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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zurück. In ihrem Gesicht spiegelten sich ebenso Verachtung wie Empörung wider.
    »Wie können Sie es wagen, Herr Lenz, meinen Mann in die Nähe der Korruption zu rücken? Ich bin wirklich gern bereit, Sie bei der Suche nach seinem Mörder zu unterstützen, aber das geht eindeutig zu weit. Wenn Sie keine anderen Fragen haben, muss ich Sie bitten, nun zu gehen.«
    Der Hauptkommissar schluckte.
    »Es tut mir aufrichtig leid, Frau Humpe, wenn meine Frage Sie verletzt hat, aber ich muss wirklich in jede Richtung denken. Dazu gehört natürlich …«
    »Stopp, Herr Kommissar«, unterbrach sie ihn schroff und wies auf den Garten außerhalb.
    »Alles, was Sie hier sehen, haben wir uns in mühevoller Kleinarbeit vom Munde abgespart oder selbst gemacht. Es gab, leider, wie ich heute zugeben muss, niemals irgendwelche Sondertilgungen oder sonstige Beträge, für die Wolfram verantwortlich gewesen wäre. Er hat nicht schlecht verdient, das gewiss nicht, aber wir mussten unsere beiden Kinder ebenso durchbringen, wie wir das Haus abzahlen mussten. Uns ist nichts geschenkt worden, und Ihre Frage, ob Wolfram ab und zu Geld nach Hause gebracht hat, über dessen Ursprung er keine Angaben machen konnte oder wollte, beleidigt ihn noch im Tod zutiefst.«
    Wieder musste Lenz schlucken.
    »Dann möchte ich Sie in aller Form um Verzeihung bitten, Frau Humpe. Vergessen Sie, bitte, einfach meine Frage.«
    »Versuchen wir es.«
    »Es gibt«, versuchte Lenz einen möglichst eleganten Themenwechsel, »einen weiteren Toten, der auf die gleiche Weise gestorben ist. Sein Name ist Norbert Schneider, ebenfalls ein Polizist. Kannten Sie ihn?«
    »Norbert Schneider«, wiederholte sie den Namen langsam.
    »Ja.«
    »Der Name sagt mir etwas, aber das ist doch alles schon so viele Jahre her.«
    »Was ist so viele Jahre her?«, hakte Lenz wie elektrisiert nach.
    »Ach, das ist doch alles schon gar nicht mehr wahr«, nahm sie den Faden wieder auf. »Ich jedenfalls kann mich nur noch bruchstückhaft an die ganze Sache erinnern, die sich damals abgespielt hat.«
    Welche Sache, hätte der Polizist am liebsten laut losgebrüllt, beherrschte sich jedoch.
    »Ich weiß leider überhaupt nicht, um welche Sache es da gegangen sein könnte«, erklärte er stattdessen.
    »Na, aber«, formulierte sie, als ob sie es mit einem Kind oder einem Demenzkranken zu tun hätte. »Da gab es doch diesen Mordfall. Ein Mann hatte seine Frau umgebracht. Oder war es seine Freundin? Ich weiß es schon gar nicht mehr. Nach Meinung seines Rechtsanwaltes jedenfalls steckten angeblich ein paar Kasseler Polizisten in der Sache mit drin, aber fragen Sie mich bitte nicht mehr, wie das alles zusammengehört hat. Auf jeden Fall war es so, dass sowohl mein Mann als auch besagter Norbert Schneider vor Gericht aussagen mussten. Worum es im Detail ging, hat Wolfram mir nie genau erzählt. Sie wissen ja, dass er dienstliche und …«
    »Ja, das weiß ich«, wurde sie nun von Lenz sanft unterbrochen. »Er hat zu Hause nie über dienstliche Angelegenheiten gesprochen. Und das war vermutlich auch in diesem Fall so.«
    »Ja«, bestätigte sie. »So war es tatsächlich. Außerdem muss ich Sie noch einmal darauf hinweisen, dass die Sache …«
    Sie überlegte eine Weile.
    »Dass die Sache ungefähr 20 Jahre her ist. Eher noch ein paar Jahre länger. Unsere Tochter ist damals noch nicht einmal eingeschult gewesen, das weiß ich ganz genau.«
    »Können Sie sich an den Namen des Mannes erinnern, der vor Gericht stand und verurteilt worden ist?«
    Sie zog entschuldigend die Schultern hoch.
    »Nein, leider nicht. Wie gesagt, das ist mehr als 20 Jahre her.«
    »Und Sie erinnern sich auch nicht daran, in welchem Zusammenhang Ihr Mann und Norbert Schneider aussagen mussten?«
    »Nein, auch das nicht.«
    »Haben Sie Herrn Schneider irgendwann einmal kennengelernt, Frau Humpe?«
    »Aber ja, natürlich. In den Jahren nach dieser Geschichte ist er ab und zu hier gewesen. Wolfram mochte ihn nicht wirklich gern, hat es ihn jedoch niemals merken lassen.«
    »Ihr Mann hatte nicht viele Freunde, oder?«
    Friederike Humpe griff zu ihrem Taschentuch und schnäuzte sich.
    »Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Er war sehr wählerisch mit den Menschen, die er in seine Nähe gelassen hat.«
    »Und warum hat er es dann zugelassen, dass ihn einer besucht, den er nicht leiden konnte?«
    Sie legte die Stirn in Falten.
    »Dass er ihn nicht leiden konnte, habe ich so nicht gesagt. Er mochte ihn nicht wirklich, aber wen hat er

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