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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bagatelldelikt. Die würden uns am höchsten Baum aufhängen, den sie finden können. Und weil wir uns das nicht erlauben können, müssen Sie und Ihre Kollegen sich die Zeit mit diesen Männern um die Ohren schlagen.«
    »Ich dachte nur«, unternahm Zimmermann einen weiteren, jedoch ebenfalls zum Scheitern verurteilten Versuch, »weil es in diesem speziellen Fall …«
    »Ich weiß, Herr Zimmermann«, fiel ihm Wichers ins Wort, »weil es um einen gesundheitlich angeschlagenen, behinderten Mann geht, der kaum laufen kann. Ich habe das alles mehrmals mit den zuständigen Stellen besprochen, die den Fall Bornmann natürlich auch im Innenministerium in Wiesbaden vorgetragen haben. Ohne Erfolg. Wir müssen ihn rund um die Uhr observieren, ob es uns nun gefällt oder nicht.«
    Eine Viertelstunde später, als Zimmermann sich tatsächlich längst auf dem Nachhauseweg befand, griff Holger Wichers zum Telefonhörer und wählte die Nummer seines Vorgesetzten.
    »Ich bin’s, Holger«, meldete er sich, nachdem das Gespräch angenommen worden war. »Wir müssen uns unbedingt mal zusammensetzen und besprechen, wie es mit diesen Observierungen weitergehen soll. Meine Männer sind am Ende, die schaffen das alles nicht mehr.«
     

9
    Thilo Hain stand noch immer fassungslos seinem Chef gegenüber; die fehlende Farbe im Gesicht des Polizisten war sogar in der diffusen Neonbeleuchtung des Eisenbahntunnels deutlich zu erkennen.
    »Das kann doch alles gar nicht sein«, presste er hervor.
    Lenz zog eine weitere Plastikkarte aus dem ledernen Kalendarium. Noch einmal eine EC-Karte, auch diese ausgestellt auf den Namen Wolfram Humpe. Nachdem er sie zurückgesteckt hatte, versuchte er, die Seiten des Kalenders durchzublättern, was ihm aber wegen des bereits antrocknenden Blutes nicht gelang.
    »Brauchen Sie Hilfe, meine Herren?«, hörten die beiden Beamten vom vorderen Ende der Lok die Stimme von Dr. Franz.
    »Das ist durchaus möglich«, erwiderte Lenz mit Blick auf die Praktikantin, die sich unter der Lokomotive hervorgeschält hatte und die Männer anstarrte.
    »Stoppen Sie bitte sofort alle Ihre Bemühungen, Frau Weber, und kommen Sie da raus!«, befahl der Hauptkommissar der jungen Frau.
    »Aber, aber, Herr Kommissar«, mischte der Mediziner sich ein, »warum denn so unleidlich?«
    Lenz reckte die Hand nach oben und deutete mit der anderen auf den Kalender.
    »Das gehört unserem Kollegen Wolfram Humpe. Hauptkommissar Wolfram Humpe. Und wenn zwei Poli…«
    »Was?«, schnitt Dr. Franz ihm das Wort ab. »Der Humpe von der Sitte?«
    Lenz nickte.
    »Genau der. Und wenn zwei Kriminalpolizisten innerhalb von 14 Tagen an der gleichen Stelle und auf die absolut gleiche Art ihr Leben lassen, fällt es mir verdammt schwer, an kollektiven Selbstmord zu glauben.«
    »Nein«, widersprach der Arzt, »bei dem Kollegen, der sich vor zwei Wochen hier das Leben genommen hat, können Sie sicher sein, dass kein Fremdverschulden vorgelegen hat. Das habe ich in meinem Bericht auch ganz deutlich und sehr detailliert zum Ausdruck gebracht.«
    »Das kann sein, aber ab sofort ist das ganze Areal hier ein Tatort, und deshalb bitte ich Sie und Ihre Kollegin, sich dem angemessen zu verhalten.«
    Dr. Franz verzog das Gesicht, als hätte er eine Kröte verschluckt.
    »Glauben Sie mir, das ist unnötig, Herr Kommissar. Vielleicht mag es im Augenblick irrational erscheinen, aber es gibt für diese Ereignisse nach meinem Dafürhalten ganz banale Erklärungen.«
    In diesem Moment näherte sich vom Tunnelausgang her mit griesgrämigem Gesichtsausdruck Hartmut Bliesheimer, der Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG. Lenz hob den Kopf, erkannte, um wen es sich bei dem Fußgänger handelte, und fing an zu schreien:
    »Hauen Sie ab, verdammt noch mal. Hier gibt es nichts zu sehen, und wann Sie Ihre Strecke wiederhaben können, sagen wir Ihnen schon früh genug!«
    Bliesheimer blieb wie angewurzelt stehen, reckte den Körper gerade, drehte sich in rasender Geschwindigkeit um und rannte in die Richtung los, aus der er gekommen war.
     
    *
    Hain wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm einen großen Schluck aus der Mineralwasserflasche, die ihm ein Sanitäter gereicht hatte.
    »Der Wolfram«, sinnierte er.
    »Ja, der Wolfram«, gab Lenz zurück.
    Der Oberkommissar hatte, obwohl es ihm unendlich schwergefallen war, die Identifikation des Mannes übernommen, dessen Bergung der technische Zug des Polizeipräsidiums Kassel noch immer nicht abgeschlossen hatte. Dazu war es

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