Zeitbombe
auftauchen, der langsam näher kam und schließlich neben ihm stoppte. Vom Fahrersitz des kleinen japanischen Cabriolets grinste ihn Thilo Hain an.
»Moin, Chef. Lust auf eine Spritztour?«
Maria, die das Treiben der Polizisten mit einer Mischung aus Unverständnis und Belustigung verfolgt hatte, griff nach Lenz’ Hand und drückte sie kurz.
»Ist schon gut, Paul«, flüsterte sie kaum hörbar. »Ich warte zu Hause auf dich.«
Lenz fuhr mit dem Kopf nach rechts und küsste sie sanft auf die Wange.
»Dafür hab ich mächtig was gut bei dir, Lemmi«, zischte er ins Telefon und beendete das Gespräch ohne einen Abschiedsgruß.
7
»Dafür sollte ich dir mit Anlauf in den Arsch treten«, war das Erste, das Hain von seinem Kollegen zu hören bekam, nachdem der Hauptkommissar Marias Wagen in der Tiefgarage geparkt, sich von ihr verabschiedet und zu dem Kollegen ins Auto gestiegen war.
»He, nun bleib mal auf dem Teppich, Paul«, gab der trotzig zurück, während er sich anschnallte und losfuhr. »Die Jungs vom KDD und speziell Lemmi tun für uns auch, was sie können. Da finde ich es nur fair, sich mal bei ihnen zu revanchieren.«
»Aber musste es denn gleich wieder ein Selbstmörder am Bahndamm sein, Thilo?«
»Was anderes stand leider nicht zur Auswahl. Außerdem ist es für uns beide eine gute Exposition.«
»Hehe«, widersprach Lenz vehement. »Ich war nicht derjenige, der neben die Gleise gekotzt hat.«
»Ich weiß. Du warst der große Held und ich der Loser. Wie dem auch sei: wir fahren hin, schauen uns die Sache an, gehen einen Kaffee trinken, und danach bringe ich dich wieder nach Hause.«
»Kauf dir lieber ein Klimagerät, damit du nachts schlafen kannst«, grantelte der Hauptkommissar gähnend.
»Ist leider nicht mehr drin. Wir haben uns heute Nachmittag einen Kombi bestellt.«
»Was für einen denn?«
»Na, was wohl? Einen Japaner natürlich!«
Lenz warf ihm einen mitleidigen Blick zu.
»Meine Fresse, schon wieder eine Reisrakete.«
Die Szenerie am Eingang des Rengershausener Tunnels löste bei Lenz ein gewaltiges Déjà-vu-Erlebnis aus. Hain stellte den Mazda an exakt der gleichen Stelle ab, an der er ihn auch zwei Wochen zuvor geparkt hatte; die Streifenwagen und der einzelne Krankenwagen standen ebenso fast deckungsgleich, und sogar Pia Ritter, die uniformierte Kollegin, grüßte wieder vom unterhalb liegenden Bahnkörper. Hinter ihr stand ein teilweise in den Tunnel eingefahrener Güterzug. Ein wenig abseits davon kümmerten sich zwei in Weiß gekleidete Sanitäter um einen im Gras sitzenden Mann, bei dem es sich allem Anschein nach um den Zugführer handelte.
»Es scheint, als hätten wir es mit einer exakten Kopie des Suizids von vor zwei Wochen zu tun«, wurden die beiden Kripobeamten nach einer kurzen Begrüßung von der Streifenpolizistin informiert.
»Hoffentlich ist es nicht wieder ein Kollege«, versuchte Hain einen Witz, der bei der Frau allerdings auf wenig Resonanz stieß.
»Das ist ganz und gar nicht lustig, Herr Kollege«, rüffelte sie ihn.
»Stimmt«, ruderte Hain augenblicklich zurück. »Entschuldigen Sie bitte, Frau Ritter. Das war ein dummer Scherz.«
»Allerdings«, funkelte sie ihn an.
»Wissen Sie schon was über die Identität des Toten?«, mischte Lenz sich in dem Versuch, die Situation zu entschärfen, in das Gespräch ein. Pia Ritter schüttelte den Kopf.
»Nein, leider nicht. Ein Mann, so viel ist aber schon mal sicher. Sagt zumindest Dr. Franz.«
»Und wie sieht er …?«
Der Hauptkommissar stockte.
»Sie wollen wissen, ob es wieder so ein übler Anblick ist?«
Lenz nickte.
»Ich weiß es nicht«, gestand sie mit gesenktem Blick ein. »Ich hab diesmal nicht hingeschaut, weil ich bei dem von neulich mehr als eine Woche gebraucht habe, um nicht mehr schlecht davon zu träumen.«
»Schon gut«, beschwichtigte Lenz die Frau. »Mir ging es auch ein paar Tage nicht wirklich gut mit der Erinnerung an den Anblick.«
»Hallo«, erklang nun eine Stimme aus dem Hintergrund. Die drei blickten auf und sahen, dass sich vom Ende des Güterzuges Hartmut Bliesheimer auf sie zubewegte, der Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG, den sie zwei Wochen zuvor kennengelernt hatten.
»Dann gehen wir mal besser rein«, kommentierte der Hauptkommissar knapp das Auftauchen des Mannes und setzte sich in Bewegung.
»Noch mal Entschuldigung, das war echt doof von mir«, presste Hain in Richtung Pia Ritter heraus und folgte seinem Chef.
»Sprachen es und ließen die gute
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