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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihm rein ist. Er hatte nur mordsmäßig viel Blut verloren, und dann gab es noch eine Komplikation bei der Operation.«
    Er machte eine einladende Handbewegung Richtung Tür.
    »Aber das lassen Sie sich am besten von ihr selbst erklären; sie ist noch drin.«
    Der Kommissar bedankte sich, trat an ihm und seinem Kollegen vorbei und öffnete vorsichtig die Tür. Zu seinem großen Erstaunen kannte er die junge Frau, die sich gerade mit einem Blutdruckmessgerät an dem Patienten zu schaffen machte.
    »Hallo, Anne«, begrüßte er sie erfreut.
    Sie hob den Kopf.
    »Hallo, Mr. Smith«, stieß sie ebenso überrascht wie erfreut aus, wobei sie die Handpumpe aus den Fingern gleiten ließ und die Manschette vom Oberarm des Mannes im Bett löste.
    »Das hätte ich ja nicht gedacht, dass wir beide uns noch mal über den Weg laufen würden.«
    Der Kommissar und die Krankenschwester hatten sich etwa eineinhalb Jahre zuvor kennengelernt, nachdem Maria einen schweren Autounfall gehabt und auf der Intensivstation gelegen hatte. Anne Wolters-Richling hatte ihm diskrete nächtliche Besuche bei der Frau des Kasseler Oberbürgermeisters ermöglicht. Weil sie intuitiv geahnt hatte, dass er ihr Geliebter war, anfangs aber nicht mehr erfahren wollte, hatte sie ihn nur Mr. Smith genannt.
    »Ach, komm, das meinst du …«
    Weiter kam der Polizist nicht, weil der Mann im Krankenbett nun anfing zu stöhnen. Sie zog ihn in eine Ecke des großzügig dimensionierten Raumes.
    »Ich habe ihm gerade eine Spritze gegen die Schmerzen gegeben«, erklärte Anne Wolters-Richling emotionslos. »Dem hat nämlich irgendeiner ins Bein geschossen und dabei die Oberschenkelschlagader erwischt.«
    Lenz machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Das war ich.«
    Sie sah ihn fassungslos an.
    »Du? Dann warst du auch der, der seinen Kumpel …«
    »Es war Notwehr, Anne. Der Kerl hat mit einer automatischen Waffe auf meinen Kollegen und mich geschossen.«
    Wieder das Stöhnen aus dem Krankenbett.
    »Nein, so meine ich das nicht«, fügte sie an. »Ich meine, dass du dann ja nicht weit vom Tod entfernt warst heute Nacht.«
    »Das kann wohl sein«, antwortete Lenz nach ein paar Sekunden Bedenkzeit, »aber es ist ja zum Glück gut für uns ausgegangen.«
    Er deutete auf den Mann im Bett.
    »Wie geht es ihm denn?«
    »Ach, der kommt schon durch. Die Kugel hat ihn relativ blöd getroffen, deshalb hat er jetzt ziemliche Schmerzen; er ist aber auch arg wehleidig, wenn du mich fragst.«
    »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Da musst du den Oberarzt fragen, das kann ich nicht entscheiden. Aber der ist gerade im OP und kommt frühestens in zwei Stunden zurück.«
    Lenz machte ein trauriges Gesicht.
    »Und wer außer dem Oberarzt könnte das noch entscheiden?«
    »Der Stationsarzt könnte, darf es jedoch nicht, weil es der Alte nicht will. Ist nicht leicht zu verstehen, aber so ist das bei den Ärzten nun mal.«
    »Ich bräuchte nur ein paar Minuten«, murmelte der Polizist.
    Die Krankenschwester zuckte mit den Schultern.
    »Na gut. Ich hau jetzt hier ab, und wenn einer kommt, weiß ich von nichts und hab dich noch nie in meinem Leben gesehen.«
    »Das ist mal ein Wort.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander, doch bevor die junge Frau an der Tür war, drehte sie sich noch einmal um.
    »Ich lebe übrigens in Scheidung«, flüsterte sie.
    »Maria auch.«
    Sie fing an zu grinsen.
    »Geil.«
    Damit war sie auch schon durch die Tür und verschwunden. Lenz stellte sich neben dem Bett auf und sah auf den rundgesichtigen Mann, der mit geschlossenen Augen darin lag, herunter.
    »Guten Tag«, begann der Kommissar.
    Keine Reaktion.
    Er versuchte es erneut, und diesmal schlug der Verletzte die Augen auf.
    »Ich bin Hauptkommissar Paul Lenz von der Kriminalpolizei Kassel.«
    Damit streckte er die Hand nach vorn. Der Mann im Bett starrte ihn ein paar Sekunden lang an, rührte dabei jedoch keinen Finger.
    »Was wollen Sie?«, erwiderte er leise und mit deutlichem Akzent.
    Lenz zog seine Hand zurück.
    »Wissen, wer Sie sind.«
    Der Mann deutete ein Kopfschütteln an, schwieg jedoch.
    »Sie müssen mir nicht sagen, wer Sie sind«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Allerdings haben wir Ihre Fingerabdrücke, die werden in ein paar Minuten an Interpol unterwegs sein.«
    Er betrachtete die tätowierten, wie mit einer Luftpumpe aufgeblasenen Unterarme des frisch Operierten.
    »Und wenn ich mich nicht sehr täusche, finden die Kollegen garantiert heraus, wer Sie sind. Vielleicht wird es ein wenig dauern, weil

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