener Drinks. Ich weiß nicht, was darin war, aber ich war sofort betrunken. Wir lauschten der Musik und lachten, standen hin und wieder auf, um zu tanzen. Es muss um die vierzig Grad heiß gewesen sein, ich triefte vor Schweiß. Bobby versuchte, die Musik zu übertönen, um sich mit mir zu unterhalten.
    Als ich zur Toilette ging, folgte er mir und wartete vor der Tür. Sobald ich hinaustaumelte, packte ich ihn und küsste ihn auf den Mund. »Magst du mich?«, fragte Bobby.
    Ich nickte.
    Dann erwiderte er meinen Kuss.
    In dem Augenblick kam Marco vorbei und begann zu jauchzen und Bobby zu seiner Eroberung zu gratulieren. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir in dem Klub blieben. Als es an der Zeit war aufzubrechen, ging Stefano den Wagen holen, Bobby und ich standen an der Bordsteinkante draußen und küssten uns. Giacomo und Meredith, nicht weit von uns entfernt, hielten sich fest umschlungen.
    Als wir nach Hause kamen, folgte Bobby mir bis an die Haustür. »Möchtest du reinkommen?«, fragte ich.
    »Bist du sicher?«
    Ich nickte. Zum ersten Mal, seitdem ich nach Perugia gekommen war, lud ich einen Typen in mein Bett ein. Wir gingen in mein Zimmer und schliefen miteinander. Dann waren wir sofort weggetreten.
    Am nächsten Morgen stand ich vor ihm auf, zog mich an und machte mir Frühstück. Kurz darauf kam Bobby herein.
    Wir aßen gerade die Schokoplätzchen, als Laura aus ihrem Zimmer kam.
    Bisher hatte ich noch keinen Liebhaber in der Villa zum

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