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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Vampir-Fledermaus-Metabolismus, eigens manipulierte Regulierungsgene zur Steuerung der Flügelgröße. Selbstverständlich wurden sie von Menschen aufgezogen, dressiert und genährt. So wurden sie wahrhaftig zu einer Verkörperung unserer Träume, Phantasievorstellungen, Alpträume und Wünsche. Neue, vorher nie erdachte Kombinationen wurden erfunden, ihre Gene umgeschrieben. Die Staaten schufen sich natürlich ihre eigenen Geheimbestände für eigene geheime Zwecke. Dilettieren in Leben, Mythos und Tod. Der Nationalsport.
    Freilich gab es Unglücksfälle.«
    Sie schwieg nach diesem Wort und ließ Josh und Beauty Zeit, sich alle die grotesken Möglichkeiten vorzustellen. Sie kannten die Folgen dieser Eingriffe, der Irrtümer, die den Wald noch immer bevölkerten, aber nur zu gut. Die kleine Höhle wirkte auf einmal dunkler und kälter. Unbewusst rückten die drei näher zusammen. Jasmine sprach mit leiserer Stimme weiter: »Nicht nur bei den frühen Experimenten, sondern auch noch später, in kleinen Untergrundlabors. Furchtbare Missbildungen. Irrtümer. Zum Glück waren viele davon steril, aber nicht alle. Und es wurden auch nicht alle bei der Geburt getötet, wie sich das gehört hätte. Sie sind zahlenmäßig immer noch vergleichsweise wenige, aber alles verabscheut sie, sogar sie selbst sich.« Sie sah Joshua an. »Und du fragst dich, warum sie die Menschen so hassen.«
    Beauty wirkte immer noch wie betäubt. Um seine Gefühle ein wenig zu schonen, sprach Jasmine halblaut weiter: »Die meisten Nachkommen von genmanipulierten Wesen stehen den Menschen natürlich mit widersprüchlichen Gefühlen gegenüber – Liebe und Hass für ihre Schöpfer, Unterwerfung und Auflehnung –, auch wenn sie den Ursprung dieser Gefühle nicht mehr kennen. Es ist normal, solche Dinge zu empfinden, Beauty. Aber diese Gefühle zu verstehen, sich offen mit ihnen auseinanderzusetzen heißt, sie zu beherrschen, sie daran zu hindern, dass man von ihnen beherrscht wird.«
    »Es ändert nichts zwischen uns beiden«, sagte Josh zu seinem alten Freund. Er versuchte den Zentauren mit der Kraft seines Blickes festzuhalten, aus dem tiefe Liebe sprach.
    »Die Zentauren sind eine uralte edle Rasse«, sagte Beauty beharrlich zur Wand hin.
    »Edel, ohne Frage«, pflichtete Jasmine bei. »Um so edler, weil sie noch so jung ist. Die Zentauren haben in zwei kurzen Jahrhunderten ein großartiges Rassenprofil entwickelt. Die menschliche Rasse hat sich in einer fünftausendmal so langen Zeit praktisch ausgelöscht. Und wenn man es genau nimmt, kann keine der beiden Rassen stolz auf ihr Alter verweisen, angesichts der Ameisen und Termiten, die unter der Erde noch immer Reiche errichten.«
    »Ich mag dieses Gerede von Rassen nicht«, knurrte Josh. »Jedes Tier ist etwas Eigenes. Beauty, kannst du nach allem, was wir gemeinsam haben, jetzt anders von mir denken?« fragte er scharf.
    Beauty sah Josh an und ließ den Kopf sinken.
    »Du bist nicht anders, alter Freund. Ich bin anders, also unterscheiden wir uns.«
    »Für mich bist du nicht anders, alter Gaul. Es sei denn, du benimmst dich anders.«
    »Ich handle, wie es mir beliebt«, sagte der Zentaur mit einer Überheblichkeit, die Josh noch nie an ihm bemerkt hatte. »Außerdem ist die Geschichte dieser Neurofrau ganz offenbar ein Kindermärchen.«
    »Nein, Beauty«, sagte Jasmine leise. »Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Denk nach. Ich bin das einzige Wesen, mit dem du je gesprochen hast, das wirklich dabei gewesen ist.«
    »Aber das ist Unsinn«, wütete er. »Wieder Kunststücke mit Wörtern. Dumme Schreiberkünste …«
    »Halt den Mund, Beauty«, fuhr Josh dazwischen. »Es besteht kein Grund –«
    Aber Beauty verlor das Gleichgewicht.
    »Grund, Grund! Du hast ihr das vermutlich eingeredet! Du willst mich wieder mit Wörtern überzeugen!«
    »Ich will dich mit gar nichts überzeugen«, gab Jasmine gelassen zurück. »Ich sage dir nur, was ist. Ich weiß, dass du spüren kannst, wie wahr es ist.«
    »Wie leicht für dich mit Herz aus Stahl und Draht, von Gefühlen zu reden«, sagte der Zentaur bitter.
    Nun wurde Josh zornig.
    »Na, du missgelaunter Wallach mit deinem Selbstmitleid, deine Mutter muss eine Eselin gewesen sein.« Beautys Mähne sträubte sich, aber Josh ließ sich nicht beirren. »Du erfährst, dass du einer tapferen neuen Rasse entstammst, ihr könntet die Erben der Erde sein, und du kommst daher –«
    »Glaub nur nicht, dass du mich demütigen kannst, Mensch, nur, weil du

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