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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Verbindung nach Russland nicht immer reibungslos funktioniert, aber wir haben ja Zeit. Was meinen Sie?«
    Der Mann im Bett riss die Augen auf.
    »Ich will nicht zurück nach Russland. Kann nicht.«
    »Warum das denn?«, setzte Lenz nach.
    »Geht nicht.«
    In seinem Gesicht wurden immer deutlichere Anzeichen von Panik sichtbar. Lenz sah sich um, griff nach einem Stuhl, der in einer Ecke stand, und setzte sich ans Bett.
    »So, und nun fangen wir noch mal ganz von vorn an. Wie heißen Sie?«
    Fünf Minuten später wusste der Polizist, dass er es mit Leonid Schiburtowitsch zu tun hatte, einem ehemaligen Angehörigen der russischen Streitkräfte, der vor etwa zwei Jahren desertiert war, nachdem er seinen Vorgesetzten, einen Offizier, nach einem heftigen Streit halb tot geprügelt hatte. Wie er ausführte, hatte es sich um Notwehr gehandelt, weil der Major ihn erschießen wollte. Trotzdem war er im Jahr zuvor in Abwesenheit zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt worden.
    »Bitte, nix zurück nach Russland.«
    »Das werden wir sehen, Herr Schiburtscho…«
    »Schiburtowitsch.«
    »Ja, Herr Schiburtowitsch, das werden wir, wie gesagt, sehen. Viel wichtiger ist, warum Sie in der vergangenen Nacht auf mich und meinen Kollegen geschossen haben.«
    Der Russe sah verschämt zur Seite.
    »Ich müssen. War Auftrag von Chef.«
    »Hmm«, machte Lenz. »Roman Arkadjew war Ihr Chef?«
    »Da. Ja. Sagen mir, dass heute ganz wichtiges Tag. Also gestern. Nix schiefgehen.«
    »Was war denn so wichtig?«
    Wieder drehte der massige Mann sein Gesicht zur Seite. Offenbar war ihm die Situation peinlich.
    »War wichtig wegen die Frauen. Sollten abgeholt werden.«
    »Von wem sollten die Frauen abgeholt werden?«
    Schiburtowitsch zog die Schultern hoch.
    »Ich nix wissen, ganz ehrlich. Nur Chef wissen.«
    Lenz glaubte ihm. Der Mann war zwar groß und muskulös und sicher in der Lage, einen Kontrahenten mit einem einzigen Schlag auf die Bretter zu schicken, doch in seinem Kopf brannten augenscheinlich nicht viele Kerzen.
    »Hat Arkadjew die Frauen nach Deutschland geholt?«
    Wieder schüttelte der Mann im Bett den Kopf.
    »Nein, sind gebracht worden. Von Mann aus Ukraine.«
    Er nannte einen Namen.
    »Roman hat ein bisschen Geld gegeben, aber nicht viel.«
    Lenz hatte eigentlich gar kein Interesse daran, etwas über das Schicksal der Frauen zu erfahren. Für ihn war es im Augenblick viel wichtiger, eine Verbindungslinie von Arkadjew zu den beiden ermordeten Polizisten zu ziehen.
    »Kannten Sie«, wollte er deshalb wissen, »einen Norbert Schneider? Oder Wolfram Humpe?«
    Der Russe schüttelte den Kopf und zog dabei gleichzeitig die Schultern hoch.
    »Nein. Wer ist das?«
    »Das waren zwei Polizisten, die vor ein paar Tagen umgebracht wurden. Und wir glauben, dass Roman Arkadjew, Ihr Boss, etwas mit dem Tod der beiden zu tun haben könnte.«
    »Roman tot?«, wollte Schiburtowitsch wissen.
    »Ja«, bestätigte Lenz. »Roman Arkadjew, Ihr Chef, ist tot.«
    Der Russe schluckte.
    »War guter Kerl, aber nicht guter Mensch. Hat viel Frauen geschlagen.«
    »Ach so, und Sie haben immer nur dabei zugesehen«, warf Lenz ihm eine Spur zu laut an den Kopf.
    »Das richtig. Ich nie in Leben habe eine Frau geschlagen. Nie!«
    Wieder dachte Lenz ein paar Sekunden darüber nach, ob er den Worten des Mannes Glauben schenken sollte.
    »Gut«, antwortete er schließlich. »Noch mal zu Norbert Schneider und Wolfram Humpe. Arkadjew hat nie von ihnen gesprochen?«
    »Die Polizisten?«
    »Ja, den Polizisten. Hat er vielleicht irgendwann mal erwähnt, dass er noch eine Rechnung mit zwei Kasseler Polizisten offen hat?«
    »Verstehe nicht«, erwiderte Schiburtowitsch und sah den Kripomann dabei ziemlich debil an. Lenz hätte platzen können.
    »Hat Arkadjew noch andere Helfer gehabt außer Ihnen? Andere Männer?«
    »Nein, nix andere Männer. Nur er und ich.«
    »Gab es eine Frau?«
    »Gab viele Frauen. Hat aber mir mal erzählt, dass mit Frauen nix mehr gut wegen Operation.«
    »Was für eine Operation?«
    Der Russe hob umständlich den Arm und deutete auf seinen Rücken.
    »War kaputt da. Viel Operation, fünf oder sechs Mal.«
    Dann deutete er auf die Mitte seines Körpers.
    »Danach nix mehr gut mit Chui.«
    Lenz hatte keine Ahnung, wovon der Mann sprach.
    »Schwanz«, präzisierte Schiburtowitsch deshalb, nachdem er das fragende Gesicht des Polizisten wahrgenommen hatte.
    »Nix mehr gut Schwanz.«
    »Arkadjew wurde also oft am Rücken operiert und hat dabei seine Potenz

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