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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Strand mit oder ohne Dinosaurier häuslich einzurichten und zu hoffen, daß eine Rettungsmannschaft eintraf, bevor ich an Hitze, Durst, Reptilien, Langeweile oder Altersschwäche starb.
    Die Situation erforderte gründliches Nachdenken.
    Zwischen den verkohlten Stümpfen des Schlangenmooses lagen einige Steintrümmer herum, aus denen ich eine Feuerstelle bauen konnte. Dann konnte ich eine Echse erlegen und sie mir zum Abendbrot kochen …
    Diese Vorstellung war wenig anziehend, aber so ohne weiters nicht von der Hand zu weisen. Ich mußte mich nun entscheiden: Entweder das oder mein Leben an ein Experiment wagen, von dem mir schon mehrere Experten versichert hatten, daß es mit einer Katastrophe enden müsse. Doch die Entscheidung konnte warten. Ich war zwar angeschlagen, aber ich lebte; während der nächsten paar Tage brauchte ich auch nicht zu hungern, und in der Pumpstation gab es genügend Wasser. Außerdem war die Zerstörung unserer Station auch irgendwo registriert worden; womöglich versammelte sich die Rettungsmannschaft schon jetzt irgendwo, um mir zu Hilfe zu kommen.

 
7.
     
    Die Dämmerung kam, und mit ihr die Dinosaurier. Ich hatte die Tiere schon früher manchmal gesehen, allerdings nur von ferne: kleine, scheue Kreaturen, die beim ersten Kontakt mit den Unterschallstrahlen, die Jard montiert hatte, um sie abzuschrecken, davonhuschten. Es hatte vor meiner Zeit anscheinend aber auch ein paar Zwischenfälle mit größeren Exemplaren gegeben, die für den Geschmack meiner Kollegen ein bißchen zu dicht an den Gemüsegarten herankamen und mit improvisierten Lärmgeräten verscheucht werden mußten. Es hieß allgemein, daß sie zu dumm waren, um uns gefährlich zu werden; es konnte einem höchstens passieren, daß man von ihnen zertreten oder ganz unabsichtlich zusammen mit einem Maul voll Grünzeug verschluckt wurde.
    Zu mir kamen diesmal drei. Sie waren groß, und Unterschallstrahlen gab es nicht, ja nicht einmal ein ganz gewöhnliches Lärmgerät. Nur meine eigenen Stimmbänder.
    Einmal war, wie mir einfiel, ein Zeitagent namens Dowl in der Lagune schwimmen gegangen und war am Strand von einem Saurier mit überaus eindrucksvollen Zähnen überrascht worden, der plötzlich, genau zwischen ihm und der Station, aus dem Urwald auftauchte. Der Mann war mit einem leichten Delirium tremens davongekommen, denn das Ungeheuer war, ohne ihm einen Blick zu gönnen, an ihm vorbeimarschiert. Anscheinend war er ein viel zu winziger Happen, um für einen so gewaltigen Magen von Interesse zu sein.
    Ich fand diesen Gedanken keineswegs beruhigend.
    Das Trio, das immer näher kam, gehörte zu einer bis dahin unentdeckten Abart, die wir wegen ihres albernen Grinsens und des leuchtend bunten Kopfschmucks Hofnarren nannten. Dazu hatten sie die Beine eines überdimensionalen Vogel Straußes, einen überlangen Hals und viel zu viele scharfe Zähne.
    Ich rührte mich nicht vom Fleck, preßte mich flach auf den Sand und spielte Felsblock, während die drei in der flimmernden Hitze auf mich zugestelzt kamen.
    Als sie sich näherten, stieg mir ihr scharfer, an Gurken und Dung erinnernder Geruch in die Nase, erkannte ich deutlich die netzförmig gemusterten purpur und gelben Streifen und Fetzen abgestoßener Haut, die an ihren Rücken hingen, und hörte sie zischend und schnaufend atmen.
    Der Große witterte mich zuerst. Er hob den Kopf; ein kaltes Reptilienauge, rot wie ein riesiger Eimer voll Blut, richtete sich auf mich. Er schnaufte. Er sabberte – ungefähr fünf Liter. Als er das Maul öffnete, sah ich mehrere Reihen schneeweißer Zähne, von denen einige wackelten und jeden Moment herausfallen konnten. Pfeifend stieß er Dampfwolken aus und setzte sich wieder in Bewegung – direkt auf mich zu. Ich mußte schnellstens einen Entschluß fassen und zögerte nicht eine Sekunde.
    Ich nahm eine letzte Lunge voll von der feuchten Meeresluft, warf einen letzten Blick auf die sonnige, unberührte Szenerie von Wasser und Sand, auf den hohen, leeren, unpersönlichen Himmel und auf das komische Ungeheuer, dessen Silhouette sich vor dem Blau abhob. Dann tippte ich den Code auf den in meinem Kiefer eingebauten Apparat.

 
8.
     
    Sekundenlang blieb ich regungslos liegen, um eine Inventur meiner Existenz zu machen. Ich schien als Ganzes anwesend zu sein, und zwar genauso, wie ich vorher gewesen war, mitsamt dem Schmerz, dem Juckreiz und so weiter. Das donnernde Geräusch hielt unablässig an; es wurde weder leiser noch lauter. Die

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