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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Dämonen quollen in seiner Brust. Die Fechterinnen verfolgten einander. Die Zuschauer hielten den Atem an. Plötzlich passierten mit beinahe eingeübter Präzision mehrere Dinge praktisch gleichzeitig.
    Jasmine bewegte sich vorsichtig im Kreis, mit dem Rücken zum Kreis der Zuschauer. Kurze Zeit blieb sie auf der anderen Seite des Raumes stehen. Hinter ihr flüsterte Cork, die Barhure, mit den ESS-Leuten. Beauty verfolgte von seinem Platz aus, wie der Hermaphrodit verstohlen in den Stiefel griff. Der Zentaur hatte den Bogen gespannt, als das Messer herausgezogen wurde, und im selben Augenblick, als Cork das Messer in Jasmines Rücken stieß, ließ Beauty seinen Pfeil durch den Hals der Barhure sausen.
    Cork stürzte gurgelnd zu Boden. Der Laut lenkte die Maskierte kurz ab – im gleichen Moment stieß Jasmine, nach vorn getrieben durch die Wucht des Messers in ihrem Rücken, die Klinge vorwärts und durchbohrte die Maskierte über der rechten Brust. Die beiden Fechterinnen stürzten mit weit aufgerissenen Augen auf die Knie. Die Maskierte drehte sich herum. Jasmines Klinge brach und blieb tief in der Brust ihrer Gegnerin stecken.
    Das alles in einer Sekunde. Die Spannung im Raum erreichte einen kritischen Punkt. Josh packte wie im Traum eine Walöl-Laterne, die in der Nähe stand, und schleuderte sie an die Wand. Mit ungeheurem Krachen ging die ganze Wand in Flammen auf. Das in der zweiten Sekunde. Die dritte war Chaos.
    Wesen rannten in alle Richtungen, kreischten, versuchten zu entkommen, den Brand zu löschen, hackten aufeinander ein, klatschten an die Wände. Der Brand breitete sich rasch an die Decke aus und sprang entlang der Bar von Laterne zu Laterne. Groteskzwerge versuchten ihre eigenen brennenden Körperteile abzubeißen; Vampire flatterten mit den Schwingen, um zu den hohen Fenstern über dem Dachboden zu gelangen, aber das fachte die Flammen nur noch mehr an. Harpyien heulten, Echsen scharrten, Tiere zischten und fluchten. Bestien in einem Alptraum. Höllenvisionen.
    Wass glitt unbemerkt durch eine geheime Falltür im Boden hinter der Bar. Josh hetzte zu der Stelle, wo Jasmine kniete, mitten im Raum von hinten niedergestochen. Er hob sie auf und rannte zum Ausgang. In dem hektischen Gewirr von Rauch und Lärm stolperte er jedoch und stürzte.
    Beauty sprengte zur Tür. Diese ging an sich nach innen auf, war aber blockiert durch Körper und verzweifelt krallende Wesen, so dass sie nicht zu öffnen war. Er hämmerte ein paar Mal mit den Hufen darauf herum, atmete aber Rauch ein und krümmte sich hustend. Von der Decke fiel ein brennender Balken herab.
    Draußen hörte man Schreie, als Tiere vom Hafen den Brand mit Meerwasser in Eimern zu löschen versuchten, bevor die Flammen auf benachbarte Gebäude übergriffen.
    Im Inneren wurden die Schreie leiser.

 
Kapitel 13
     
    Worin die Wanderer die Stadt
    des Lichts erreichen
     
    E s war Isis, die sie rettete. Sie biss Beauty heftig in das Hinterteil. Er sprang sofort hoch. Sie nahm seinen Schwanz ins Maul und führte ihn, zog ihn stolpernd nach hinten, wo Josh mit Jasmine am Boden lag. Sie legte den buschigen Schweif in Joshuas freie Hand und sagte: »Halllt fest?«
    Josh packte die Schweifhaare des Zentaurs mit Verzweiflung.
    Isis sprang auf Beautys Schulter.
    »Hinterrr die Barrr!« schrie sie. Seine Augen waren blind und tränten; er verirrte sich. Sie stieg in seine Mähne und zerrte sein fließendes Haar nach rechts, um ihn nach rechts zu steuern, links, wenn es nach links ging. Josh und Jasmine wurden am Boden hinter ihnen hergezogen. Ein paar Sekunden später standen sie alle hinter der Theke vor der offenen Falltür. Die Umrandung brannte, darunter lag Schwärze.
    Ohne zu überlegen, sprang Beauty in den lodernden, klaffenden Schlund und riss die anderen mit.
    Sie stürzten durch die Leere. Warme, schwarze Luft pfiff vorbei, sie überschlugen sich, bis sie – wuppp – mit einem Schlag in lautlose, lichtlose, schwerelose, luftlose Kälte fielen. Dort schwebten sie wie im Traum, bis der Auftrieb sich durchsetzte und sie prustend an die Oberfläche kamen. Sie waren im Wasser, fünfzehn Meter unter dem Dock.
    Über ihnen brüllte das Feuer.
    Sie schlugen alle eine Weile herum, erschöpft und halb erstickt.
    Josh, Jasmine und Isis klammerten sich an den Rücken des Zentauren, der dorthin zu schwimmen versuchte, wo er das Ufer vermutete. Da war es nicht.
    Da war eine steile Wand. Beauty hielt sich kurze Zeit an einem Pfosten fest und holte Atem, als

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