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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Frau Winkelmann im Krankenhaus?«
    »He, ich komm euch gleich runter, wenn das nicht aufhört!«, brüllte der Mann von der anderen Seite.
    »Halt’s Maul, Horst«, schrie sie nun von Fenster zu Fenster, »und verzieh dich wieder in deinen Saustall, aber dalli, sonst komm ich dir nämlich mal da rüber!«
    Hain sah fassungslos von einer Seite zur anderen.
    »Sie ist OP-Schwester, oben im Klinikum«, teilte sie ihm nun mit. »Was sie da jetzt ganz genau machen muss, weiß ich auch nicht, aber manchmal erzählt sie schon von ziemlich üblen Operationen und so.«
    Sie sah nach unten, wo der junge Mann, gefolgt von dem älteren, gerade die Tür eines kleinen roten Wagens aufriss.
    »He«, wetterte sie enttäuscht, »das ist unfair! Erst groß was versprechen und dann nicht halten!«
     
    *
     
    »Wir suchen eine Rosemarie Winkelmann, die angeblich hier arbeiten soll.«
    Der Pförtner hinter dem Sicherheitsglas an der Einfahrtsschranke zum Klinikum Kassel griff zu einer Kladde und blätterte darin. Vorwärts, rückwärts und wieder vorwärts.
    »Moment«, murmelte er, »wir haben hier so neue Listen bekommen, da muss ich mich erst mit zurechtfinden.«
    Wieder fuhr sein Finger in einer Auflistung aufwärts und abwärts.
    »Komisch, ich finde sie gar nicht. Und Sie sind sich sicher, dass die Frau hier arbeitet?«
    »Ja, sie arbeitet ganz sicher hier.«
    »Sinkelmann … Sinkel …«
    »Nein!«, rief Hain wie elektrisiert. »Nicht Sinkelmann! Winkelmann, mit W wie Wilhelm am Anfang. W!«
    »Ach so. Winkelmann.«
    Er schlug wieder die erste Seite des Dossiers auf und startete seine Suche dort erneut. Hain hätte aus der Hose hüpfen können.
    »Ah«, deutete er nun auf das Papier. »Da haben wir sie schon. Rosemarie Winkelmann. Ist auf der Unfallchirurgie.«
    Sein Arm fuhr nach oben und wollte den Polizisten die Richtung weisen.
    »Da müssen Sie …«
    Er stockte, weil Hain schon losgerannt war, ohne seine Erklärung abzuwarten.
    »Die haben es aber eilig«, murmelte er beleidigt.
     
    Es dauerte keine zwei Minuten, bis die beiden sich zu Rosemarie Winkelmann durchgefragt hatten. Die komplett in Grün gekleidete, etwa 55-jährige Frau saß mit ein paar Kollegen ihres Teams und einer Zigarette in der Hand in einem Ruheraum, als die Kripobeamten anklopften. Sie war leicht zu erkennen, weil sie die einzige Frau im Zimmer war.
    »Frau Winkelmann?«, sprach Lenz sie behutsam an.
    »Ja«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    »Können wir Sie kurz sprechen?«
    »Worum geht es?«
    Der Hauptkommissar sah in die Runde.
    »Es ist etwas … Familiäres.«
    »Ich komme«, erwiderte sie, drückte ihre Zigarette in den Aschenbecher und stand auf.
    »Aber bitte nicht so lang«, rief einer der ebenfalls in Grün gekleideten Männer, offenbar ein Arzt, Lenz zu. »Wir erwarten gleich ein Polytrauma, und ohne unsere Rosi können wir nicht anfangen.«
    Die drei gingen ein paar Schritte über den Flur und blieben schließlich vor einer Liege stehen. Lenz und Hain kramten ihre Dienstausweise heraus und stellten sich vor.
    »Was genau machen Sie hier im Krankenhaus, Frau Winkelmann?«, fragte Lenz ohne große Einleitung.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil es mich interessiert. Also?«
    Sie legte die Stirn in Falten und fixierte einen imaginären Punkt an der weiß gestrichenen Wand.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen auf Ihre Fragen antworten muss, Herr Kommissar«, erwiderte sie schließlich.
    »Sie müssen jetzt und hier nicht auf unsere Fragen antworten, so viel kann ich Ihnen schon sagen. Wir könnten Sie dann allerdings aufs Präsidium mitnehmen.«
    Nun wanderten ihre Augen hilflos von einem der Polizisten zum anderen. Sie schluckte.
    »Ich bin Anästhesiepflegerin.«
    »Das heißt«, mischte Hain sich ein, »dass Sie für Narkosen zuständig sind.«
    Rosemarie Winkelmann nickte.
    »Dann muss ich Ihnen sicher nicht erklären, was Rocuronium ist, oder?«
    »Nein. Ich weiß, was Rocuronium ist.«
    »Gibt es hier im Klinikum einen Fehlbestand an Rocuronium?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie leise.
    »Ich habe Sie nicht verstanden, Frau Winkelmann. Gibt es hier im Klinikum einen Fehlbestand an Rocuronium?«
    »Es tut mir leid, aber das weiß ich wirklich nicht.«
    Hain trat etwas näher an sie heran.
    »Wir werden auf der Stelle eine Inventur der Rocuroniumbestände hier im Haus durchführen lassen, Frau Winkelmann. Und wir werden uns alle Bestellungen der letzten Monate überaus genau ansehen; speziell interessiert uns dabei,

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