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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wer wann wie viel von dem Zeug geordert hat. In der Zwischenzeit können Sie ja im Präsidium ein wenig über Ihre Haltung nachdenken.«
    Er verkürzte den Abstand zu ihr um noch ein paar Zentimeter. »Also. Gibt es hier im Klinikum einen Fehlbestand an Rocuronium? Und gibt es diesen Fehlbestand, weil Sie Ihren Bruder damit versorgt haben?«
    Nun lief eine erste Träne über ihr Gesicht.
    »Ich möchte meinen Anwalt sprechen. Ohne ihn sage ich nichts mehr.«
    »Das ist Ihr gutes Recht. Allerdings helfen Sie damit weder sich noch Ihrem Bruder, Frau Winkelmann. Es wäre deutlich besser, wenn Sie jetzt und hier reinen Tisch machen würden.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie verstehen das nicht. Bitte, lassen Sie mich jetzt in Ruhe.«
    Damit wollte sie zurück in den Raum gehen, in dem die Beamten sie gefunden hatten. Hain drängte sich an ihr vorbei, versperrte ihr den Weg und zog ein Paar Handschellen aus einer Tasche am Gürtel.
    »Sie verstehen leider den Ernst der Lage noch nicht, in der Sie sich befinden«, eröffnete der Oberkommissar ihr. »Wir nehmen Sie nämlich jetzt und hier wegen Beihilfe zum Mord an drei Menschen fest. Möchten Sie sich noch etwas anderes anziehen?«
    Der Blick der Frau senkte sich und blieb starr auf die stählernen Fesseln in der Hand des Polizisten geheftet.
    »Nein … Bitte!«
    Der Arzt, der die Polizisten vorher um Beeilung gebeten hatte, streckte den Kopf aus dem Zimmer und warf einen erleichterten Blick auf Rosemarie Winkelmann.
    »Gut, dass du hier bist, Rosi. Das Polytrauma ist angekommen, wir müssen sofort los.«
    Sie sah Hain fragend an, der wiederum einen Blick mit Lenz tauschte. Der Hauptkommissar schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, aber Ihre Mitarbeiterin muss uns begleiten. Wir sind von der Polizei und …«
    »Das ist völlig ausgeschlossen«, fauchte der Arzt die Polizisten an. »Ohne Frau Winkelmann können wir nicht operieren. Worum geht es eigentlich hier?«
    Wieder sprang der Blick der Frau zwischen den Polizisten hin und her, doch Lenz blieb unerbittlich.
    »Suchen Sie sich bitte jemand anderen, der Ihnen assistiert. Wie Sie sicher sehen, ist Frau Winkelmann ohnehin im Augenblick nicht in der Lage, in einem Operationssaal zu stehen.«
    Nun brachen bei Rüdiger Bornmanns Schwester alle Dämme. Sie riss die Hände vors Gesicht, fing an zu schluchzen, fiel zunächst auf die Knie und kurz darauf komplett zu Boden.
     
    *
     
    »Geht’s wieder?«, wollte Lenz wissen.
    »Ja«, hauchte Rosemarie Winkelmann tonlos. »Es geht wieder.«
    Der Hauptkommissar und die Frau saßen in einem Behandlungszimmer. Sie auf der Untersuchungsliege, er auf einem Stuhl. Hain stand vor der Tür und versuchte, ihre noch immer völlig aufgebrachten Kollegen zu beruhigen. Der Tumult war nicht zu überhören.
    »Sie haben Ihren Bruder mit Rocuronium versorgt?«
    Sie nickte.
    »Und Sie wussten, was er damit vorhatte? Was er damit machen würde?«
    Wieder ein Nicken.
    »Warum? Sie wussten, dass Ihr Bruder damit Menschen töten würde.«
    »Die… Diese Menschen hatten es verdient zu sterben.«
    »Sind Sie wahnsinnig?«, platzte es aus Lenz heraus. »Sie und Ihr Bruder erdreisten sich, so mir nichts, dir nichts über das Leben von Menschen zu richten?«
    »Ich habe ihm nur das Rocuronium besorgt. Mehr nicht.«
    »Es bleibt trotzdem bei dem ziemlich schweren Vorwurf der Beihilfe zum Mord. Wollen Sie das nicht verstehen?«
    »Ich möchte jetzt mit meinem Anwalt sprechen. Sofort.«
    Lenz hätte der Frau am liebsten eine Ohrfeige verpasst, konnte sich jedoch gerade noch beherrschen. Stattdessen stand er auf und trat ganz dicht an Rosemarie Winkelmann heran.
    »Das können Sie machen, von mir aus auch sofort. Aber vorher erzählen Sie mir, wo wir Ihren Bruder finden.«
    »Das weiß ich nicht. Und wenn, würde ich es Ihnen nicht sagen. Es muss zu Ende gebracht werden, so oder so.«
    »Was muss zu Ende gebracht werden?«
    Die Züge der Frau spannten sich. Ihr Gesicht hatte nun etwas Verhärmtes, Unbarmherziges.
    »Meinen Anwalt, bitte.«
     
    Rosemarie Winkelmann verweigerte in der Folge jegliche Zusammenarbeit mit den Polizisten. Ihr Blick war starr auf die Wand gerichtet, die Haltung eindeutig. Hain sorgte dafür, dass sie von der Besatzung eines Streifenwagens aufs Präsidium gebracht wurde.
    »Nicht zu glauben«, zeigte sich der Oberkommissar im Anschluss bass erstaunt, nachdem er in das Behandlungszimmer zurückgekehrt war, in dem Lenz am Fenster stand und das bedrohlich wirkende Farbenspiel

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