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Zeit im Wind

Zeit im Wind

Titel: Zeit im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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weitersprechen wollte, also schwieg ich.
    »Ich weiß, daß Gott für jeden von uns einen Plan hat, aber manchmal verstehe ich einfach nicht, was er uns damit sagen will. Geht es dir auch so?«
    Sie sagte das so, als würde ich die ganze Zeit darüber nachdenken.
    »Also«, fing ich an und versuchte zu improvisieren, »ich glaube, wir sollen es gar nicht immer verstehen. Ich glaube, manchmal sollen wir einfach Vertrauen haben.«
    Eine ziemlich gelungene Antwort, das muß ich zugeben. Wahrscheinlich bewirkten meine Gefühle für Jamie, daß mein Verstand ein bißchen schneller als sonst arbeitete. Offensichtlich dachte sie über meine Antwort nach.
    »Ja«, sagte sie schließlich, »du hast recht.«
    Ich lächelte vor mich hin und wechselte das Thema, denn bei einem Gespräch über Gott können ja keine romantischen Gefühle aufkommen.
    »Weißt du«, sagte ich lässig, »das hat mir richtig gut gefallen heute abend, als wir um den Weihnachtsbaum saßen.«
    »Ja, mir auch«, entgegnete sie, aber in Gedanken war sie noch woanders.
    »Und du sahst sehr hübsch aus.«
    »Danke.«
    Die Methode klappte nicht besonders gut.
    »Kann ich dich mal was fragen?« sagte ich in der Hoffnung, daß sie sich mir dann zuwenden würde.
    »Sicher.«
    Ich atmete tief durch.
    »Morgen nach dem Gottesdienst, und, also…, und wenn du mit deinem Vater zusammen warst… ich meine…«
    Ich schwieg und sah sie an. »Würdest du dann gern zu mir nach Hause zum Weihnachtsessen kommen?«
    Obwohl ihr Gesicht noch immer zum Fenster gewandt war, konnte ich ein schwaches Lächeln darauf erkennen.
    »Ja, Landon, ich würde sehr gern kommen.«
    Ich seufzte vor Erleichterung, obwohl ich kaum glauben konnte, daß ich sie wirklich gefragt hatte, und nicht wußte, wie alles so gekommen war. Ich fuhr an weihnachtlich dekorierten Geschäften vorbei und über den Platz im Stadtzentrum. Kurz darauf wagte ich es, ihre Hand zu nehmen, die sie mir - wie zur Abrundung dieses wunderbaren Abends - nicht entzog.
    Als wir bei ihr zu Hause ankamen, war das Licht im Wohnzimmer noch an; hinter dem Vorhang konnte ich Hegbert erkennen. Vermutlich war er wach geblieben, um zu hören, wie der Abend im Waisenhaus verlaufen war. Entweder das, oder er wollte sich vergewissern, daß ich seine Tochter vor der Haustür nicht küßte. Ich wußte, daß er dafür nichts übrig hatte.
    Das ging mir durch den Kopf - ich meine, wie wir uns am Ende verabschieden würden -, als wir aus dem Auto stiegen und zur Tür gingen. Jamie war still und zufrieden, und ich glaube, sie war glücklich, weil ich sie für den nächsten Tag eingeladen hatte. Da sie durchschaut hatte, was ich für die Waisenkinder getan hatte, nahm ich an , daß sie den Grund für meine Einladung auch durchschaute. Ich glaube, ihr war es deutlich bewußt, daß ich sie zum ersten Mal aus eigenem Antrieb eingeladen hatte.
    Als wir zu den Stufen kamen, sah ich, wie Hegbert hinter dem Vorhang hervorlugte und sofort seinen Kopf zurückzog. Bei anderen Eltern, denen von Angela, zum Beispiel, bedeutete das, daß sie wußten, man war zu Hause, und dann gaben sie einem noch ein paar Minuten, bevor sie die Tür aufmachten. Normalerweise hatte man so Gelegenheit, sich tief in die Augen zu blicken und den Mut zu einem Kuß zusammenzuraffen. Das brauchte schließlich seine Zeit.
    Also, ich wußte nicht, ob Jamie mich küssen würde. Eher bezweifelte ich es. Aber da sie so hübsch aussah, mit dem offenen Haar und so, und da der Abend so gut gelaufen war, wollte ich die Gelegenheit nicht verpassen, sollte sie sich bieten. Ich spürte schon die kleinen Schmetterlinge in meiner Magengrube, doch da öffnete Hegbert die Tür.
    »Ich habe das Auto gehört«, sagte er leise. Seine Haut war bleich wie immer, aber er sah auch müde aus.
    »Hallo, Herr Pfarrer«, sagte ich beschämt.
    »Hi, Daddy«, fiel Jamie glücklich ein, »Wenn du doch dabeigewesen wärst heute abend! Es war wunderschön.«
    »Das freut mich für dich.«
    Er sammelte sich und hüstelte. »Ihr könnt euch noch verabschieden. Ich lasse die Tür für dich offen.«
    Er drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Ich wußte, daß er uns von seinem Platz aus sehen konnte. Er tat, als läse er, aber ich konnte nicht sehen, was er in der Hand hielt.
    »Für mich war es ein wunderbarer Abend, Landon«, sagte Jamie.
    »Für mich auch«, erwiderte ich und spürte Hegberts Blick auf mir. Ich fragte mich, ob er wußte, daß ich auf der Fahrt zurück Jamies Hand gehalten hatte.
    »Um wieviel

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