Zeiten des Verlangens
durchs Haar und zupfte ihren Pony zurecht. Dann griff sie nach dem Nachthemd und bemerkte, dass noch die Schilder dranhingen. Sie riss sie ab und zog es sich über den Kopf. Der weiche Stoff umschmeichelte ihre Haut. Und dann bemerkte sie, dass es durchsichtig war.
Sie zog den leichten Morgenmantel über und gürtete ihn um die Taille. Als sie ihrem Blick im Spiegel begegnete, fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich schön.
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»Guten Morgen.« Sebastian lächelte sie an. Er trug eine dunkle Jeans und ein weißes hochgekrempeltes Hemd, das seine starken Unterarme entblößte. Sein Haar war nass, und seine Augen leuchteten so aufmüpfig wie immer.
Er saß an einem langen, schmalen Frühstückstisch, der schwarz war und glänzte, als wäre er von einer Eisschicht überzogen. Sebastian saß an einem Laptop, umringt von Tellern mit Bagels, frischem Obst, Muffins und einer Kanne Kaffee. Er goss ihr eine Tasse ein, als sie sich ihm gegenüber setzte.
»Das ist … wirklich lieb«, sagte sie und wurde plötzlich schüchtern. »Aber ich bin spät dran. Ich muss zur Arbeit.«
»Ich habe Sloan schon angerufen«, meinte er.
»Du hast was?«
»Ich habe Sloan gesagt, dass du heute nicht kommst. Dass wir außer Haus arbeiten.«
»Dazu hattest du kein Recht. Ist dir nie in den Kopf gekommen, dass ich vielleicht zur Arbeit gehen wollte ?«
»Du hast kein Recht, etwas zu wollen. Du warst außerordentlich ungezogen und musst bestraft werden.«
Im grellen Tageslicht klang dieses Gerede weit weniger vernünftig, als es um elf Uhr nachts geklungen hatte.
»Das ist kein Spiel«, sagte sie und stellte ihren Kaffee ab.
»Du hast recht. Es ist mir vollkommen ernst. Die Frage ist, wie steht es mit dir?«, sagte er verärgert.
»Was soll das heißen?«
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Jungfrau warst?«
Sie errötete. »Tut mir leid. Ich habe nicht den richtigen Moment dafür gefunden. Es wäre mir blöd vorgekommen, einfach so damit herauszuplatzen.«
»Ich hätte dich nie auf diese Art gefickt, wenn ich das gewusst hätte.«
Sie konnte seine Arroganz nicht fassen. »Wie und wann ich ›gefickt‹ werde – wie du es nennst – ist nicht deine Entscheidung«, fuhr sie ihn an.
»Wenn du so gut im Entscheiden dieser Dinge bist, warum hast du es dann noch nie getan? Würdest du dir zutrauen, diese Entscheidung allein zu fällen, hättest du es doch längst gemacht. Aber du hast Angst. Und ich bringe dir bei, deine Angst abzulegen. Wenn du mich lässt.«
Zu ihrem eigenen Schrecken kamen ihr die Tränen.
»Ist schon in Ordnung, Regina«, beschwichtigte er sie. »Ich weiß, es tut gut, mir die Kontrolle zu überlassen. Du musst dir über nichts Gedanken machen. Du musst es nicht verstehen. Du musst keine Entscheidung treffen. Überlass dich ganz mir und schau, wie es dir gefällt.«
Ihr stockte der Atem.
»Und jetzt iss«, befahl er. »Du wirst die Kraft brauchen.«
21
Er stand neben ihr vor einem Raum in seinem Loft, den sie noch nicht gesehen hatte. Die Tür war verschlossen.
»Zieh diese Schuhe an«, sagte er. Sie sah hinab. Vor ihr stand ein weißes Paar Satinstilettos mit acht Zentimeter hohen Absätzen. Sie schlüpfte hinein.
»Jetzt zieh den Morgenmantel aus.«
Etwas wackelig in den hohen Schuhen zögerte sie eine Sekunde, bevor sie den Gürtel des Morgenmantels öffnete und ihn von den Schultern gleiten ließ. Er nahm ihn ihr ab.
»Dreh dich um und schließe die Augen«, befahl er. Sie tat wie geheißen.
Etwas Weiches wurde über ihre Augen gestreift, und sie begriff, dass er ihr eine Augenbinde anlegte, die mit Fell gefüttert war. Instinktiv wollte sie danach langen, um sie zu betasten.
»Hände weg«, sagte er streng. Sie folgte. Ihr Herz schlug schneller.
»Wir haben uns neulich darüber unterhalten, dass du dich durch dein Hiersein einverstanden erklärst. Und du kannst jederzeit gehen – diese Möglichkeit bleibt dir immer. Die meisten der … Partnerinnen, die zu mir kommen, kennen ganz genau ihre Grenzen – Hard Limits, werden sie genannt. Aber für dich ist das alles neu, daher musst du deine Grenzen erst noch herausfinden. Wenn wir also etwas tun und du sagst ›stopp‹, werde ich es ignorieren.«
»Wie bitte?«, fragte sie. Hatte sie sich verhört?
»Ja. Wenn es wirklich nicht mehr geht, musst du ›Hard Limit‹ sagen. Dann weiß ich, dass ich sofort abbrechen muss.«
»Hard Limit«, wiederholte sie, mehr zu sich selbst.
Dann hörte sie, wie er den Knauf
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