Zeitenlos
Schwarze« so ziemlich zu jedem Anlass passte. Deshalb entschied ich mich für ein klassisches knielanges Kleid in Schwarz und besorgte mir noch ein Paar schicke schwarze Riemchensandalen. Mein Haar ließ ich offen, weil ich mich damit wohler fühlte.
Als ich bei seinem Haus ankam, bemerkte ich sofort die auf der Auffahrt geparkte Limousine. Natürlich war ich neugierig. »Was ist das denn?«, fragte ich zur Begrüßung.
»Nur ein Auto«, antwortete er beiläufig.
»Quatsch, das ist nicht einfach irgendein Wagen. Was hast du vor?«
»Der ist für uns. Ich möchte mich heute Abend nur auf dich konzentrieren, nicht auf die Straße.«
Ich errötete. Er trug meine Tasche ins Haus und geleitete mich dann zu der Limousine.
Mein Verstand wollte unbedingt wissen, wohin die Reise ging, meinem Bauchgefühl war es völlig egal. So gut wie er mit seinem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose aussah, hätte er mich zum Ende der Welt bringen können, und ich wäre ihm willig gefolgt. Anstatt ihn mit Fragen zu löchern, machte ich es mir deshalb neben ihm bequem und genoss die Fahrt.
Bald war klar, dass wir nach San Francisco fuhren, und ich stellte mich auf ein nettes Essen ein, doch wieder einmal verblüffte er mich. Ja, wir würden zu Abend essen, aber im Rahmen einer Silvester-Kreuzfahrt durch die Bucht.
»Du machst Witze«, entfuhr es mir, als ich die Jacht erblickte. Wes griff nach meiner Hand und führte mich von der Limousine weg. »Das ist doch irre!«
»Gefällt es dir nicht?«
»Natürlich gefällt es mir, aber das hätte nicht sein müssen«, antwortete ich. Die meisten Mädchen in meinem Alter waren an Silvester mit Glitzerhut und Krachern auf Partys unterwegs, und ich betrat gerade gemeinsam mit dem heißesten Jungen des Planeten ein Schiff. Im Geiste dankte ich Kerry, dass sie mich dazu gebracht hatte, in seinen Wagen zu fahren. Gleichzeitig dankte ich dem Schicksal, weil Wes überzeugt war, dass wir uns deshalb kennengelernt hatten. Was auch immer der Grund war, ich fühlte mich wie das glücklichste Mädchen der Welt.
Das Essen war köstlich, aber mir fiel auf, dass wir die jüngsten Gäste auf dem Schiff waren, oder zumindest ich. Die meisten Paare waren erheblich älter. Ich fühlte mich zwar nicht fehl am Platz, ganz im Gegenteil, doch musste ich auf einmal darüber nachdenken, wie lange diese Paare wohl schon zusammen waren.
Auf einmal traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz, dass sich diese Frage für Wes und mich nicht stellen würde; unsere Beziehung war anders. Wenn er nur alle dreißig Jahre ein Jahr alterte, würde ich irgendwann wie seine Mutter aussehen. Bei dem Gedanken schüttelte es mich. Immer wieder musste ich während des Essens daran denken, doch ich wusste nicht, wie ich das Gespräch darauf bringen konnte, ohne ihn gleichzeitig mit der Nase auf mein Alterungsproblem zu stoßen. Weil der Gedanke so gar nichts Einladendes an sich hatte, ließ ich das Thema deshalb vorerst ruhen. Stattdessen sprach ich ganz nebenbei etwas an, das Fingerspitzengefühl verlangte. »Was möchtest du eigentlich an deinem Geburtstag machen?«
Wes lächelte sanft. »Nichts.«
»Um eins klarzustellen, ich werde dir etwas schenken, ob du willst oder nicht. Also kannst du mir auch gleich sagen, was du dir wünschst.«
»Ich werde darüber nachdenken«, entgegnete er und trank einen Schluck.
»Dann denk etwas schneller. Ich bin ganz groß im Planen und schiebe so etwas nicht gern auf die lange Bank.«
Er stellte sein Glas ab. »Gut, dass ich noch einige Jahre Zeit habe.«
Ich hob die Brauen. »Du hast in weniger als zwei Wochen Geburtstag«, erinnerte ich ihn.
»Nicht wirklich. Beim letzten Nachrechnen habe ich festgestellt, dass ich nicht vor 2036 zwanzig werde.«
Ich beugte mich zu ihm. »Du machst Witze.«
Er sah mich ausdruckslos an.
»Du machst keine Witze«, sagte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Wes zuckte unschuldig mit den Schultern. »Und du wirst auch nicht so tun, als ob?«, fragte ich nach.
»Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand von dir verlangt, deinen Geburtstag im März zu feiern?«
»Okay, der Punkt geht an dich. Aber du musst trotzdem alle in dem Glauben lassen, dass du Geburtstag hast, was bedeutet, dass ich das auch glauben kann.«
Statt mir zu antworten, schob er seinen Stuhl zurück und hielt mir seine Hand hin. »Was ist?«, fragte ich.
»Ich würde gerne mit dir tanzen«, erwiderte er höflich.
Einen Moment lang erwog ich, die Diskussion fortzusetzen, doch
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