Zeitenlos
war gut.« Ich stand auf, spülte meinen Teller ab und stellte ihn in den Geschirrspüler. »Ich habe noch einen Berg Hausaufgaben vor mir.«
»Schon gut, Schatz«, sagte sie. »Ich bin in meinem Zimmer, falls du irgendetwas brauchst.«
Als ich mein Zimmer betrat, ging es mir besser. Meine Mutter hatte mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, und ich war froh, dass wir geredet hatten. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es spät genug war, zu duschen und ins Bett zu gehen. Bevor Wes heute Nacht kam, wollte ich mich zuerst in meinem Bett zusammenrollen und über alles nachdenken.
Kapitel 15
1916
S chon mal überlegt, wie Achtzehnjährige mit der Nachricht umgehen, dass sie jung sterben werden? Ganz einfach. Sie versuchen zunächst, sie zu verdrängen, um dann, wenn sie sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, ungehemmt loszuheulen. So war es zumindest bei mir.
Kaum war ich an jenem Abend im Bett, begann ich zu grübeln. War das wirklich wahr? Ist Wes verrückt? Bin ich irre, weil ich das überhaupt in Betracht ziehe? Wie konnte er das wissen? All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, doch die einzige Antwort, die ich darauf hatte, war, dass ich ihm glaubte. Tief in mir wusste ich, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Ich fühlte es. Fast hatte es den Anschein, dass ich nur deshalb nichts lange im Voraus geplant hatte, weil ich wusste, dass es für mich keine Zukunft gab.
Was auch immer in der Zukunft geschehen würde, mir war klar, dass ich nicht ohne Wes leben wollte, egal, ob ich in einem Jahr oder in fünfzig Jahren sterben würde. Meine Mutter hatte recht. Menschen sollten ihr Leben nicht in Furcht verbringen, sondern das tun, was sie wollten, solange es ging. Und damit stand meine Entscheidung fest. Egoistisch oder nicht, ich wusste nun, was ich wollte. Wenn er die Angst, mich zu verlieren, als Entschuldigung vorschob, um sich von mir fernzuhalten, dann war das seine Entscheidung, ich hatte meine getroffen. Wenn er damit ein Problem hatte, würde ich nicht sauer sein, hätte aber zumindest eine Erklärung für sein Verhalten.
Als Wes später kam, war ich für die Diskussion gerüstet. Während er noch in der Tür stand, spürte er bereits meinen emotionalen Stress.
»Du hast geweint«, stellte er fest.
»Ja«, gab ich zu und ließ ihn herein.
Er seufzte. »Meinetwegen.«
Ja, deinetwegen , dachte ich, antwortete aber nicht, weil mir darauf nichts einfiel.
»Sophie, es tut mir leid, dass ich dir nur …«
Das war der Moment, in dem ich ihn unterbrach. Ich wollte eine schnelle Lösung.
»Wes, hör mir zu! Du musst endlich mit diesen ewigen Entschuldigungen aufhören und dich entscheiden. Ich kann damit leben, wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, aber beides geht nicht.«
Er sah mich fassungslos an. Ich war über meinen aggressiven Ton selbst ein bisschen überrascht, aber es gab keine andere Möglichkeit, mit dieser Sache umzugehen. Ich war nicht bereit, meine Wünsche aufzugeben, um ihm Schmerzen oder die Hölle, wie er es nannte, zu ersparen. Es war so, wie meine Mutter gesagt hatte: Ich konnte mein Leben nicht damit verbringen, mich vor dem Tod zu fürchten, und würde es auch nicht tun. Ich hatte meine Entscheidung getroffen, jetzt war er an der Reihe. Also stellte ich ihn vor die Wahl. »Ich liebe dich, aber jetzt geht es darum, dass du dich entscheidest, ob du für immer mit mir zusammen sein willst oder nicht. Ohne irgendwann einen Rückzieher zu machen, ohne dieses ständige Hin und Her.« Ich erkannte, dass mein offensives Verhalten ihn überraschte.
»Was willst du stattdessen?«, fragte er.
»Das habe ich doch gerade gesagt. Jetzt geht es darum, was du willst«, erwiderte ich.
Er setzte sich auf mein Bett und dachte einen Moment nach. »Können wir erst reden? Ich erzähle dir alles, und dann treffen wir eine Entscheidung?«
»Nein, können wir nicht«, widersprach ich. »Du wirst deine Entscheidung treffen, bevor wir irgendetwas weitermachen. Entweder du willst mit mir zusammen sein oder nicht.«
Er ließ den Kopf hängen und wandte sich ab. »Woher kannst du wissen, was du willst, wenn du nicht einmal die ganze Geschichte kennst?«
Ich setzte mich zurecht. »Ich kenne die Geschichte von Sophie und Wes. Weil ich mich weder an den ersten noch an den zweiten Weston erinnere, kann ich meine Entscheidung nicht darauf aufbauen. Meine Grundlage ist das, was ich jetzt fühle, wenn ich mit dir zusammen bin.«
»Die Geschichte von Sophie und Wes«, flüsterte er. Dann sah
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