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Zeitenlos

Zeitenlos

Titel: Zeitenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelena Shorts
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einzigen, in denen er seine frühen Experimente mit Alligatorblut und Serum festgehalten hatte.
    Dr. Thomas überzeugte Wes, dass es besser war, nicht mehr öffentlich in Erscheinung zu treten. Sollte jemand herausfinden, dass das Experiment erfolgreich gewesen war, so seine Sorge, könnten die Folgen unter Umständen katastrophal sein. Das war der Zeitpunkt, an dem sie beschlossen, dass Wes verschwinden und als Weston II . zurückkehren sollte.
    Wir hielten an einer alten Straße an. Sie sah irgendwie seltsam aus, wie eine schnurgerade Startbahn, nur dass sie irgendwie im Nichts zu verschwinden schien. Wir stiegen aus, und ich blickte mich verwirrt um.
    »Kommt dir das bekannt vor?«, fragte er.
    Ich sah mich prüfend um, doch da war nichts. Keinerlei Erinnerung. »Nein.«
    »Komm her, ich will dir etwas zeigen.« Er nahm meine Hand, und wir gingen bis fast zum Ende der halb zugewachsenen Straße. Bestimmt fünf Meter vor der Klippe blieb ich stehen.
    »Das ist nah genug«, sagte ich. Ich konnte sehen, dass es tief nach unten ging, und hatte kein Verlangen, auch nur einen Zentimeter weiterzugehen. Wes dagegen machte noch einige Schritte in Richtung Klippe und drehte sich um.
    »Siehst du diese Klippe?«
    Ich nickte. »Was ist los, Wes?«
    »Hier wollte ich mit dem Wagen drüberfahren.«
    »Du wolltest WAS ?«
    Seine Stimme war so ruhig wie immer. »Ja. Als mein Onkel gestorben war, habe ich mich völlig zurückgezogen. 1963 war ich in einer solchen Stimmung, dass ich mich lieber umbringen wollte, als weiterhin allein zu sein. Also fing ich damit an, regelmäßig hierherzukommen und mit einigen Studenten an den Wochenenden Drag-Rennen zu fahren.«
    »Lass mich raten. In einem schwarzen Mustang?«
    »Sehr gut«, lobte Wes. Er lächelte und nahm den Faden wieder auf. »Wir sind damals dort gestartet.« Er deutete über meine Schulter. »Und dann ging es hier lang. Wer zuerst auf die Bremse trat, hatte verloren.« Er hielt gedankenverloren inne. »Jedenfalls wollte ich an einem Abend einfach nur noch weiterfahren.«
    »Wes!«, entfuhr es mir ein wenig zu laut.
    Er kam zu mir zurück. »Sophie, keine Sorge. Es ist ja wohl offensichtlich, dass ich es nicht getan habe.«
    Ich war erleichtert, doch was ich eben gehört hatte, gefiel mir immer noch nicht. »Warum hast du gebremst?«
    »Ich habe gebremst, weil ich dich sah.« Er griff nach meiner Hand, und wir gingen zurück zum Wagen. »Siehst du, ich war in meinem Wagen, genau hier.« Er deutete dorthin, wo er geparkt hatte. »Und mein Gegner war dort.« Er wies auf die leere Fläche neben seinem Wagen. »Und die Zuschauer hatten sich auf beiden Seiten der gesamten Strecke bis hier postiert.« Das war genau die Stelle, wo wir standen. »Als sich die Flagge senkte, gab ich, ohne zu zögern, Gas. Doch dann warf ich nur für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick aus dem Beifahrerfenster und sah dich. Du sahst aus wie ein Engel. Draußen war es stockdunkel, und du trugst ein weißes Sommerkleid.« Beim Gedanken daran lächelte er. Ich folgte seinem Blick in die Dunkelheit und versuchte, mir die Szene vorzustellen.
    »Und was passierte dann?«, wollte ich gespannt wissen.
    »Ich ging in die Eisen und schleuderte den Wagen herum. Dann stieg ich aus und rannte zu dir.«
    »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich habe dich Amelia genannt.« Er lachte in sich hinein, und ich verstand nicht, was daran so komisch sein sollte.
    »Und?«, bohrte ich weiter.
    »Und du hattest absolut keine Ahnung, wovon ich redete. Du hast mich angesehen, als hätte ich sie nicht mehr alle und ›Nein, ich bin Lenny‹ gesagt.« Er lachte wieder.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Dein Freund, der sich vor mir aufbaute und mich fragte, was ich hier wollte.«
    Ich fuhr herum. »Mein Freund?« Wes genoss die Situation offenbar, aber ich glaubte ihm kein Wort. »Woher weißt du, dass er mein Freund war?«
    »Weil er sagte, dass ich seine Freundin belästige, und damit dich meinte.«
    Ich verdrehte die Augen. »Und dann?«
    »Dann bin ich gegangen.«
    »Das ist alles?«
    »Ja, bis ich dich wiedersah. Ich fragte ein bisschen herum und fand heraus, wo ich dich finden konnte. Zu der Zeit war ich mir noch nicht sicher, ob ich mir das nicht vielleicht eingebildet hatte. Um sicherzugehen, musste ich dich wiedersehen.«
    Wir waren am Wagen angekommen, und er hielt mir die Beifahrertür auf, was ich als Hinweis verstand, dass er zurückwollte. Wir fuhren wieder Richtung Stadt. Wes war völlig entspannt. Ich war

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