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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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Straßenseite und ging in die entgegengesetzte Richtung. Ich konnte meine Augen einfach nicht von ihr losreißen, während ich jeden ihrer Schritte verfolgte. Sie sah unglaublich zufrieden und entschlossen aus und schien ihre Umgebung kaum wahrzunehmen. Das machte sie so wahnsinnig interessant.
    Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich über eine Straßenkatze stolperte. Es ging so schnell, dass ich es kaum hätte verhindern können, selbst wenn ich besser aufgepasst hätte. Als ich merkte, dass ich zu fallen drohte, versuchte ich mich abzufangen. Das hätte vielleicht auch funktioniert, wenn ich nicht mit diesem Irischen Wolfshund zusammengeprallt wäre, der hinter der Katze her war. Durch die schiere Größe des Tieres wurde ich einfach umgeschmissen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie mir die Beine weggerissen wurden und dann an die Schmerzen im Rücken und am Kopf, als ich auf das Kopfsteinpflaster stürzte.
    Ich wusste, dass es schlimm war. Ich fühlte, wie ich mit der Rückseite des Brustkorbs auf den Boden knallte und dann hart mit dem Hinterkopf aufschlug. Zu allem Überfluss war der Hund auch noch auf mir gelandet und zerkratzte mir mit seinen Krallen Gesicht und Hals, als er versuchte sich aufzurappeln.
    Schließlich verschwand der Hund in der Menge, und ich hörte, wie Menschen in dem Aufruhr schrien. Ich lag bewegungslos am Boden. So etwas war mir noch nie passiert. Ich drehte mich auf die Seite, um auf die Füße zu kommen, aber mir wurde so schwindelig, dass ich mich sofort wieder hinlegte. Ich versuchte, zu mir zu kommen, doch durch die Schmerzen im Unterleib und das Blut, das aus den tiefen Wunden rann, war das unmöglich.
    Irgendwann spürte ich eine warme Hand auf meiner Stirn. Meine Sicht trübte sich allmählich, aber sie reichte aus, um zu erkennen, dass es die Schwester war, die ich beobachtet hatte. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass sie sagte: ›Ich werde dir helfen. Alles wird gut. Du hast dir den Kopf gestoßen, und ich werde Hilfe holen.‹ Sie wollte mir aufhelfen, schaffte es aber nicht. Ich hörte, wie sie Umstehende um Hilfe bat, aber keiner reagierte. Es hatte damals gerade einen Ausbruch von Malaria gegeben, und niemand wollte das Risiko eingehen, sich etwas einzufangen. Der Anblick von Blut brachte die Leute dazu, sofort eine andere Richtung einzuschlagen.«
    Ich schnaubte empört, weil es mich ärgerte, dass Menschen ihre Hilfe verweigert hatten. Dann konzentrierte ich mich wieder auf ihn, immer noch entrüstet. Wes fuhr fort: »Mittlerweile lief mir reichlich Blut aus den brennenden Wunden über Hals und Gesicht. Ich habe nur eine schwache Vorstellung, wie schlimm das ausgesehen haben mag. Es war mir egal, dass niemand bereit war, mir zu helfen, aber ich war zornig, weil man ihr die Unterstützung verweigerte. Das gab mir die Kraft, aus eigener Kraft aufzustehen.
    Sie legte meinen Arm um ihre Schulter, und es war ihr egal, dass mein Blut überall seine Spuren hinterließ. Sie wiederholte nur immer wieder, dass sie Hilfe holen würde. Als Nächstes erinnere ich mich daran, wie wir in dem Büro von Dr. Thomas ankamen, wo ich zusammenbrach.
    »Amelia.« Ich erinnerte mich an das Tagebuch in seinem Arbeitszimmer. »Es war Amelia, die dich dorthin gebracht hat.«
    Er warf mir einen prüfenden Blick zu, und plötzlich dämmerte es mir. »Ich war es. Ich habe dich zu Dr. Thomas gebracht, stimmt’s?«
    Sein Nicken bestätigte meine Vermutung, und ich musste hart schlucken. Ich fühlte die Verbundenheit zu ihr und war mir nicht sicher, ob es daher kam, dass ich sie war oder weil ich gut fand, was sie für Wes getan hatte. So oder so wollte ich unbedingt wissen, wie es weiterging. »Was passierte dann?«, fragte ich.
    »Als ich wieder aufwachte, waren die Schmerzen extrem stark. Ich hatte innere Blutungen im Brustkorb und Unterleib, und mein Kopf hämmerte wie verrückt. Du hattest mir Blut gespendet, aber es war nicht genug, um mein eigenes Blut zum Gerinnen zu bringen, denn ich litt an einer ernsten Form der Bluterkrankheit. Ich verlor immer wieder das Bewusstsein, doch ich konnte deine Stimme hören. Du fragtest immer wieder nach meinem Namen und wo ich wohnte. Ich erinnere mich daran, dass ich Weston und Buchhandlung murmelte, dann fiel ich wieder in Ohnmacht.«
    Ich sah ihm an, dass er am liebsten nicht mehr darüber geredet hätte, doch er sprach weiter, während ich näher zu ihm rückte und meinen Kopf an seine Brust legte, um uns beide zu trösten.

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