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Zeit im Wind

Zeit im Wind

Titel: Zeit im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Diesmal war es genau DAS RICHTIGE.
    Ich half Jamie nicht, die Spielsachen auszusuchen ich nahm an, daß sie besser wußte, was die Kinder wollten -, aber sie bestand darauf, daß ich am Weihnachtsabend mitkam, damit ich dabei war, wenn die Kinder ihre Geschenke aufmachten. »Bitte, Landon«, sagte sie, und da sie so aufgeregt war, hatte ich nicht das Herz, nein zu sagen.
    Also zog ich mir drei Tage später, als meine Eltern zu einer Weihnachtsfeier beim Bürgermeister eingeladen waren, ein Jackett mit Hahnentrittmuster und meine beste Krawatte an und ging, das Geschenk für Jamie unter dem Arm, zum Wagen meiner Mutter. Ich hatte meine restlichen Dollars für einen hübschen Pullover ausgegeben, weil mir nichts anderes eingefallen war. Es war nicht gerade leicht, ein Geschenk für Jamie auszusuchen.
    Ich sollte um sieben im Waisenhaus sein, aber weil die Zugbrücke beim Morehead City Port oben war, mußte ich warten, bis ein Frachter sie auf dem Weg zum Meer passiert hatte. Das bedeutete, daß ich ein paar Minuten zu spät kam. Da die Eingangstür schon abgeschlossen war, mußte ich eine Weile warten. Schließlich hörte Mr. Jenkins mein Klopfen. Er klimperte mit dem Schlüsselbund, bis er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, und öffnete einen Moment später die Tür. Ich trat ein und klopfte mir auf die Arme, um warm zu werden.
    »Ah, da bist du ja«, sagte er erfreut. »Wir warten schon auf dich. Komm, ich bringe dich zu den anderen.«
    Er führte mich den Flur entlang zum Aufenthaltsraum, wo ich auch beim ersten Mal gewesen war. Ich blieb einen Moment stehen und holte tief Luft, bevor ich eintrat.
    Es war besser, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Mitten im Raum stand ein riesiger Weihnachtsbaum, der mit Lametta, bunten Lichtern und gebastelten Figuren geschmückt war. Unter dem Baum lagen überall Geschenke, große und kleine, und alle bunt verpackt und übereinandergestapelt. Die Kinder saßen auf dem Fußboden eng zusammen im Halbkreis. Sie trugen ihre besten Sachen, nahm ich an - die Jungen waren in dunkelblauen Hosen und Hemden mit weißen Kragen, und die Mädchen hatte dunkelblaue Röcke und langärmelige Blusen an. Sie sahen aus, als wären sie eigens für den festlichen Abend geschrubbt worden, und die meisten Jungen hatten die Haare frisch geschnitten.
    Auf dem Tisch neben der Tür standen eine Schale mit Weihnachtsbowle und ein großer Teller mit Keksen. Sie hatten die Form von Weihnachtsbäumen und waren mit grünem Zuckerguß bepinselt. Es saßen auch einige Erwachsene um den Baum, die ein paar der kleineren Kinder auf dem Schoß hatten. Alle lauschten mit konzentrierter Miene, während Jamie die Weihnachtsgeschichte vorlas.
    Ich hatte Jamie nicht gleich gesehen und erkannte zuerst ihre Stimme, bevor ich sie entdeckte. Sie saß auf dem Fußboden vor dem Baum und hatte die Beine zur Seite geschlagen.
    Ich war überrascht, als ich sah, daß sie ihr Haar auch heute, wie an den Abenden der Aufführung, offen trug. Statt der alten braunen Strickjacke, die ich so oft gesehen hatte, trug sie einen roten Pullover mit V-Ausschnitt, der irgendwie das Blau ihrer Augen hervorhob. Auch ohne das Glitzerzeug in ihrem Haar und das weiße fließende Gewand war ihr Anblick bezaubernd. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß ich sie mit angehaltenem Atem anstarrte, doch als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, daß Mr. Jenkins zu mir herüberlächelte, stieß ich den Atem aus, erwiderte sein Lächeln und versuchte mich zu sammeln.
    Jamie hielt einen Moment inne. Als sie von dem Buch aufblickte, sah sie mich an der Tür stehen und las dann weiter. Nach ein paar Minuten hatte sie die Geschichte fertig gelesen und erhob sich. Sie strich sich den Rock glatt, ging um die Kinder herum und kam auf mich zu. Ich wußte nicht, was sie vorhatte, also blieb ich, wo ich war.
    Mr. Jenkins war inzwischen verschwunden.
    »Es tut mir leid, daß wir ohne dich angefangen haben«, sagte sie, als sie endlich neben mir stand, »aber die Kinder waren so aufgeregt.«
    »Das macht doch nichts«, entgegnete ich mit einem Lächeln und staunte, wie hübsch sie aussah.
    »Ich bin so froh, daß du kommen konntest.«
    »Ich auch.«
    Jamie lächelte, nahm meine Hand und ging voran.
    »Komm mit«, sagte sie, »hilf mir, die Geschenke zu verteilen.«
    In der nächsten Stunde gaben wir den Kindern ihre Geschenke und sahen zu, wie sie sie auspackten. Jamie hatte in der ganzen Stadt nach passenden Dingen gesucht und für jedes Kind ein paar Geschenke besorgt -

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