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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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»Dann geben Sie ihm irgendetwas anderes. Sie müssen doch etwas haben. Irgendetwas. Bitte. Ich kann nicht mehr weiterleben, wenn er auf diese Weise stirbt. Bitte helfen Sie ihm.«
    Ich zuckte zusammen, als mich die Erinnerung einholte. Wes hielt mich fest. »Sophie, was ist los?«, fragte er.
    Ich wollte ihm nicht von den Bildern erzählen, die mir durch den Kopf schossen, weil sie so viel intensiver waren als alles, was er mir erzählte. Ich hatte Angst davor, ihm zu sagen, wie schlimm diese Erinnerungen für mich waren, da ich befürchtete, dass er mir dann nicht alles erzählen würde. Ich wollte aber unbedingt alles erfahren, was er wusste. Stattdessen legte ich meine Hand an seine Wange. »Nichts«, entgegnete ich. »Was geschah, nachdem ich deine Mutter geholt hatte?«
    »Bist du ganz sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Ja, bin ich.« Ich lächelte. Er machte es sich wieder auf dem Kissen bequem und streichelte mein Haar.
    »Nachdem du meine Mutter geholt hattest, hörte ich, wie sie Dr. Thomas anflehte, mein Leben zu retten. Ich befand mich in einem Dämmerzustand und war die meiste Zeit bewusstlos, merkte aber, wie verzweifelt sie war. Dr. Thomas sah schließlich ein, dass ich so oder so sterben würde, aber meine Mutter würde es ihm niemals verzeihen, wenn er nichts tat. Also erzählte er ihr, dass er mit einem Serum experimentierte, damit aber bisher keinen Erfolg gehabt hatte. Sie bestand darauf, dass er es trotzdem versuchen sollte.
    Dr. Thomas willigte ein, die Behandlung noch am selben Abend durchzuführen. Doch bevor er damit begann, verlangte er von meiner Mutter, das Zimmer zu verlassen, weil es ein sehr schwieriger und riskanter Eingriff war. Sobald sie draußen war, legte er mir Hand- und Fußgurte an und schnallte mich am Bett fest.«
    Ich konzentrierte mich so sehr, dass ich die Stimme von Wes nur noch wie von fern hörte und stattdessen immer schrecklichere, glasklare Bilder vor mir sah.
    Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Dr. Thomas das Serum in Wes’ Arm injizierte. Ich sah, wie das Blut durch die Vene floss und wie sich seine Muskeln verkrampften. Dr. Thomas spritzte so viel Blut in die Vene, dass ich anfing, mir Sorgen zu machen. »Was tun Sie da?«, fragte ich.
    »Er nimmt es gut auf. Das Serum fließt wie von selbst, ich muss nichts machen«, antwortete er.
    Er injizierte Blut in den Arm, bis Wes die Augen aufriss und mit den Armen zuckte. Es sah fast so aus, als würden die Lederriemen reißen, weil er so kräftig an ihnen zerrte.
    Schließlich begannen zuerst seine Arme, dann seine Beine krampfhaft zu zucken, und er schrie, dass wir aufhören sollten. Ich schloss die Augen und wandte mich ab. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich konnte es nicht länger ertragen. Als ich gerade gehen wollte, rief Dr. Thomas nach mir.
    »Amelia, sieh nur!«
    Ich drehte mich zu ihm um, reagierte jedoch nicht.
    Er rief noch einmal nach mir. » Amelia , komm her! Sieh dir das an!«
    Ich ging zu ihm, doch jeder einzelne qualvolle Aufschrei von Wes ließ mich zusammenzucken. Seine Arme und Beine kämpften immer noch gegen die Fesseln, und ich war drauf und dran, endgültig zu gehen, aber dann sah ich, was Dr. Thomas meinte.
    Die Blutergüsse am Arm, wo er das Serum injiziert hatte, verschwanden.
    »Siehst du das, Amelia?«
    Ich nickte.
    Er war fassungslos. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Es war ein unglaublicher Anblick, denn die Blutergüsse wurden kleiner und kleiner. Doch Wes’ Schreie gingen mir durch Mark und Bein. »Dr. Thomas, er hat Schmerzen, hören Sie auf damit!«, bat ich.
    »Das kann ich nicht.«
    »Ich kann es nicht mit ansehen. Ich werde nicht hier stehen und zusehen, wie das Serum sein Herz erreicht.«
    »Amelia, bitte . Ich will das hier genauso wenig wie du, aber seine Mutter hat darauf bestanden. Bleib hier! Du kannst nicht einfach einen Patienten im Stich lassen.«
    Er hatte recht. So unglücklich ich mich auch fühlte, ich durfte ihn nicht allein lassen. Er konnte nichts dafür. Also atmete ich tief durch und sammelte mich. Er zuckte immer noch unkontrolliert, und das Einzige, was ich tun konnte, war mit ihm zu reden. »Weston«, sagte ich dicht an seinem Ohr. Er hörte auf zu schreien und presste als Reaktion auf meine Stimme die Zähne zusammen. »Dr. Thomas hat dir ein spezielles Blut gespritzt, damit es dir besser geht. Das ist die einzige Möglichkeit, dich zu retten. Ich weiß, dass es wehtut, aber es geht nicht anders.« Er atmete schwer, um die Schreie

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