Zeiten des Verlangens
er. »Ich will, dass du mir versprichst, keine Geheimnisse mehr vor mir zu haben. Nicht über Sex.«
»Okay«, hauchte sie.
»Versprich es!«
»Ich verspreche es«, sagte sie, aber ihre Stimme schien von weither zu kommen. Seine Finger spielten noch immer mit ihr, und es war unerträglich.
Sebastian öffnete schnell ihre Handfesseln, und sie stürzte ihm entgegen – unfähig, noch aufrecht zu stehen. Mit einer Hand streichelte er sie weiter, während er sie auf den Boden legte, der sich hart und kalt anfühlte.
»Bitte«, sagte sie wieder, und dieses Mal legte er sich auf sie. In einem anderen Geisteszustand wäre es ihr peinlich gewesen, wie sie die Beine für ihn spreizte, ihn an sich riss und aufschrie, sobald er sie mit seinem Schwanz ausfüllte, gegen den sie sich in wilden Zuckungen drängte, bis ihre pochende Begierde von einem heftigen Orgasmus befriedigt wurde.
Er kam Sekunden später, sein Mund feucht und offen an ihrem Hals, Worte murmelnd, die sie nicht verstand.
Danach hob er sie auf, als hätte sie überhaupt kein Gewicht. Sie legte den Kopf mit den verbundenen Augen an seine Schulter und fing zu ihrem großen Entsetzen an zu weinen.
Er drückte sie noch fester an sich und trug sie eilig durch das Loft. Ein paar Sekunden später legte er sie auf das Bett und nahm ihr die Augenbinde ab.
»Alles okay?«, fragte er, und in seinem Gesicht stand tiefe Sorge. Er küsste sie auf die Stirn und schob den Fransenpony hoch, um den Mund auf ihre blasse Haut zu drücken.
»Ja«, sagte sie und versuchte, sich wieder zu fassen. »Es war nur so … intensiv.«
»Intensiv ist gut«, sagte er. »Wenn es nicht intensiv ist, ist es nicht der Mühe wert. Finde ich zumindest.«
»Ich kann noch immer nicht glauben, dass sich körperliches Unbehagen in ein schönes Gefühl verwandeln kann. Es ist einfach … seltsam.«
»Eigentlich nicht, wenn man darüber nachdenkt. Wir brauchen den Kontrast, um etwas wirklich zu fühlen. Trauer oder Glücksgefühl, Arbeit oder Entspannung, Einsamkeit oder die Verbindung zu anderen Menschen. Ohne das eine wüssten wir nicht, was das andere ist.«
»Ja«, sagte sie. »Versteh ich total.«
Er zog sie an sich. »Wusste ich’s doch.«
22
Erst am Nachmittag stolperte Regina in ihre eigene Wohnung zurück.
Carly blickte auf. Sie saß auf dem Sofa mit einem Skizzenblock im Schoß.
»Wo hast du gesteckt? Warum bist du gestern Nacht nicht heimgekommen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht«, rief sie und warf den Bleistift von sich.
Regina bückte sich, um ihre Schuhe zu öffnen. Sebastian hatte sie in einem neuen Outfit heimgeschickt, Prada von Kopf bis Fuß. Wie immer waren die Schuhe mörderisch.
»Mich überrascht, dass du gestern Nacht heimgekommen bist«, erwiderte Regina. »Im Nurse Bettie sah es nicht so aus, als wäre das dein Plan.«
»Lenk nicht ab. Wieso bist du verschwunden? So etwas kannst du nicht bringen, Regina.«
»Ich bin nicht verschwunden – du bist doch gegangen, weißt du das nicht mehr?«
»Es tut mir leid. Ich bin zurzeit so deprimiert. Ich wollte mich von Rob ablenken.«
»Und deshalb lässt du mich mit diesem Widerling an der Bar stehen?«
»Nick war okay. Außerdem war er es, der erzählt hat, dass du mit irgendeinem Typen abgezogen bist.«
»Das war nicht irgendein Typ – es war Sebastian. Trotzdem tut es mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast.« Es rührte Regina, dass Carly sich Gedanken um sie machte.
»Und warum war Sebastian da? Verfolgt er dich etwa?«
Regina zuckte die Schultern und ging in die Küche. Sie hatte seit dem Frühstück nichts gegessen, und mit einem Schlag hatte sie einen Bärenhunger. Sie langte nach einem T eller im Hängeschrank, doch ihre Schultern schmerzten so sehr, dass sie die Arme kaum über den Kopf heben konnte.
»Au«, sagte sie. Sie kam nicht an den Teller dran.
»Was ist?«
»Kannst du mir einen Teller runterholen?«
Carly erschien in der Tür. »Nur wenn du mir sagst, was los ist.«
»Meine Arme tun weh«, erklärte Regina.
»Das sehe ich. Aber wenn du nicht Mitternachtstennis im Central Park gespielt hast, frage ich mich warum.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. Regina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie hatte ihr Verhältnis mit Sebastian in ihrer sonst so coolen Mitbewohnerin Mutterinstinkte wachgerufen.
»Wenn du mir den Teller gibst, erzähle ich dir, was los ist«, bot Regina an.
Carly holte einen Teller aus dem Schrank, reichte ihn ihr und sagte: »Na dann leg mal
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