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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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denn schon wirklich gemocht?«
    Die Frau klang zum ersten Mal ein wenig verbittert.
    »Aber Wolfram hat nie darüber gesprochen, warum er ausgerechnet von Schneider Besuch bekam? Oder was der genau von ihm wollte?«
    »Nein. Außerdem hat der Herr Schneider wohl irgendwann selbst gemerkt, dass die Sympathielage eher einseitig war, und ist einfach nicht mehr aufgetaucht.«
    »Können Sie sich erinnern, wann er Ihren Mann zuletzt besucht hat?«
    Wieder überlegte Friederike Humpe eine Weile.
    »Das war kurz nach dem Revisionsprozess. Wolfram hat noch so eine Bemerkung gemacht wie ›Jetzt, wo das Urteil rechtskräftig ist, lässt er sich natürlich nicht mehr blicken‹. Verstanden habe ich das nicht, aber ich habe ja vieles nicht verstanden, was mein Mann in seinem Leben gesagt hat.«
     
    *
     
    »Gecks«, meldete sich die vertraute Stimme des Hauptkommissars.
    »Ich bin’s, Paul«, erwiderte Lenz. Sein älterer Kollege brauchte keine Bedenkzeit, bevor er antwortete.
    »Egal, was du willst, vergiss es. Erstens hab ich Urlaub, den du mir selbst genehmigt hast, und zweitens hab ich keine Lust.«
    »Es ist wichtig, RW. Verdammt wichtig. Und es dauert auch nur eine halbe Stunde.«
    »Hör mir auf mit diesem Schmus. Aus einer halben Stunde ist bei dir noch immer ein halber Tag geworden, Paul. Mindestens.«
    »Diesmal nicht. Und diesmal bitte ich dich wirklich aufrichtig.«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »Du bist ein Arschloch.«
    »Ich weiß. Kannst du ins Präsidium kommen? Thilo und Uwe hab ich auch schon angerufen.«
    »Hoffentlich haben die sich genauso darüber gefreut wie ich.«
    Eine knappe halbe Stunde danach saßen die drei Polizisten mehr oder weniger schlecht gelaunt in Lenz’ Büro und sahen den Leiter der Mordkommission erwartungsvoll an.
    »Es könnte sein, dass ich weiß, warum Schneider und Humpe über die Klinge springen mussten«, begann der.
    »Wow«, fand Hain als Erster seine Sprache wieder. »Lass hören.«
    In den nächsten fünf Minuten gab Lenz jene Geschichte wieder, die ihm Friederike Humpe erzählt hatte.
    »Zu der Zeit bin ich noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gerannt«, meinte Hain, nachdem er geendet hatte.
    »Ich weiß. Du bist auch im Moment nicht mein erster Ansprechpartner; dich brauche ich später.«
    »Gut zu wissen«, erwiderte der Oberkommissar leicht gekränkt.
    »Aber euch beide«, bemerkte Lenz mit Blick auf Uwe Wagner und Rolf-Werner Gecks, »euch brauche ich jetzt ganz dringend. Und zwar will ich alles wissen, was diesen ominösen Mordfall angeht, von dem die Humpe gesprochen hat. Also, kann sich einer von euch daran erinnern?«
    Wagner winkte ab.
    »Ich habe so gut wie keine Erinnerung an die Sache, weil ich damals in Hofgeismar stationiert war. Von dem, was in Kassel passiert ist, haben wir da draußen nichts oder fast nichts mitgekriegt. Ich könnte dir jetzt erzählen, was aus den Zeitungsberichten bei mir hängengeblieben ist, aber das ist doch alles andere als seriös.«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Wir müssen so viele Fakten zusammentragen, wie wir können. Klar kommen wir nicht drum herum, auch die Archive zu durchforsten, aber das ist an einem Sonntag nicht möglich. Also, RW, woran kannst du dich erinnern?«
    Gecks hatte die ganze Zeit mit geschlossenen Augen und zerknirschtem Gesicht dagesessen und holte nun tief Luft.
    »Leider an viel zu vieles davon«, begann er leise. »Damals lief bei der Polizei in Kassel so manches anders als heute. Wir hatten ja noch nicht dieses zentrale Gebäude wie jetzt, und die einzelnen Kommissariate waren in vielen verschiedenen Häusern untergebracht. Rüdiger Bornmann, so hieß der Mann, um den es damals ging, sollte angeblich seine von ihm getrennt lebende Frau umgebracht haben.«
    Er holte erneut tief Luft. Lenz hatte dabei das Gefühl, dass ihm die Sache unangenehm war.
    »Und, hat er?«
    »Das Gericht hat ihn verurteilt, ebenso die Revisionsinstanz. Er hat die volle Ladung gekriegt, also lebenslänglich. Und eigentlich müsste er längst wieder auf freiem Fuß sein, weil das doch schon viel länger als die berühmten 15 Jahre her ist, die bei uns in der Regel lebenslänglich bedeuten.«
    »Wo er sich im Augenblick aufhält, klären wir später. Jetzt geht es mir erst mal darum, so viel wie möglich über den Fall von damals zu erfahren.«
    »Ob ich dir«, schränkte Gecks ein, »mit meinem löchrigen Gedächtnis da eine große Hilfe sein kann, wage ich mal zu bezweifeln. Das Ding ist ewig her, und außerdem wollte

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