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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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Kopf fuhr herum. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe auch über ihn einen Artikel gefunden.«
    Er senkte den Kopf und schloss die Augen. Ich wertete diese Geste als Bestätigung, dass ich recht hatte. Alles in mir krampfte sich zusammen, als mir klar wurde, dass er tatsächlich nicht ehrlich gewesen war. Angst kroch in mir hoch, schließlich wusste ich nicht, wer er wirklich war. Ich machte einen Schritt rückwärts, aber er ging auf mich zu und packte mich an den Schultern. Instinktiv versuchte ich mich zu befreien, aber er verstärkte seinen Griff.
    »Bitte, Sophie, hör mir zu! Ich habe dich nicht angelogen.«
    »Wie würdest du das denn sonst nennen?«, entgegnete ich.
    Er warf erneut einen irritierten Blick zu der Gruppe hinüber, was mich noch mehr aufregte. »Wie würdest du das sonst nennen?«, wiederholte ich, damit er seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwandte.
    »Weiß ich nicht, aber ich habe nicht gelogen. Ich kann es dir nicht erklären.«
    »Heißt du überhaupt Wes?«
    »Natürlich.«
    Ich stieß seine Arme weg und machte mich los. »Hör zu. Ich weiß nicht, was mit dir los ist oder warum du lügst, aber ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, dem ich nicht vertraue. Wenn du mir nicht endlich die Wahrheit sagst, will ich dich nicht mehr sehen.« Ich wartete auf seine Antwort, obwohl ich gar nicht mehr sicher war, ob ich sie überhaupt noch hören wollte.
    »Ich sage die Wahrheit«, behauptete Wes. »Ich würde dich nicht anlügen.« Er sah aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber. Er hatte mir keinen plausiblen Grund zum Bleiben geliefert, und ganz egal, ob da irgendwo in meinem Innern eine Stimme anderer Meinung war, wollte ich auf keinen Fall mit jemandem zusammen sein, der nicht ehrlich zu mir war. Einen Moment blickte ich in sein perfektes Gesicht und trat dann einige Schritte zurück. »Okay, ich gehe.«
    Wes ließ die Schultern hängen, als er einsah, dass es vorbei war, und machte keinen Versuch, mich aufzuhalten. Ich ging in dem Bewusstsein zum Parkplatz, dass es am besten für mich war, diesen scheinbar so perfekten, aber viel zu geheimnisvollen Jungen zu vergessen. Doch schon nach wenigen Augenblicken spürte ich, wie sich ein Knoten in meinem Hals bildete. Ob aus Wut oder weil ich einen Fehler gemacht hatte, konnte ich nicht sagen. Ich war jedenfalls fest entschlossen, standhaft zu bleiben, und deshalb ging ich weiter. Irgendwo tief drinnen hoffte ich, dass er meinen Namen rufen würde, aber er tat es nicht. Stattdessen durchbrachen entsetzte Schreie die Stille. Ich blieb abrupt stehen und wirbelte in die Richtung herum, aus der der Lärm der Stimmen kam. Er schien weiter unten vom Landungssteg herzurühren.
    Wes und ich rannten gleichzeitig los. Er erhöhte sein Tempo, und ich musste alles geben, um mit ihm Schritt zu halten.
    Als wir das Ende des Landungsstegs erreichten, sahen wir einen der Typen über das Geländer klettern und hinunterspringen. »Oh mein Gott!«, schrie ich geschockt. Vier weitere Jugendliche hingen über dem Geländer. »Er ist gesprungen. Oh mein Gott! Warum?«, rief ich völlig außer mir.
    Ein anderes Mädchen schrie: »Ich kann sie nicht sehen! Ich sehe nichts!«
    Wes blickte über den Rand nach unten.
    »Was ist passiert?«, rief ich.
    »Lisa! Sie ist abgestürzt! Sie hat rumgealbert!«, brüllte ein Mädchen zurück und schaute mich verzweifelt an.
    »Nein, ich habe einen Jungen gesehen«, widersprach ich.
    »Das ist ihr Freund. Er ist hinterhergesprungen.« Sie wandte sich wieder dem Wasser zu, und ich sah ebenfalls genauer hin. Es war ein ziemlicher Sprung nach unten, und Wes legte schützend einen Arm um mich. Wir konnten kaum etwas erkennen. Doch durch das schwache Licht des nahen Parkplatzes war es immerhin so hell, dass wir in dem schwarzen Wasser einen Umriss ausmachen konnten. Wir lehnten uns alle über das Geländer.
    »Clay!«, rief einer der Jungen nach unten.
    »Ich kann sie nicht finden. Ich kann sie nicht finden!«
    Er tauchte wieder unter, und ich begann, meinen Mantel aufzuknöpfen.
    »Was machst du da?«, fragte Wes fassungslos.
    »Ich springe rein«, antwortete ich und zog den Mantel aus.
    Er hing ihn mir wieder um. »Bist du verrückt?«
    »Wir können sie doch nicht ertrinken lassen«, schrie ich, sah mich um und wunderte mich, warum alle anderen nur blöd herumstanden. Wes studierte mein Gesicht.
    »Scheiße«, sagte er schließlich und blickte über den Rand. »Nein, du bleibst hier.«
    »Ich kann nicht einfach

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