Zeitenlos
Spiegelbild nicht darin sehen. »Nein, wirst du nicht«, sagte er und hielt kurz inne. »Bitte. Deinetwegen bin ich nicht im College. Also kannst du mir wenigstens diesen Gefallen tun.« Er neigte den Kopf und sah mich durch seine langen, dunklen Wimpern an. Ich seufzte laut und starrte ihn an. Er sah nicht so aus, als würde er sich von seinem Vorhaben abbringen lassen.
»Okay.«
Er lächelte prompt.
Ich schleppte mich um den Wagen und rutschte auf den Fahrersitz. Dort saß ich und traute mich nicht, irgendetwas anzufassen, während er die ganze Zeit lächelte.
»Bist du sicher, dass wir hier fahren dürfen?«, fragte ich und hoffte auf einen Ausweg aus meinem Dilemma.
»Ganz sicher.«
»Woher weißt du das?«
Er lehnte sich entspannt in seinem Sitz zurück. »Weil die Strecke mir gehört, mit freundlicher Genehmigung von Weston C. Wilson II .«
»Hast du nicht gesagt, dass dein Vater Pilot war?«
»War er auch«, versicherte er. »Meine Familie hatte viele Hobbies.«
Na toll. Seiner Familie gehörte eine Autorennstrecke. Ich war sicher, dass ich mich total blamieren würde. Lieber hätte ich jetzt meine Hausarbeit in Staatswissenschaft geschrieben. Okay, das war wohl etwas übertrieben, aber ich war trotzdem einigermaßen entsetzt.
»Du wirst eine Halskrause brauchen«, warnte ich ihn.
»Alles wird gut, du wirst schon sehen.« Er hatte eindeutig seinen Spaß.
»Wie teuer ist dieser Wagen überhaupt? Stopp, sag es besser nicht. Ich will’s gar nicht wissen.«
»Hör auf, dich verrückt zu machen«, sagte er. »Der Wagen wird es überleben und du auch. Versprochen.«
Er wies mich an, die Kupplung ganz durchzutreten und so zu halten, während ich den Wagen anließ. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Ich zitterte. »Jetzt trittst du die Kupplung mit dem linken Fuß durch und bleibst mit dem anderen Fuß auf der Bremse.« Das war einfach und klappte. »Jetzt lass deine Füße, wo sie sind, und bewege dieses Teil genau so.« Ich sah aufmerksam zu, als er den Schalthebel in den ersten Gang schob und dann zurück in den Leerlauf. »Versuch’s mal.«
»Du willst, dass ich losfahre?«
»Ja, aber jetzt noch nicht.« Er grinste. »Leg nur den Gang ein und warte.« Zögernd folgte ich seiner Anweisung.
»Bleib so und mach die Augen zu.«
»Wie bitte?«, sagte ich entgeistert und sah ihn an.
»Mach’s einfach«, sagte er aufmunternd. Ich tat es.
»Hör jetzt ganz genau zu.« Seine Stimme war sanft. »Ich will, dass du den Wagen fühlst. Du wirst die Kupplung langsam ein bisschen kommen lassen und sobald du fühlst, dass sich der Wagen bewegt, drückst du sie wieder ganz herunter. Das versuchst du jetzt mal.« Ich blieb still sitzen. »Na los, versuch es.« Ich hielt das Lenkrad fest und begann die Kupplung loszulassen und als ich merkte, dass sich der Wagen in Bewegung setzte, drückte ich sie wieder ganz nach unten. Das war für die arme Kupplung sicher nicht schön, aber gut für unsere Nacken.
»Gut«, sagte er. »Und noch einmal.« Ich musste das Ganze mehrmals wiederholen. »Fühlst du, wann die Kupplung kommt?«
Ich nickte.
»Das ist der Punkt, an dem die Gänge greifen. Jetzt möchte ich, dass du dich auf den Punkt konzentrierst, an dem die Kupplung und das Gaspedal greifen. Die beiden funktionieren wie eine Schaukel. Das Auto wird sich bewegen, wenn die Schaukel ausbalanciert ist. Du lässt die Kupplung langsam kommen, bis du spürst, dass sie greift. Der Wagen will anfahren, doch du hältst sie dort und gibst gleichzeitig behutsam Gas. Sobald die Schaukel im Gleichgewicht ist, wird sich der Wagen in Bewegung setzen, und du kannst langsam mehr Gas geben und die Kupplung loslassen. Wir werden einige Meter fahren und wenn ich sage, dass du bremsen sollst, nimmst du den Fuß vom Gas, drückst die Kupplung ganz durch und hältst an. Jedes Mal, wenn das Auto anhält, muss die Kupplung komplett durchgetreten sein. Verstanden?«
»Ich kann das nicht«, sagte ich und öffnete die Augen.
»Natürlich kannst du das. Wir fahren nur wenige Meter und ich möchte, dass du die Schaukel übst. Das ist alles. Versuch’s einfach.«
Ich ging seine Anweisungen noch einmal im Geiste durch und begann, die Kupplung kommen zu lassen. Ich gab etwas Gas und ließ die Kupplung los. Unsere Köpfe knallten gegen die Kopfstützen und schossen wieder nach vorn. Ich hatte den Wagen abgewürgt.
»Oh mein Gott, es tut mir leid«, sagte ich. »Ich hab’s dir ja gesagt«. Er lachte.
»Nein, ist schon in Ordnung. Ich
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