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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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mich eigentlich hätte umbringen müssen. Wie meine Mutter es geplant hatte, war ein Doktor in der Nähe, der sich als Dr. Thomas entpuppte. Ich lag im Sterben, und er gab mir ein Versuchsserum, das mit Alligatorblut gemischt war – und hier bin ich.«
    »Und wie funktioniert so was?« Ich war näher zu ihm gerückt, um alles besser aufnehmen zu können. Meine Nähe schien ihn nicht aus der Ruhe zu bringen.
    »Na ja«, sagte Wes. »Er forschte nach Mitteln und Wegen, um Krankheiten zu heilen und Leben zu verlängern. Keine normale Bluttransfusion schien damals bei der Bekämpfung von Krankheiten zu helfen, zumindest nicht nachhaltig; und deshalb experimentierte er mit Blut von wechselwarmen Tieren. Er hatte sich verschiedene Proben beschafft, und eine hat bei mir gewirkt.«
    »Warst du der Erste?«
    »Nein, er hatte das Serum an verschiedenen Menschen ausprobiert, und alle starben. Eigentlich hatte er das Ganze schon aufgegeben, als wir zu ihm kamen. Doch meine Mutter flehte ihn an, alles zu tun, um mich zu retten, und er tat es.«
    »Und warum hat es bei dir funktioniert?«
    »Vermutlich weil ich Bluter war und mein eigenes Blut sich nicht mit dem Fremdblut verklumpte.«
    »Und warum alterst du nicht wie jeder andere und kannst deine Körpertemperatur nicht regulieren?« Ich hatte keine Fragen stellen wollen, konnte mich aber einfach nicht beherrschen. Ich war zu neugierig.
    »Das weiß ich selbst nicht so genau. Dr. Thomas vermutete, dass das Alligatorblut meine Zellen und den Stoffwechsel verändert hat. Alles läuft langsamer, und es scheint, als würde auch der natürliche Alterungsprozess langsamer fortschreiten. Dass ich meine Temperatur nicht regulieren kann, liegt auch an dem Alligatorblut. Es ist jetzt ein Teil von mir.«
    »Was ist denn jetzt genau in deinem Blut?«
    »Ich habe keine Ahnung, verschiedene Mischungen. Definitiv weiß ich nur, dass Alligatorblut darunter ist, von dessen Wirksamkeit gegen Infektionen Dr. Thomas wusste. Er hat sämtliche Aufzeichnungen zerstört. Selbst mich hat er nicht eingeweiht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er nicht wollte, dass irgendjemand diese Rezeptur kennt.«
    Das verstand ich nicht. »Aber wenn sie dich geheilt hat, warum wollte er nicht, dass andere davon erfuhren?«
    »Weil ich eben nicht nur geheilt war. Was mit mir passiert ist, wünsche ich niemandem. Ich brauchte Jahre, um mich davon zu erholen. Jahre. Er wollte nicht, dass es anderen auch so geht, und überhaupt war gar nicht klar, ob es ein zweites Mal klappen würde.«
    »Also bist du der Einzige?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Heißt das, dass es vielleicht noch andere wie dich gibt?«
    Spontan schüttelte er den Kopf. »Nein. Dr. Thomas hat dafür gesorgt, dass niemand von mir oder diesem speziellen Serum erfahren hat. Aber es gab ein paar Ärzte, die sich mit seinen Forschungen beschäftigt haben. Sie wussten, dass er kurz davor war, ein Mittel zu finden, mit dem er die Lebensdauer von Kranken zu verlängern hoffte. Viele haben versucht, einige seiner früheren Experimente zu wiederholen, aber soweit ich weiß, waren sie nicht sehr erfolgreich.«
    »Also sind manche Leute darauf aus, das Serum zu kopieren?«
    »Ja.«
    »Was glaubst du, würden diese Leute damit tun? Vielleicht suchen sie ja auch nur ein Heilverfahren?«
    »Vergiss nicht, ich bin nicht geheilt.« Er senkte den Blick.
    »Warum? Du hast seit ewigen Zeiten ein perfektes Alter. Warum bist du darüber nicht froh?«
    Er lächelte flüchtig. »Weißt du nicht mehr, was mir am Landungssteg passiert ist?«
    Irgendwie hatte ich verdrängt, dass er wie tot in meinem Wagen gesessen hatte. Bei dem Gedanken daran fröstelte ich.
    »Tut mir leid«, sagte ich stirnrunzelnd. »Aber abgesehen davon, dass dir immer warm sein muss, was ist denn ansonsten schlecht daran?«
    Er wirkte plötzlich traurig. »Nun ja, man fühlt sich ziemlich einsam, und außerdem ist es ganz schwierig für mich, nicht das Zeitgefühl zu verlieren.«
    Ich dachte über seine Worte nach, begriff aber nicht, worin der Nachteil liegen sollte.
    »Was ist so schlimm daran, wenn man zeitlich organisiert ist?«, fragte ich naiv.
    »Für mich vergeht die Zeit anders. Während um mich herum alle schnell älter werden, geht das bei mir ganz langsam. Ein Jahr für dich und ein Jahr für mich sind nicht das Gleiche. Wir haben herausgefunden, dass ich nur alle dreißig Jahre ein Jahr älter werde; wenn ich es zulasse, kommen mir dreißig Jahre wie ein Jahr vor.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich muss

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