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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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wird schnell langweilig, und es macht Spaß, sich mit unterhaltsamen Dingen die Zeit zu vertreiben.« Er sah mich an, und ich bemerkte zum ersten Mal, dass seine Augen wie Glas waren. Ich konnte fast mein Spiegelbild darin erkennen. Es war wie ein gedämpfter Lichtschein abends auf einem See. Faszinierend. Er sah abrupt weg. »Weil ich allein lebe, brauche ich viele Dinge, mit denen ich mich beschäftigen kann.«
    »Wie viele Spiele hast du?«, fragte ich, immer noch abgelenkt von der Schönheit seiner Augen.
    »Ziemlich viele, aber das sind die beiden einzigen, die von einer Kirmes stammen.« Er konzentrierte sich auf die Straße.
    Das war interessant. »Hmm, du hast also ganz zufällig ausgerechnet die beiden Spiele in deinem Keller, die ich heute Abend gespielt habe?« Er schwieg. »Was für ein Zufall!«, setzte ich nach.
    »Manchmal ist es eigenartig, wie sich die Dinge so ergeben, nicht wahr?«, fragte er rhetorisch.
    »Sieht so aus.« Wir fuhren einige Minuten und hörten der Musik zu. Dann sagte ich hoffnungsvoll: »Du zeigst sie mir doch, oder?«
    Er warf mir einen Blick zu und lächelte. »Wann immer du willst.«
    Ich hatte noch jede Menge Fragen, wollte aber nicht wie eine Quasselstrippe rüberkommen. Dass ich den Mund nicht halten konnte, hatte mir schon die Pleite mit dem Riesenrad eingebrockt. Deshalb zog ich es vor, die Rückfahrt zu genießen und nur zu reden, wenn er mich ansprach. Ich konnte es kaum glauben – eine Viertelstunde verging, und wir wechselten kein Wort. Aber es war kein peinliches Schweigen, sondern die Stille war ganz natürlich, sehr behaglich und angenehm.
    Zu Hause angekommen, bedankte ich mich, und wir öffneten gleichzeitig die Autotüren. »Du musst nicht extra aussteigen.«
    »Jemand muss dir doch helfen, deine Bären zu tragen.« Er kam auf meine Seite und half mir, sie vom Rücksitz zu nehmen. Er trug einen der großen Bären, ich griff mit der einen Hand nach dem Koala und nahm den anderen Bär auf den Arm.
    Wir gingen zur Haustür und ich bedankte mich erneut.
    »Es war schön«, sagte ich. Er lächelte und sah mir in die Augen.
    Ich war völlig hin und weg. Als ob seine bloße Gegenwart nicht schon für genügend Schmetterlinge in meinem Bauch sorgte, beugte er sich zu mir und berührte mit den Lippen meine Wange. Lange genug für mich, um zu merken, dass dies mehr als ein Kuss unter Freunden war. Als er sich langsam zurückzog, nahm er mir den kleinen Bären aus der Hand und sagte: »Den möchte ich behalten.« Ich lächelte, denn das war wirklich nicht zu viel verlangt. Immerhin hatte er ein kleines Vermögen für ihn bezahlt.

Kapitel 4
    Getrieben
    M eine Mutter war noch auf und wartete auf mich. Das kam mir entgegen, denn ich hatte ihr einiges zu sagen. Ich schaffte aber keine zwei Worte, ehe sie mich unterbrach. Es sei ihr total peinlich, Wes in eine solche Situation gebracht zu haben. Sie hätte doch nicht gewusst, dass seine Eltern nicht mehr lebten, und hoffte, dass sie Gelegenheit haben würde, sich mit ihm auszusprechen.
    »Na dann, viel Glück«, sagte ich.
    »Komm schon, Sophie. Woher hätte ich das wissen sollen?«
    »Natürlich konntest du das nicht wissen, aber man fragt Leute nicht einfach, wo sie ihr Geld herhaben. Das ist unhöflich.«
    »Du hast recht. Aber ich habe doch nur versucht, die ganze Sache zu verstehen. Ich wollte nicht …« Sie verstummte, als ihr Blick auf die beiden Bären fiel. »Sieht aus, als hättest du Spaß gehabt.« Das klang fragend, und ich sagte: »Ja, hatte ich.«
    »Gut. Das freut mich. Wirklich.«
    »Warum freust du dich jetzt auf einmal?«, fragte ich argwöhnisch und legte die Bären zur Seite, um meine Jacke auszuziehen.
    »Na ja, er scheint sehr nett zu sein, und er tut mir ein bisschen leid. Außerdem glaube ich, dass er es gut mit dir meint. Und davon abgesehen ist er ja echt eine Augenweide.«
    »Mama!«, rief ich entrüstet, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. Ich sammelte meinen Zoo ein und ging nach oben.
    »Aber es ist doch wahr«, setzte sie nach. »Und so perfekte Zähne habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich höre dich nicht«, sagte ich in singendem Tonfall.
    Ich war noch nicht so weit, mit meiner Mutter eines dieser Gespräche über Jungs zu führen. Wenn es irgendwie möglich war, wollte ich das sogar um jeden Preis vermeiden. Trotzdem war ich erleichtert, weil sie anscheinend nichts dagegen hatte, dass ich mehr Zeit mit Wes verbrachte. Was ich nämlich auf jeden Fall vorhatte.
    In dieser Nacht tat mir

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